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Wer einmal lügt

Wer einmal lügt

Titel: Wer einmal lügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Brustbein, dass die Klinge in die Luft ragte.
    Die Blondine landete auf der Spitze.
    Die Klinge bohrte sich tief in ihren Bauch. Megan ließ es nicht dabei bewenden. Sie zog das Messer hoch, zerteilte den Unterbauch, bis das Messer am Brustkorb stoppte. Die warme, klebrige Flüssigkeit ergoss sich aus der Wunde über sie.
    Der Mund der Blondine öffnete sich zu einem stillen Schrei, und dann, während Megan zusah, trübten sich ihre Augen, und Megan wusste, dass ihre Feindin tot war.
    Als ihr Kopf wieder aufs Pflaster sank, hörte Megan Schritte. Ihr Kopf war schon fast unten, als sie spürte, wie zwei Hände ihn ergriffen, sanft umfassten und dann behutsam auf den Boden legten und festhielten.
    Sie blickte auf und sah seine Angst.
    »Megan? Oh, Herrgott nochmal, Megan?«
    Fast hätte sie in sein hübsches Gesicht gelächelt. Sie wollte ihn beruhigen, ihm sagen, dass sie ihn liebte und dass es ihr wieder gut gehen würde – ihr Ur-Instinkt sagte ihr, wie sie sich später erinnerte, dass sie diesen ihren Mann lieben und beruhigen musste –, bekam jedoch kein Wort über die Lippen.
    Ihre Augen verdrehten sich. Dave verschwand, und alles war dunkel.

VIERUNDDREISSIG
    B roome stand fröstelnd in der Kälte.
    Es waren jetzt sechs weitere Polizisten am alten Brunnen. Einer bot ihm eine Decke an. Broome runzelte die Stirn und forderte ihn auf zu verschwinden.
    Im Brunnen waren Leichen.
    Viele Leichen. Eine über der anderen.
    Die oberste war die von Carlton Flynn.
    Seine Leiche war die frischeste und daher die abscheulichste. Sie stank faulig. Kleine Tiere – vermutlich Ratten und Eichhörnchen – hatten am toten Fleisch genagt. Ein Polizist wandte sich ab. Broome nicht.
    Der Leichenbeschauer würde versuchen, Todeszeitpunkt und -ursache aufzuklären, doch trotz allem, was man im Fernsehen sah, war keinesfalls sicher, dass er auch nur eins von beiden herausbekam. Bei diesen Außentemperaturen und den Tieren, die sich an den inneren Organen gelabt hatten, gab es sehr viele störende Einflüsse.
    Natürlich brauchte Broome keine wissenschaftlichen Beweise, um den Todeszeitpunkt zu kennen. Er war sicher, dass Carlton Flynn an Mardi Gras gestorben war.
    Als die Leiche mit einem Flaschenzug hochgezogen worden war, hatten alle einen Moment lang nur ernst und schweigend dagestanden.
    »Von den anderen ist nicht viel mehr übrig als die Skelette«, sagte Samantha Bajraktari.
    Das überraschte Broome nicht. Nach all den Jahren, nach all den überraschenden Wendungen, den neuen Entwicklungen und Gerüchten lief es auf Folgendes hinaus: Irgendjemand hatte diese Männer getötet und sie in den Brunnen geworfen. Hatte sie dazu gebracht, an diesen abgelegenen Ort zu kommen, sie hier ermordet und dann mit einer Sackkarre zu diesem Brunnen gefahren, der gut fünfzig Meter vom Weg entfernt lag.
    Es war ohne Zweifel das Werk eines Serienmörders.
    »Wie viele Leichen sind es?«, fragte Broome.
    »Das ist bisher schwer zu sagen. Mindestens zehn, vielleicht aber auch zwanzig.«
    Die Mardi-Gras-Männer waren nicht geflohen, hatten keine neuen Identitäten angenommen oder das Land verlassen. Broome schüttelte den Kopf. Er hätte es wissen müssen. Er war immer fest davon überzeugt gewesen, dass John F. Kennedy von diesem Einzeltäter erschossen worden war. Er hatte über UFO s, Elvis-Sichtungen, gefälschte Mondlandungen und so ziemlich jede andere dämliche Verschwörungstheorie gelästert. Selbst als Polizist hatte er den Täter immer unter den naheliegenden Verdächtigen gesucht: den Ehegatten, den Geliebten, den Verwandten – denn in den meisten Fällen ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten eine Gerade.
    Wahrscheinlich lag Stewart Green ziemlich weit unten im Brunnen.
    »Wir müssen es dem FBI melden«, sagte Samantha.
    »Ich weiß.«
    »Soll ich das machen?«
    »Ist schon passiert.«
    Er dachte an Sarah Green, die jahrelang in diesem Haus gesessen hatte und nicht in der Lage gewesen war, sich zu rühren, die aber auch nicht hatte trauern können, während ihr Ehemann vermutlich die ganze Zeit tot am Grunde eines Brunnens lag. Broome hatte sich zu sehr von der Sache vereinnahmen lassen. Das hatte ihm den Blick vernebelt. Er hatte versucht, die Greens zu retten. Er hatte sich eingeredet, es bestünde eine echte Chance, dass er Stewart Green allen Wahrscheinlichkeiten zum Trotz finden und zurückbringen könnte.
    Idiotisch.
    Natürlich gab es noch sehr viele offene Fragen. Warum hatte man Ross Gunthers Leiche nicht auch in

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