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Wer einmal lügt

Wer einmal lügt

Titel: Wer einmal lügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Gras.«
    Das stützte Ray Levines Version ziemlich massiv.
    Dodds sah aus dem Fenster. »Das FBI ?«
    »Yep.«
    »Übernehmen die?«
    Broome nickte. »Das ist jetzt deren Baby.« Er sah auf die Uhr. Es gab keinen Grund, hier noch weiter Zeit zu vertrödeln. Er musste Sarah informieren. »Wenn sonst nichts weiter ist …«
    »Nein, eigentlich nicht. Nur eins fand ich noch seltsam.«
    »Und das wäre?«
    »Ray Levine. Heißt der Kerl wirklich so?«
    »Ja.«
    Dodds nickte versunken. »Kennen Sie sonst noch irgendwelche Levines?«
    »Mehrere, wieso?«
    »Das sind dann Juden, oder? Ich meine, Levine ist ein jüdischer Name.«
    Broome ließ den Blick durch den verlotterten Keller schweifen und sah Dodds dann stirnrunzelnd an. »Ihnen ist schon klar, dass nicht alle Juden reich sind, oder?«
    »Das mein ich nicht. Ich will jetzt auch gar nicht mit irgendwelchen Klischees kommen oder so was. Ach, vergessen Sie’s einfach. Ist nicht so wichtig.«
    »Was ist nicht so wichtig?«, fragte Broome.
    »Nichts. Also gut, wir haben, wie schon gesagt, nichts Belastendes gefunden. Es ist bloß, na ja …«, er zuckte die Achseln, »… was macht ein Jude damit?«
    Er gab Broome eine kleine Asservatentüte aus Plastik. Broome sah sich den Inhalt an. Im ersten Moment verstand er nicht, was das war, doch als es ihm nach ein paar Sekunden klar wurde, überkam ihn ein Schwindelgefühl, und er hatte den Eindruck, ungebremst immer tiefer zu fallen. Seiner schon vorher ins Trudeln geratenen Welt wurde ein weiterer heftiger Stoß versetzt, so dass er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte.
    »Broome?«
    Er beachtete Dodds nicht. Er blinzelte, sah noch einmal hin und spürte, wie ihm das Herz in die Hose rutschte, denn da, in dem Plastikbeutel, lag eine Antonius-Medaille.
    Von seinem Standort auf der gegenüberliegenden Straßenseite beobachtete Ken, wie Lorraine das La Crème durch die Hintertür verließ. Für den Weg durch den Club hatte sie ziemlich lange gebraucht: Fast jedes Mädchen, das in dem Sündenpfuhl arbeitete, war an die ältere Bardame herangetreten und hatte sie ausgiebig umarmt. Lorraine ließ sie gewähren und schenkte dann offenbar jeder der jungen Frauen das, nach dem sie sich sehnte – ein offenes Ohr, ein schräges Ich-versteh-schon-Lächeln oder ein paar freundliche Worte.
    Als ob sie ihre Mutter wäre.
    Nachdem sie die Gruppe der jüngeren Tänzerinnen schließlich hinter sich gelassen und sich auf den Nachhauseweg gemacht hatte, folgte Ken ihr in sicherer Entfernung. Der Weg zu ihrer Wohnung war nicht weit. Die Bardame wohnte natürlich in einem heruntergekommenen Drecksloch, einem Haus, von dem man mit viel gutem Willen sagen konnte, dass es schon bessere Zeiten gesehen hatte, obwohl es vermutlich schon vom ersten Tag an in ziemlich erbärmlicher Verfassung gewesen war.
    Lorraine schloss die Tür auf und verschwand im Haus. Weiter hinten gingen zwei Lampen an. Vorher war das Haus völlig dunkel gewesen. Das sprach dafür, dass sie alleine war. Ken ging ums Haus herum und spähte durch die Fenster hinein. Er entdeckte Lorraine in der Küche.
    Er fand, dass sie ziemlich erschöpft aussah. Sie hatte ihre Stöckelschuhe abgestreift und die nackten Füße auf einen Stuhl gelegt. Sie wärmte sich die Hände an einer Tasse Tee, die sie mit geschlossenen Augen langsam schlürfte. In diesem grellen Licht war sie längst nicht mehr so attraktiv und sah viel älter aus als im dämmrigen Schein des Strip-Clubs.
    Was ja auch logisch war.
    Diese Bardame hatte wirklich nichts aus ihrem Leben gemacht, dachte Ken. Er tat ihr einen Gefallen, indem er sie aus diesem Elend erlöste. Ken spürte, wie das Verlangen ihn mit aller Macht packte. Er ballte die Fäuste, sah den Küchentisch an und dachte: Ja, der wird wohl stabil genug sein.
    Es war Zeit, sich an die Arbeit zu machen.
    Als Ken auf dem Weg zu Lorraines Haustür war, vibrierte sein Handy. Er blickte aufs Display, sah, dass es nicht Barbie war, und beschloss, nicht ranzugehen. Als er vor der Tür stand, klopfte er, fuhr sich mit der Hand durch die Haare und wartete. Er hörte ein Schlurfen, dann glitt der obere Türriegel auf. Schon komisch, wie viele Leute das einfach so machten. Da besorgten sie sich ein teures Schloss, öffneten dann aber einfach die Tür, wenn jemand klingelte.
    Lorraines Augen weiteten sich kurz, als sie Ken sah, sie versuchte aber nicht die Tür zuzuschlagen. »Na sieh mal einer an. Wenn das nicht der hübsche Trauergast ist, der wie mein Ex

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