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Wer einmal lügt

Wer einmal lügt

Titel: Wer einmal lügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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ja, Sie wissen schon, was ich meine. Also bin ich abgehauen. Ich bin abgehauen und habe es keine Sekunde lang bereut.«
    »Wohin sind Sie gegangen?«
    Harry Sutton hüstelte. »Das spielt hier keine Rolle, Detective. Für Sie ist die Geschichte an dieser Stelle beendet.«
    Broome sah ihn an. »Das soll ein Witz sein, oder?«
    »Wir haben eine Abmachung.«
    Cassie sagte: »Es ist die Wahrheit, Detective.«
    Er war drauf und dran, den Bluff aufzudecken – ihr zu sagen, dass es nur zum Teil die Wahrheit sei –, wollte sie jedoch nicht verschrecken. Also fragte er nach ein paar Details, hoffte so, mehr darüber zu erfahren, was damals passiert war. Vor allem wollte er wissen, wie schwer verletzt Stewart Green gewesen war, bekam jedoch nicht mehr aus ihr heraus – und war sich auch nicht sicher, ob sie in diesem Punkt noch mehr wusste.
    Schließlich sagte Harry Sutton: »Ich denke, mehr werden Sie nicht erfahren, Detective.«
    Stimmte das? Und hatte er wirklich etwas Neues erfahren? Er fühlte sich noch genauso verloren wie vorher – vielleicht sogar noch verlorener. Broome dachte an die anderen Männer, an das, was die Vermissten verband. Waren sie ermordet worden? Waren sie irgendwie verletzt worden und dann – was? Abgetaucht? Stewart Green war der Erste gewesen. Da war Broome sich ziemlich sicher. Hatte er sich von den Verletzungen erholt und …?
    Und was?
    Wo zum Teufel war er? Und welche Verbindung bestand zwischen ihm und den anderen?
    Cassie stand auf. Broome sah ihr ins Gesicht. »Warum?«, fragte er.
    »Warum was?«
    »Sie hätten in Ihrem Versteck bleiben und Ihr Leben sicher und ungestört fortsetzen können.« Er warf einen kurzen Blick auf Harry Sutton und sah dann wieder sie an. »Warum sind Sie zurückgekommen?«
    »Sie sind Javert, erinnern Sie sich?«, sagte sie. »Sie hätten die Jagd nie aufgegeben. Irgendwann müssen Javert und Valjean sich wieder begegnen.«
    »Also haben Sie sich entschieden, Ort und Zeit lieber selbst zu bestimmen.«
    »Ist doch besser, als wenn Sie irgendwann bei mir vor der Haustür stehen, oder?«
    Broome schüttelte den Kopf. »Das kaufe ich Ihnen nicht ab.«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich werde keine große Energie darauf verschwenden, es Ihnen glaubhaft zu machen.«
    »Und das war’s jetzt, Cassie? Für Sie ist damit alles erledigt?«
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
    Aber sie verstand ihn ganz genau. Er sah es in ihren Augen.
    »Verschwinden Sie jetzt einfach wieder und kehren in Ihr geregeltes Leben zurück?«, fragte Broome. »Fühlen Sie sich geläutert? Hat Ihnen dieses Treffen das gegeben, was Sie sich davon erhofft haben?«
    »Ich glaube schon«, sagte sie. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Ihnen auch eine Frage stelle?«
    Sie versuchte, den Spieß umzudrehen, dachte Broome. Sich zu rechtfertigen. Aber warum? Mit einer kurzen Handbewegung forderte er sie auf fortzufahren.
    »Was werden Sie mit diesen Informationen machen?«, fragte sie.
    »Ich werde die anderen Hinweise, die ich habe, damit ergänzen, sie abwägen und eine Neubewertung der Situation vornehmen.«
    »Haben Sie Stewart Greens Frau je die Wahrheit über ihn erzählt?«
    »Kommt darauf an, über wessen Wahrheit wir reden.«
    »Das ist jetzt Wortklauberei, Detective.«
    »Sie haben recht. Bisher hatte ich nur Gerüchte über Stewart Green gehört. Ich wusste nichts wirklich Genaues.«
    »Werden Sie das, was Sie jetzt wissen, seiner Frau erzählen?«
    Broome überlegte eine Weile. »Wenn ich glaube, es hilft mir dabei, ihn zu finden, dann ja, dann werde ich es ihr erzählen. Aber ich bin kein Privatdetektiv, der dafür bezahlt wird, irgendwelchen Schmutz über den Mann auszugraben.«
    »Vielleicht hilft es ihr, über sein Verschwinden hinwegzukommen.«
    »Es könnte allerdings auch schaden«, sagte er. »Ich bin für die Aufklärung von Verbrechen zuständig. Punkt.«
    »Klingt plausibel«, sagte sie, nickte und griff nach dem Türknauf. »Dann noch viel Glück mit dem Fall.«
    »Äh, bevor Sie gehen …«
    Sie blieb stehen.
    »Mit den ganzen cleveren Verweisen auf Victor Hugo umschiffen wir beide die ganze Zeit eine entscheidende Frage.«
    »Und die wäre?«
    Broome lächelte. »Es geht um das Timing unseres kleinen Beisammenseins.«
    »Was ist damit?«
    »Warum jetzt? Warum haben Sie sich ausgerechnet nach siebzehn Jahren überlegt, hierher zurückzukehren?«
    »Das wissen Sie ganz genau.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, das weiß ich nicht.«
    Sie sah Harry fragend an. Der zuckte die

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