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Wer einmal lügt

Wer einmal lügt

Titel: Wer einmal lügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Kater.
    Langsam und vorsichtig öffnete Megan die Augen. Dave saß am Fußende des Betts und hatte den Kopf auf die Hand gestützt. Auch er sah aus, als litte er an Schmerzen. Seine Haare standen in alle Richtungen ab. Sie nahm an, dass er die ganze Nacht an ihrer Seite verbracht hatte.
    Sie versuchte sich zu erinnern, wann sie mit ihrer Erzählung fertig geworden war – Dave hatte kaum etwas gesagt –, wusste es aber nicht mehr. Sie hatte so lange geredet, bis sie die Müdigkeit überwunden hatte, und war dann nicht eingeschlafen, sondern vielmehr durch die Kombination aus Erschöpfung, Schmerzen und Morphin bewusstlos geworden. Falls Dave sich irgendwie zu ihrer Lebensbeichte geäußert hatte, konnte sie sich nicht mehr daran erinnern.
    Megan war noch nie so durstig gewesen. Als sie nach dem Wasserbecher auf dem Nachttisch griff, protestierte ihr ganzer Körper vor Schmerz. Sie stieß einen kurzen Schrei aus. Daves Kopf schnellte hoch und er sagte: »Warte, ich gebe ihn dir.«
    Er ging zum Nachttisch, führte den Becher vorsichtig vor ihren Kopf und steckte ihr sanft den Strohhalm in den Mund. Sie saugte gierig. Das Wasser war das reinste Ambrosia. Als sie fertig war, stellte Dave den Becher wieder auf den Nachttisch und setzte sich neben sie.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte er.
    »Als ob ich einen Bus geküsst hätte.«
    Er lächelte und streichelte ihr über die Stirn. »Ich hol den Arzt.«
    »Warte noch.« Seine Hand war kühl auf ihrer Stirn. Sie schloss die Augen und genoss seine Berührung. Eine Träne rann ihre Wange hinab. Sie wusste nicht, warum.
    »Ich habe über alles nachgedacht, was du mir erzählt hast«, sagte Dave. »Ich bin immer noch dabei, das zu verarbeiten.«
    »Schon klar. Aber sprich mit mir, okay?«
    »Okay.«
    Sie öffnete die Augen und sah ihn an.
    »Das ist hart«, sagte Dave. »Na ja, einerseits spielt es ja wohl eigentlich keine Rolle, was du früher einmal gewesen bist. Liebst du mich?«
    »Ja.«
    »Sind deine Gefühle für mich eine Lüge?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Wieso sollte mich der Rest dann interessieren? Wir haben alle eine Vergangenheit. Wir alle haben Geheimnisse. Oder so was in der Art.« Er rutschte auf seinem Stuhl zurück. »Das ist das Einerseits. Das ist der Teil, den ich verstehe.«
    »Und das Andererseits?«
    Dave schüttelte den Kopf. »Ich bin noch dabei, das zu verarbeiten.«
    »Verarbeiten?«, fragte sie. »Oder bewerten?«
    Er sah sie verwirrt an. »Ich versteh nicht, was du meinst?«
    »Wenn ich in der Vergangenheit, bevor wir uns kennengelernt haben – was weiß ich –, eine reiche Prinzessin und Jungfrau gewesen wäre, hättest du dann auch solche Probleme, das zu verarbeiten?«
    »Hältst du mich für so oberflächlich?«
    »Ich frag ja nur«, sagte sie. »Ist doch eine ganz normale Frage.«
    »Und wenn ich antworten würde: Ja, so ein Szenario wäre einfacher zu verarbeiten?«
    »Ich glaube, ich würde das verstehen.«
    Dave überlegte. »Soll ich dir etwas Sonderbares erzählen?«
    Sie wartete.
    »Ich habe dir nie ganz vertraut, Megan. Nein, warte, das stimmt so nicht. Was ich meine, ist, dass ich dir nicht alles geglaubt habe. Vertraut habe ich dir. Unbedingt. Ich habe dich zu meiner Frau gemacht, dich geliebt und bin sicher, dass du mich geliebt hast. Wir haben das Leben und das Bett geteilt und zusammen Kinder bekommen.« Dave schluckte, wandte den Kopf einen Moment ab und sah sie dann wieder an. »Ich würde mein Leben in deine Hände legen. Das weißt du doch.«
    »Ja.«
    »Trotzdem habe ich dir nicht immer geglaubt. Man kann jemandem vertrauen und doch wissen, dass da noch etwas anderes ist. Weißt du, was ich meine?«
    »Ja.«
    »War es schwer, mich all die Jahre zu belügen?«
    »Nicht nur dich. Alle.«
    »Aber vor allem mich.«
    Sie widersprach nicht.
    »War das schwer?«
    Megan überlegte. »Eigentlich nicht, nein.«
    Er lehnte sich zurück. »Wow, das ist wirklich ehrlich.«
    »Dir die Wahrheit zu sagen stand ja eigentlich nie zur Debatte. Ich hatte keinen Grund dafür, dir etwas über meine Vergangenheit zu erzählen. Die Wahrheit hätte alles nur schwieriger gemacht.«
    »Es muss aber schwer gewesen sein, oder? In gewisser Weise?«
    »Daran hatte ich mich wohl gewöhnt.«
    Er nickte. »Irgendwie muss ich ein paar Einzelheiten wissen, weil meine Fantasie sonst mit mir durchgeht. Verstehst du, was ich meine?«
    Sie nickte.
    »Eigentlich weiß ich aber, dass es besser wäre, es dabei zu belassen.«
    »Es ist lange her,

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