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Wer einmal lügt

Wer einmal lügt

Titel: Wer einmal lügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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verurteilt, die vorbeigekommen sind, um ein bisschen Dampf abzulassen oder einfach irgendwie … egal. Drei Viertel der Clubbesucher waren verheiratet. Ich glaub nicht mal, dass die meisten Heuchler oder Scheinheilige waren – ein Mann kann seine Frau lieben und trotzdem nebenbei noch ein bisschen was erleben wollen, oder?«
    Broome zuckte die Achseln. »Ich denke schon.«
    »Aber so war Stewart Green nicht. Er war gewalttätig. Er war verrückt. Ich hab damals allerdings nicht gewusst, wie verrückt er war.«
    Broome schlug die Beine übereinander. Was Cassie ihm über die Schläge und die Gewalt erzählte, klang ganz ähnlich wie Tawnys Beschreibung von Carlton Flynn. Vielleicht war das eine weitere Verbindung?
    »Und was genau ist dann passiert?«, fragte er.
    Zum ersten Mal wirkte Cassie etwas unsicher. Sie sah Harry Sutton an. Der hatte sich zurückgelehnt und die Hände auf dem Bauch verschränkt. Er nickte ihr zu. Sie blickte nach unten.
    »Kennen Sie die Ruine der alten Eisenerzmine bei Wharton?«
    Broome kannte sie. Sie war etwa fünfzehn Kilometer von Atlantic City entfernt – am Anfang der Pine Barrens.
    »Da bin ich gelegentlich gewesen. Nach der Arbeit oder wenn ich sonst irgendwie mal ein bisschen abschalten wollte.«
    Abschalten , dachte Broome, ohne eine Miene zu verziehen. Eine Lüge. Ihre erste? Er war sich nicht sicher. Eigentlich wollte er die Frage stellen, die logisch daraus folgte: Warum waren Sie wirklich dort? Doch er ließ sie erst einmal weiterreden.
    »Eines Abends – na ja, es war der letzte Abend, den ich in der Stadt verbracht habe – bin ich im Naturschutzgebiet bei der Ruine gewesen. Ich muss wohl ziemlich besorgt und geistesabwesend gewesen sein. Stewart wurde immer unkontrollierter, und ich wusste einfach nicht mehr, wie ich damit umgehen sollte. Ich hatte alles versucht, damit er mich zufrieden lässt.«
    Broome stellte ihr die gleiche Frage, die er auch Tawny gestellt hatte: »Hatten Sie keinen Liebhaber oder so etwas?«
    Ein Schatten senkte sich auf ihr Gesicht. »Nein.«
    Noch eine Lüge?
    »Gab es sonst irgendjemanden, den Sie um Hilfe bitten konnten? Was war mit Rudy oder einer Freundin aus dem Club?«
    »Nee, so haben wir einfach nicht gearbeitet. Ich zumindest nicht. Ich hab mich selbst um meinen Kram gekümmert. Kann sein, dass sich jemand gedacht hat, mir würde die Geschichte über den Kopf wachsen, aber ich war ein großes Mädchen. Ich bin damit klargekommen.«
    Sie sah nach unten auf ihre Hände.
    »Was ist passiert, Cassie?«
    »Das ist schon ziemlich seltsam, dass mich jemand so anspricht. Als Cassie, meine ich.«
    »Würden Sie Maygin vorziehen?«
    Sie lächelte. »Ah, das haben Sie also rausgekriegt. Nein, bleiben Sie lieber bei Cassie.«
    »Okay. Sie lenken ab, Cassie.«
    »Ich weiß«, sagte sie. Sie holte tief Luft und kam wieder zurück zum Thema. »Ich habe verzweifelt nach einer Möglichkeit gesucht, Stewart loszuwerden, daher hatte ich zwei Tage vorher die große Atombombe auf ihn abgeworfen oder, um genau zu sein, ihm das angedroht. Ich hätte das damals niemals durchgezogen. Aber ich hatte gedacht, dass die Drohung schon reichen würde.«
    Broome hatte eine ziemlich klare Vorstellung davon, worauf sie hinauswollte, wartete jedoch ab.
    »Na ja, jedenfalls habe ich Stewart gesagt, ich würde seiner Frau alles erzählen, wenn er mich nicht zufrieden lässt. Das hätte ich allerdings niemals getan. Man kriegt nämlich die ganze Strahlung auch selbst ab, wenn man die Bombe einmal gezündet hat. Aber normalerweise reicht die Drohung ja auch.«
    »In diesem Fall allerdings nicht«, sagte Broome.
    »Nein.« Wieder lächelte sie, wenn auch freudlos dieses Mal. »Um es mit den Worten des Mannes zu sagen, der seinen Freund damals gewarnt hatte: Ich hatte unterschätzt, wie stark der Strudel einen hineinzieht, wenn man es mit einem wirklich abgedrehten Typen zu tun hat.«
    Broome sah Harry Sutton an. Der beugte sich mit besorgter Miene vor.
    »Was ist passiert, als Sie die Drohung ausgesprochen hatten?«, fragte Broome.
    Tränen schossen ihr in die Augen. Sie blinzelte. Schließlich antwortete sie mit leiser Stimme: »Es war übel.«
    Schweigen.
    »Sie hätten zu mir kommen können«, sagte Broome.
    Sie schwieg weiter.
    »Das hätten Sie. Bevor Sie ihm angedroht hatten, die Bombe zu zünden.«
    »Und was genau hätten Sie dann getan, Detective?«
    Er antwortete nicht.
    »Ihr Bullen seid ja bekannt dafür, dass ihr uns Professionelle immer so gut gegen die

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