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Wer einmal lügt

Wer einmal lügt

Titel: Wer einmal lügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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sehen uns später, Erin.«
    Broome schob die Gedanken an seine Ex beiseite und trat aufs Gaspedal. Ein paar Minuten später klopfte er an die mattierte Scheibe. Im Büro sagte eine raue Stimme: »Herein!«
    Er öffnete die Tür und trat in den Raum. Harry Sutton sah aus wie ein ehemals beliebter, alter College-Professor, der inzwischen völlig heruntergekommen war. Broome ließ den Blick durch den Raum schweifen. Außer Harry war niemand da.
    »Schön, Sie zu sehen, Detective.«
    »Wo ist Cassie?«
    »Nehmen Sie Platz.«
    Broome setzte sich. »Wo ist Cassie?«
    »Sie ist im Moment nicht hier.«
    »Ja, das ist mir auch schon aufgefallen.«
    »Muss wohl daran liegen, dass Sie ausgebildeter Kriminalist sind.«
    »Ich gebe mir große Mühe, nicht damit zu prahlen«, sagte Broome. »Was geht hier vor, Harry?«
    »Sie ist in der Nähe. Und sie will mit Ihnen reden. Allerdings müssen wir vorher noch ein paar Grundregeln festlegen.«
    Broome breitete die Arme aus. »Ich höre.«
    »Erstens ist das alles inoffiziell.«
    »Inoffiziell? Wofür halten Sie mich, Harry? Einen Journalisten?«
    »Nein, ich halte Sie für einen guten und etwas verzweifelten Cop. Inoffiziell heißt einfach Folgendes: Sie machen sich keine Notizen. Sie schreiben es nicht in die Akte. Wenn man Sie fragt, haben Sie nie mit ihr gesprochen.«
    Broome dachte darüber nach. »Und wenn ich ablehne?«
    Harry Sutton stand auf und streckte ihm die Hand entgegen. »Schön, Sie wieder einmal gesehen zu haben, Detective. Einen angenehmen Tag wünsche ich noch.«
    »Okay, schon gut. Kein Grund, so ein Theater zu machen.«
    »Einen Grund dafür gibt es wirklich nicht«, sagte Harry mit einem freundlichen Lächeln, »aber warum soll ich es nicht ausnutzen, wenn sich die Gelegenheit ergibt.«
    »Gut, es ist inoffiziell. Holen Sie sie her.«
    »Es gibt noch ein paar Regeln.«
    Broome wartete.
    »Das Treffen heute ist ein einmaliger Termin. Cassie wird in meiner Kanzlei mit Ihnen reden. Ich werde dabei sein, während sie Ihre Fragen nach bestem Wissen und Gewissen beantwortet. Hinterher wird Cassie wieder verschwinden. Sie werden das zulassen. Sie werden nicht versuchen, ihre neue Identität in Erfahrung zu bringen – und, was noch wichtiger ist, Sie werden nach diesem Treffen nicht versuchen, sie ausfindig zu machen.«
    »Und Sie werden meiner Zusage einfach vertrauen?«
    »Ja.«
    »Verstehe«, sagte Broome. Er beugte sich vor. »Nehmen wir an, ich würde sie eines Verbrechens für schuldig halten.«
    »Das werden Sie nicht.«
    »Aber nehmen wir’s doch einfach mal an.«
    »Pech. Wenn Cassie das Gespräch mit Ihnen beendet hat, geht sie nach Hause. Sie sehen sie nie wieder.«
    »Und wenn ich bei weiteren Ermittlungen auf etwas Neues stoße, wonach ich sie fragen muss?«
    »Gleiche Antwort: Pech.«
    »Und zu Ihnen darf ich auch nicht kommen?«
    »Doch, das dürfen Sie selbstverständlich. Und wenn ich Ihnen helfen kann, werde ich das tun. Ich verpflichte mich jedoch zu nichts.«
    Broome hätte widersprechen können, hatte aber keine echte Handhabe. Außerdem war er ein Spatz-in-der-Hand- und einem-geschenkten-Gaul-schaut-man-nicht-ins-Maul-Typ. Gestern hatte er nicht die geringste Vorstellung davon gehabt, wo Cassie sein könnte. Jetzt konnte er mit ihr reden, falls er sie oder Harry nicht vor den Kopf stieß.
    »Okay«, sagte Broome. »Ich stimme allen erwähnten Regeln zu.«
    »Wunderbar.« Harry Sutton griff zu seinem Handy und sagte: »Cassie? Alles klar. Du kannst jetzt reinkommen.«
    Deputy Chief Goldberg war einfach alles scheißegal.
    Um mit voller Pension in den Ruhestand gehen zu können, musste er nur noch ein Jahr durchhalten – aber das reichte ihm nicht. Nicht einmal annähernd. Atlantic City mochte ein Drecksloch sein, aber es war ein teures Drecksloch. Er steckte bis zum Arsch in Alimentezahlungen. Seine aktuelle Liebesbeziehung, Melinda, ein achtundzwanzigjähriger Porno-Star (Goldberg war aufgefallen, dass sie immer Porno-»Stars« waren, nie einfach nur Schauspielerinnen oder, wie Melinda, »das unbedeutendere Mädchen bei einem flotten Dreier«), saugte ihn aus (und das war durchaus doppeldeutig gemeint, hehe). Aber, Mann, sie war es wert.
    Yep, man konnte es auf diverse Arten umschreiben, aber letztendlich war Goldberg einfach ein korrupter Bulle.
    Normalerweise hatte er kein Problem, sich dafür zu rechtfertigen: Gangster sind wie diese mythologischen Monster, wo zwei neue Köpfe nachwachsen, sobald man einen abgeschlagen hat. Oder auch: Man

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