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Wer einmal lügt

Wer einmal lügt

Titel: Wer einmal lügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Festers Typ. Er lächelte ihr zu und sagte: »Hey, Süße.«
    Sie stellte die Kanne ab, rollte die Augen und ging.
    »Harte Nacht«, sagte Fester zu Ray.
    »Gab schlimmere.«
    »Ne, kann man so nicht sagen. Erinnerst du dich noch daran?«
    Ray antwortete nicht.
    »Wieder ein Blackout?«, fragte Fester.
    Auch darauf antwortete Ray nicht, sondern schenkte sich einen Kaffee ein. Beide tranken ihn schwarz – zumindest heute.
    »Ich weiß, was du durchmachst«, sagte Fester.
    Fester hatte keinen Schimmer, er konnte gar keinen Schimmer haben, doch Ray antwortete nicht.
    »Was? Glaubst du, du bist der Einzige, dem man das Herz zerquetscht hat?«
    »Fester?«
    »Ja?«
    Ray legte den Finger über die Lippen. »Psst.«
    Fester lächelte. »Musst du nicht mal darüber reden?«
    »Ich muss nicht darüber reden.«
    »Ich vielleicht schon. Also, durch den gestrigen Abend ist auch bei mir alles wieder hochgekommen.«
    »Dein gebrochenes Herz?«
    »Yep. Erinnerst du dich an Jennifer?«
    »Nein.«
    »Jennifer Goodman Linn. So heißt sie jetzt. Sie war diejenige, welche. Du weißt schon, was ich meine.«
    »Klar.«
    »Auf manche Mädel ist man einfach geil. Manche Mädel will man wirklich, mag sie oder man denkt, es könnte Spaß machen. Und dann gibt es Mädel – na ja, vielleicht ist es nur ein einziges –, an die denkt man immer wieder.« Fester beugte sich vor. »War Cassie für dich dieses Mädel?«
    »Wenn ich das bejahe, lässt du mich dann zufrieden?«
    »Dann verstehst du, was ich sagen will?«
    »Klar«, sagte Ray. Fester war riesig, aber wie alle Männer wurde er kleiner und jämmerlicher, wenn er über sein gebrochenes Herz sprach. Ray holte tief Luft und sagte: »Also, was war mit dir und Jennifer?«
    Die hochtoupierte Kellnerin kam zurück. Sie fragte, was sie essen wollten. Ray bestellte sich Pfannkuchen. Fester nahm ein Frühstück, das jede Nahrungsmittelgruppe aus jeder je erstellten Tabelle enthielt. Es dauerte fast zwei Minuten, bis er alles aufgezählt hatte. Ray fragte sich, ob er einen Cholesterinsenker dazu bekam.
    Als die Kellnerin ging, sank Ray wieder über seinen Kaffee. Fester tat das Gleiche. Ray dachte, das Gespräch wäre beendet und er könnte wieder in Frieden vor sich hinschmollen, aber das sollte nicht sein.
    »So ein Scheißkerl hat sie mir weggenommen«, sagte Fester.
    »Tut mir leid.«
    »Sie ist jetzt verheiratet – mit dem Chef einer Klempnerfirma in Cincinnati. Sie haben zwei Söhne. Ich hab mir all ihre Fotos auf Facebook angeguckt. Letztes Jahr haben sie eine Kreuzfahrt gemacht. Sie gehen zu Baseballspielen der Cincinnati Reds. Sie sieht sehr glücklich aus.«
    »Auf Facebook sehen alle glücklich aus.«
    »Schon klar, ich weiß. Was soll der Scheiß überhaupt?« Fester versuchte zu lächeln, schaffte es aufgrund der Kopfschmerzen aber nicht. »Ich war ihr sowieso nicht gut genug, wenn du weißt, was ich meine. Ich war nur so ein Türsteher. Mit dem neuen Geschäft und so mach ich jetzt wahrscheinlich genauso viel Kohle wie der Klempner. Vielleicht sogar noch mehr. Aber es ist zu spät, stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Du rätst mir nicht, dass ich es nochmal bei ihr versuchen soll?«
    Ray sagte nichts.
    »Du müsstest mal ihre Fotos sehen. Auf Facebook, meine ich. Sie ist immer noch genauso schön wie damals, als sie mich verlassen hat. Eher noch schöner.«
    Ray starrte einen Moment lang in seinen Kaffee. »Den Begriff schöntrinken kennst du aber schon?«
    »Klar«, sagte Fester. »Je mehr man trinkt, desto besser sieht die Frau aus.«
    »Du trinkst dir diese Facebook-Bilder vielleicht nicht schön, durch dein gebrochenes Herz hat das aber den gleichen Effekt.«
    »Meinst du?«
    »Yep.«
    Fester überlegte. »Schon möglich. Kann aber auch sein, dass es wahre Liebe ist, die sie in meinen Augen so schön macht.«
    Sie schwiegen einen Moment lang. Der Kaffee war himmlischer Nektar. Der Kopfschmerz war zu einem regelmäßigen, dumpfen Pochen abgeklungen.
    »Wahrscheinlich ist sie glücklich mit dem Klempner«, sagte Fester. »Ich sollte die Finger von ihr lassen.«
    »Gute Idee.«
    »Aber«, sagte Fester und hob einen Finger, »wenn sie jetzt durch diese Tür hier reinmarschieren würde, oder …«, er zuckte theatralisch die Achseln, »… wenn sie, sagen wir, auf der Suche nach mir nach all den Jahren ins Weak Signal reinmarschieren würde, weiß ich nicht, wie ich reagieren würde.«
    »Wie subtil, Fester.«
    Fester breitete die Arme aus. »Welcher Teil von mir kommt dir jetzt subtil

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