Wer einmal lügt
vor?«
Er hatte recht. »Sie war nicht hier, um die Beziehung fortzuführen.«
»Dann hat sie nur ein kurzes Abenteuer gesucht? Wollte ein paar Stunden das Elend besichtigen? Das ist ja echt mies.« Nachdem er noch einen Moment lang darüber nachgedacht hatte, fuhr Fester fort: »Ach, scheiß drauf, mir würde es reichen.«
»Auch das war nicht der Grund für ihre Rückkehr.«
»Was dann?«
Ray schüttelte den Kopf. »Spielt keine Rolle. Sie ist weg. Sie kommt nicht wieder.«
»Also war sie nur hier, weil sie mit deinen Gedanken und Gefühlen Schindluder treiben wollte?«
Ray spielte mit seiner Serviette. »So was in der Art.«
»Ziemlich kaltherzig.«
Ray antwortete nicht.
»Aber soll ich dir sagen, was ich dabei ganz interessant finde, Ray?«
»Klar, Fester. Sag mir doch mal, was du dabei ganz interessant findest.«
»Jennifer hat mir zwar das Herz gebrochen, aber ich bin daran nicht zugrunde gegangen. Verstehst du, was ich meine? Ich funktioniere noch. Ich habe meine Firma aufgebaut. Ich habe mein Leben im Griff. Ich habe mich weiterentwickelt. Klar geb ich mir manchmal auch die Kante, aber ich habe mich davon nicht kaputtmachen lassen.«
»Wieder diese Subtilität«, sagte Ray.
»Ich weiß, dass es nur wenige Dinge gibt, die schlimmer sind als ein gebrochenes Herz, trotzdem müsste ein Mann wie du sich wieder davon erholen können. Weißt du, was ich meine?«
Ray hätte fast laut aufgelacht. Er wusste es. Und auch wieder nicht. Natürlich war ein gebrochenes Herz übel, aber es gab tatsächlich Schlimmeres. Fester glaubte, Ray wäre an einem gebrochenen Herzen zugrunde gegangen. Es hatte ihn zweifellos aus der Bahn geworfen. Aber von einem gebrochenen Herzen erholte man sich. Auch Ray hätte wieder in die Spur gefunden, wenn das alles gewesen wäre. Aber Fester hatte gesagt, dass es schlimmere Dinge gäbe, die tiefere Wunden hinterließen, schwerer zu überwinden waren als ein gebrochenes Herz.
Blut zum Beispiel.
Broome konnte Megan nicht vertrauen.
Er glaubte immer noch nicht, dass sie ihm die volle Wahrheit sagte, doch dadurch wurde es nur noch wichtiger, sie mit den widerwärtigen Fakten des Falls zu konfrontieren. Auf der Fahrt nach Atlantic City erzählte er ihr daher genug, um sie in Angst und Schrecken zu versetzen – warum er glaubte, dass so viele Männer, nicht nur Stewart Green und Carlton Flynn, an Mardi Gras verschwunden waren, und dass keiner von ihnen je wieder gesehen werden würde.
Als er fertig war, fragte Megan: »Sind diese Männer jetzt tot, auf der Flucht, wurden sie entführt oder was?«
»Ich weiß es nicht. Wir kennen nur von einem das Schicksal. Das ist Ross Gunther.«
»Und der ist tot.«
»Ja. Ein Mann sitzt im Gefängnis, weil er ihn ermordet haben soll.«
»Und Sie halten diesen Mann für unschuldig?«
»Ja.«
Sie dachte einen Moment lang darüber nach. »Und wie viele Männer haben Sie gefunden, auf die dieses Mardi-Gras-Muster passt?«
»Wir sind noch nicht fertig, aber bisher sind es vierzehn.«
»Nicht mehr als einer pro Jahr?«
»Ja.«
»Und immer um Mardi Gras herum?«
»Ja.«
»Außer, na ja, jetzt haben Sie mit Harry Sutton eine zweite Leiche. Die passt absolut nicht in Ihr Muster.«
»Ich glaube nicht, dass er in diese Mardi-Gras-Gruppe gehört.«
»Aber es muss irgendeine Verbindung geben«, sagte sie.
»Ja«, sagte Broome. »Übrigens, bedeutet Ihnen dieser Tag etwas? Mardi Gras meine ich?«
Megan schüttelte den Kopf. »Am Abend ist es immer hoch hergegangen, aber abgesehen davon, nein, nichts.«
»Und was war mit Stewart Green?«
»Nein. Na ja, zumindest soweit ich das beurteilen kann.«
»Stewart Green ist der Einzige, der möglicherweise noch einmal gesehen wurde. Verstehen Sie jetzt, warum ich mit allen reden muss, die ihn gesehen haben könnten?«
»Ja«, sagte Megan.
»Und?«
Sie überlegte einen Moment lang, hatte aber eigentlich keine Wahl. »Lorraine hat ihn gesehen.«
»Danke.«
Megan sagte nichts. Broome erklärte ihr, warum er nicht wollte, dass Megan Lorraine warnte. Er würde sie so bald wie möglich befragen. »Ich kenne Lorraine schon lange«, sagte Broome.
Megan grinste, erinnerte sich daran, dass Lorraine gesagt hatte, dass sie mit ihm einen One-Night-Stand gehabt hatte. »Ich weiß.«
Broome parkte den Wagen und führte sie durch den Nebeneingang ins Revier. Er wollte nicht, dass Goldberg oder sonst irgendjemand erfuhr, dass sie dort war. Er führte sie in einen Lagerraum im Keller. Rick Mason, der
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