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Wer einmal lügt

Wer einmal lügt

Titel: Wer einmal lügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Achseln. »Ich habe von dem anderen Verschwundenen gehört.«
    »Verstehe. Wie haben Sie davon erfahren?«
    »Ich habe es in den Nachrichten gesehen«, sagte sie.
    Noch eine Lüge.
    »Und Sie haben sofort eine Parallele zwischen Stewart Green und Carlton Flynn gesehen?«
    »Abgesehen von der, die offensichtlich ist?«, fragte sie. »Nein, eigentlich nicht.«
    »Dann haben die Berichte darüber also einfach die Erinnerungen an die Vergangenheit geweckt und sie irgendwie wieder zurückgebracht?«
    »So einfach ist das nicht.« Wieder sah sie auf ihre Hände hinunter. Jetzt bemerkte es Broome. Sie hatte einen Ring getragen. Er sah die helle Linie am Ringfinger. Sie hatte ihn abgenommen – wahrscheinlich für dieses Treffen – und fühlte sich ohne ihn unwohl. Das erklärte auch das Händeringen. »Die Geschehnisse dieser Nacht … Sie haben mich nie ganz losgelassen. Ich bin geflüchtet. Ich habe meinen Namen geändert. Ich habe mir ein neues Leben aufgebaut. Doch diese Nacht hat mich die ganze Zeit verfolgt. Und sie tut das noch immer. Ich habe mir wohl gedacht, dass es Zeit ist, die Flucht zu beenden. Ich habe mir gedacht, dass es Zeit ist, mich der Sache zu stellen, damit ein für alle Mal Schluss ist.«

ELF
    A lle nannten sie Ken und Barbie.
    Um also auf der sicheren Seite zu sein – und weil falsche Identitäten total cool waren –, fingen sie an, sich auch gegenseitig so zu nennen.
    Tawnys gebrochener Finger hatte ihre Aufgabe lächerlich einfach und damit uninteressant gemacht. Barbie war etwas enttäuscht gewesen. Sie war doch so gut darin, Menschen Informationen zu entlocken. Sehr kreativ. Sie hatte sich einen neuen Lötkolben mit besonders feiner Spitze besorgt, der mehr als tausend Grad heiß wurde und den sie eigentlich unbedingt ausprobieren wollte.
    Aber kreativ sein hieß improvisieren. Ken hatte sofort gesehen, dass Tawny einen gebrochenen Finger hatte, der ihr sehr zu schaffen machte. Warum sollten sie diese Verletzung nicht einsetzen?
    Nachdem Ken Tawny ins Gesicht geschlagen hatte, schloss Barbie die Tür ab. Tawny lag auf dem Boden und hielt sich die Nase. Ken stellte einen seiner Keds-Sneaker direkt zwischen ihre riesigen, falschen Brüste und drückte sie herunter. Er zog ihre rechte Hand nach oben. Tawny wand sich vor Schmerz.
    »Das ist schon okay«, sagte er sanft.
    Ken setzte den Fuß als Hebel ein, zog Tawnys Arm gerade und umklammerte ihn mit dem Ellbogen. Sie konnte sich nicht rühren. Die Hand mit dem gebrochenen Finger lag vollkommen frei. Er nickte Barbie zu.
    Barbie lächelte und richtete ihren Pferdeschwanz. Ken sah gerne zu, wenn sie ihre Haare mit einer Hand umfasste und nach hinten zog, wobei ihr zierlicher Nacken gut zu sehen war. Barbie trat heran und musterte den Finger einen Moment lang.
    Zuerst schnippte Barbie mit ihrem Mittelfinger gegen den gebrochenen Zeigefinger. Nicht sehr fest. Es war nur ein kleiner Test. Ihre Augen begannen zu leuchten, als Tawny vor Schmerz schrie. Langsam legte Barbie nun ihre Finger um den gebrochenen Zeigefinger und ballte sie zur Faust. Tawny ächzte. Barbie lächelte schwach und wartete einen Moment lang. Der Hund, Ralphie, der vielleicht spürte, was geschah, hüpfte wimmernd in der hintersten Zimmerecke herum. Barbie sah Ken an. Auch Ken lächelte. Sie nickte ihm zu.
    »Bitte«, sagte Tawny mit tränenüberströmtem Gesicht. »Bitte sagen Sie, was Sie von mir wollen.«
    Barbie blickte lächelnd zu ihr hinunter. Ohne jede Vorwarnung riss sie den gebrochenen Finger dann nach hinten, bis er Tawnys Handgelenk berührte. Ken war bereit. Er nahm den Fuß von Tawnys Brust, stellte ihn auf ihren Mund und erstickte so einen langen, unkontrollierten Schrei. Wieder ergriff Barbie den Finger. Sie fing an, ihn hin und her zu bewegen wie einen Joystick von einem dieser schrecklichen Spielkonsolen.
    Schließlich stach der spitze Knochen durch die Haut und den Verband.
    Dann – und erst dann – fragten sie Tawny, wo Carlton Flynn war.
    Jetzt, eine Dreiviertelstunde später und nachdem sie sie zwei Mal aus der Bewusstlosigkeit geweckt hatten, konnten sie mit Sicherheit sagen, dass Tawny nichts wusste. Eigentlich hatten sie es schon eher sagen können, doch Ken und Barbie hätten es nicht so weit gebracht, wenn sie nicht äußerst gründlich arbeiten würden.
    Ein paar potenziell nützliche Dinge hatten sie allerdings doch erfahren. Als Tawnys Schmerzen zu groß geworden waren – und ihre Zurechnungsfähigkeit für eine Weile abhandengekommen war –,

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