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Wer einmal auf dem Friedhof liegt...

Wer einmal auf dem Friedhof liegt...

Titel: Wer einmal auf dem Friedhof liegt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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gerne mit Ihnen sprechen, trotz der ungewöhnlichen Uhrzeit.“
    „Hm...
Worüber?“
    „Uber
Yolande Mège und Charles Désiris.“
    „Désiris? Ah... Ah...“
    Er gibt Laute von sich wie jemand, der
einen Reim auf etwas macht.
    „Na schön, ich erwarte Sie. Vierte
Etage, links.“
    Weitere Einwände hat er nicht.
     
    * * *
     
    Viénot verzieht leicht das Gesicht,
als er sieht, daß wir zu zweit sind. Trotzdem bittet er uns höflich herein und
führt uns in einen Raum mit antiken Möbeln. Ein Buffet, ein runder Tisch und
mehrere Stühle mit Schnitzereien. Wahrscheinlich stammt das Zeug aus einer
Erbschaft. Im Blick des Hausherrn liegt eine Spur Verstimmung, aber keinerlei
Angst. Unter den grauen Bürstenhaaren wölbt sich eine mächtige Stirn. Ein
männlicher Charakterkopf, alles in allem. An den Füßen trägt Viénot Hausschuhe
und unter dem Hausrock eine normale Anzughose.
    „Dann waren Sie es also, der mir
gefolgt ist?“ fragt er, nachdem wir uns gesetzt haben.
    „Gefolgt? Wann denn?“
    „Hören Sie auf, den Naiven zu spielen,
Monsieur Burma! Ich jedenfalls will offen zu Ihnen sein. Vor kaum einer
halben Stunde bin ich aus einer kleinen Straße weggefahren, und fast
gleichzeitig hat sich ein anderer Wagen in Bewegung gesetzt und ist mir
gefolgt. Deshalb vermute ich...“
    „Sie vermuten richtig“, sage ich
lächelnd. „Ihnen ist tatsächlich jemand gefolgt, und zwar schon seit Ihrem
Feierabend bei der Firma Roger Richard. Monsieur Zavatter...“ Ich zeige mit
meiner Pfeife auf meinen Mitarbeiter. „...hatte Anweisung, Ihnen nicht von der
Stoßstange zu weichen. Und vorher hat er noch ein paar Informationen gesammelt,
ebenfalls auf meine Anweisung hin. Wollen Sie wissen, warum? Na gut, auch ich
will offen zu Ihnen sein. So können wir viel Zeit sparen, was um diese Uhrzeit
nicht zu verachten ist. Ich nehme an, Sie sind genauso müde wie wir. Also, ich
hab Informationen über Sie sammeln und Sie beschatten lassen. Warum? Weil ich
mir gesagt habe — als denkender Mensch wissen Sie ja, welch verschlungene Pfade
der Verstand manchmal mit einem spazierengeht! — weil ich mir also gesagt habe,
daß derjenige, der mich Dany Darnys empfiehlt, das bestimmt in irgendeinem
eigenen Interesse tut. Er wollte an die ehemalige Geliebte des ehemaligen
Monsieur Désiris rankommen, ohne sich selbst ins Rampenlicht zu stellen. Also
hat er sich der Filmschauspielerin bedient. Die kann man nämlich prima
beeinflussen, ohne daß sie’s merkt. Zitat Ende! Man muß sie nur ordentlich
einseifen; denn alleine wär sie nicht unbedingt auf die Idee gekommen, ihre
Doppelgängerin davon abzuhalten, in leichter Garderobe für ein lockeres Magazin
zu posieren. Nachdem man Dany Darnys die Fotos durch die Post zugeschickt
hat... Seh ich das richtig, Monsieur Viénot?“
    „Goldrichtig“, bestätigt mir unser
Gastgeber achselzuckend.
    „Ja, verdammt nochmal! Warum denn diese
Zirkusnummer?“
    „Wie Sie schon sagten: um mich nicht
selbst ins Rampenlicht zu stellen. Es sollte nicht jeder wissen, daß und warum
ich mich für dieses Mädchen interessiere... Yolande Mège... Hab ihren Namen
erst heute abend durch Dany erfahren.“
    „Das Dumme ist nur, daß Sie mir die
Gründe für Ihr Interesse jetzt mehr oder weniger offenlegen müssen.“
    „Das Gefühl hab ich auch! Möchte bloß
wissen, warum ich ausgerechnet Dany Sie empfohlen habe. Ein anderer würde
bestimmt nicht so rumschnüffeln wie Sie...“
    „Ein anderer, Monsieur Viénot, hätte
aber Ihre Yolande — ich nenn sie mal einfach so! — nicht in dem Affentempo
aufgegabelt.“
    „Stimmt auch wieder. Trotzdem, das
dürfte ‘ne ausgesprochene Scheißidee gewesen sein.“
    „Vielleicht ist Ihnen mein Name eingefallen,
weil ich in den Mordfall Désiris verwickelt war.“
    Seine Augen werden kugelrund.
    „Mordfall Dés...“
    „Ja, ich hab die Leichen gefunden. Und
Sie haben meinen Namen in den Zeitungsberichten gefunden.“
    Viénot schnippt mit den Fingern.
    „Genau!“ ruft er. „Hab ihn wohl im
Unterbewußtsein gespeichert. Und als Dany und ich von einem Privatdetektiv
sprachen, ist er mir automatisch wieder in den Sinn gekommen. ‘ne saublöde
Idee, wirklich...“
    „Kann man wohl sagen, aber Sie hatten
sie nun mal.“ Kaum zu glauben, daß er mich seiner Freundin alleine deshalb
empfohlen hat, weil ich in der Rue Alphonse-de-Neuville über die Leichen
gestolpert bin!
    „Aber egal“, beende ich diesen
Diskussionspunkt. „Ich nehme an, Sie kannten Charles

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