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Wer einmal lügt

Wer einmal lügt

Titel: Wer einmal lügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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»ihr könnt kurz reinkommen. Aber nur einen Augenblick, ja?«
    Beide nickten.
    Tawny schloss die Tür auf. Ralphie rannte durchs Zimmer auf sie zu, seine Krallen klickten auf dem Linoleum. Als sie das hörte, ging Tawny das Herz auf. Ralphie – das einzige gute, freundliche und liebende Wesen in ihrem Leben. Sie beugte sich herunter und ließ sich von Ralphie umrennen. Sie kicherte während des Schluchzens und kraulte Ralphie ein paar Sekunden an seiner Lieblingsstelle hinter den Ohren, dann stand sie wieder auf.
    Tawny wandte sich an die kecke Blondine, die immer noch lächelte.
    »Ein schöner Hund«, sagte die kecke Blondine.
    »Danke.«
    »Darf ich ihn streicheln?«
    »Natürlich.«
    Tawny drehte sich zu dem niedlichen Mann um. Er lächelte ihr auch zu. Aber das war jetzt ein seltsames Lächeln. Irgendwie schräg …
    Der niedliche Mann lächelte noch immer, als er die Faust ballte und ausholte. Er lächelte noch immer, als er die Hüfte und die Schultern herumzog und Tawny mit aller Kraft ins Gesicht schlug.
    Während Tawny zu Boden stürzte, Blut aus ihrer Nase spritzte und sich ihre Augen verdrehten, hörte sie Ralphie noch kurz aufjaulen. Dann verlor sie das Bewusstsein.

NEUN
    B roome legte den Hörer zurück auf die Gabel. Er versuchte immer noch, diese – um die Lokalzeitungen zu zitieren – »neuesten, schockierenden Entwicklungen« zu verarbeiten.
    Goldberg fragte: »Wer war das?«
    Broome hatte nicht gemerkt, dass Goldberg neben ihm stand. »Harry Sutton.«
    »Der Winkeladvokat?«
    »Winkeladvokat?« Broome runzelte die Stirn. »Sind wir im Jahr 1958? Kein Mensch nennt Anwälte heute noch Winkeladvokaten.«
    »Benehmen Sie sich nicht wie ein Arsch, nur weil es gerade so einfach ist«, sagte Goldberg. »Hat das irgendwas mit Carlton Flynn zu tun?«
    Broome stand auf. Sein Puls raste. »Schon möglich.«
    »Und?«
    Hatte es etwas mit Carlton Flynn zu tun? Möglich. Hatte es etwas mit Stewart Green zu tun? Definitiv.
    Broome ging das Gespräch noch einmal im Kopf durch. Nach einer siebzehnjährigen Suche behauptete Harry Sutton, Cassie, die Stripperin, die zusammen mit Stewart Green verschwunden war, sei bei ihm im Büro. Sie habe einfach reingeschaut, einfach so, sei wie aus dem Nichts bei ihm aufgetaucht. Es war fast zu schön, um wahr zu sein.
    Bei den meisten Anwälten wäre Broome davon ausgegangen, dass sie nur Mist erzählten. Aber Harry Sutton würde trotz der Exzesse in seinem Privatleben – und davon gab es wahrlich genug – so eine Nummer nicht abziehen. In dieser Angelegenheit konnte er durch eine Lüge nichts gewinnen.
    »Ich erzähl es Ihnen nachher«, sagte Broome.
    Goldberg stemmte die Hände in die Hüften und versuchte, unnachgiebig auszusehen. »Nein, Sie erzählen es mir jetzt.«
    »Harry Sutton könnte eine Zeugin ausfindig gemacht haben.«
    »Was für eine Zeugin?«
    »Ich wurde zur Verschwiegenheit verpflichtet.«
    »Was wurden Sie?«
    Broome antwortete nicht. Er ging einfach weiter, nahm die Treppe, weil er wusste, dass Goldberg, ein Mann, der es schon mühsam fand, die Hand auszustrecken, wenn es nicht gerade nach einem Sandwich war, ihm nicht folgen würde. Als er in seinen Wagen stieg, klingelte sein Handy. Broome sah, dass es Erin war.
    »Wo bist du?«, fragte sie.
    »Auf dem Weg zu Harry Sutton.«
    Erin war dreiundzwanzig Jahre lang seine Partnerin bei der Polizei gewesen, bis sie vor einem Jahr in Pension gegangen war. Außerdem war sie seine Exfrau. Er erzählte ihr von Cassies plötzlichem Erscheinen.
    »Wow«, sagte Erin.
    »Absolut.«
    »Die mysteriöse Cassie«, sagte Erin. »Du hast lange nach ihr gesucht.«
    »Siebzehn Jahre.«
    »Dann kriegst du jetzt vielleicht endlich ein paar Antworten.«
    »Das wollen wir hoffen. Rufst du aus irgendeinem bestimmten Grund an?«
    »Das Überwachungsvideo aus dem La Crème .«
    »Was ist damit?«
    »Ich hab eventuell was gefunden.«
    »Soll ich vorbeikommen, wenn ich bei Sutton fertig bin?«
    »Ja, dann kann ich das noch etwas genauer festnageln. Und du kannst mir von dem Treffen mit der mysteriösen Cassie erzählen.«
    Dann, weil er einfach nicht widerstehen konnte, sagte er: »Erin?«
    »Was ist?«
    »Du hast ›nageln‹ gesagt. Hehehe.«
    »Ist das dein Ernst, Broome?«, stöhnte Erin. »Wie alt bist du?«
    »Früher haben solche Sprüche bei dir funktioniert.«
    »Bei mir hat alles Mögliche funktioniert«, sagte sie, vielleicht mit einem Anflug von Traurigkeit in der Stimme. »Das ist lange her.«
    Wahre Worte. »Wir

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