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Wer fuerchtet sich vor Stephen King

Wer fuerchtet sich vor Stephen King

Titel: Wer fuerchtet sich vor Stephen King Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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Menschen schildert, der sich letztlich nicht einmal gegen die Verwandlung auflehnt, sondern sich in ihr auslebt und Trost in seiner Frömmelei findet: Alle Dinge dienen dem Herrn, denkt der Reverend; wenn es der Wille des Herrn ist, werde ich ihn [den behinderten Jungen, der hinter sein Geheimnis gekommen ist] finden. Und ihn zum Schweigen bringen. Für immer.
    Damit war das Eigenleben, das die ursprüngliche Kalendergeschichte angenommen hatte, noch nicht beendet. Dino de Laurentiis ließ sich nicht davon abbringen, DAS JAHR DES WERWOLFS zu verfilmen – die Wege des Herrn sind unergründlich, hätte Reverend Lowe vielleicht gedacht –, und beauftragte King mit dem Verfassen des Drehbuchs. King modernisierte den Stoff noch einmal, indem er dem behinderten Jungen zum Beispiel einen Raketenschlitten von Rollstuhl verpasste. Über den Film selbst fällte King kein Urteil. „Ob der Film auch gut ist? Mann, ich kann’s einfach nicht sagen. […] Aber wenn Sie meine persönliche Meinung hören wollen, ich glaube, er ist entweder sehr, sehr gut oder ein totaler Flop“, schrieb er im Vorwort der Neuausgabe des Buches. Die Tatsache jedoch, dass er in diese Neuausgabe neben der ursprünglichen Geschichte auch sein Originaldrehbuch aufnahm, deutet entweder auf Probleme mit dem Umfang hin – Bücher von King müssen eben dick sein – oder auf den Wunsch, der interessierten Öffentlichkeit kundzutun, was er ursprünglich im Sinn hatte, als er dieses Drehbuch schrieb. Implizit wäre dies natürlich ein Eingeständnis, dass die Letztere der beiden obigen Möglichkeiten die zutreffende ist, dem auch gar nicht widersprochen werden soll.
    Die Kalendergeschichte mit sämtlichen Zeichnungen Wrightsons, einem erläuternden Vor- und Nachwort und dem Drehbuch liegt auf Deutsch komplett unter dem Titel DER WERWOLF VON TARKER MILLS vor.
    Es war einmal ein Königreich namens Delain mit einem alten, weisen König und zwei Königssöhnen, einem Zauberer am Hofe und Drachen und sonstigem Getier – und wenn es auch nur doppelköpfige Papageien sind – in der näheren Umgebung. Das klingt nicht nach Stephen King, eher nach einem Märchen, einem Jugendbuch oder einem Roman der Gattung, die euphemistisch Fantasy genannt wird und die ersten beiden genannten Spielarten der Literatur vielleicht umfasst.
    Nun, vielleicht klingt es doch nach King, wenn der Zauberer Flagg heißt, zwischen den Welten wandeln kann und den Lesern bereits aus einer Zeit bekannt ist, in der DAS LETZTE GEFECHT zwischen Gut und Böse ausgefochten wurde – und natürlich aus dem DUNKLEN TURM. Flagg ermordet den alten König jedenfalls und schiebt die Tat dem eigentlichen Thronerben Peter in die Schuhe, der nun im Turmgefängnis schmachten muss, während sein jüngerer, willensschwacher Bruder Thomas als Flaggs Strohmann regiert.
    Doch als das Volk unter Thomas’ – Flaggs – Herrschaft arg darbt, lässt Peter – wie einst Rapunzel ihr Haar – einen langen Faden hinab, den er sich mit einem winzigen Spinnrad geflochten hat, und kann aus dem hundert Meter hohen Turm fliehen, seine Getreuen um sich scharen und auch Bruder Thomas wieder zur Vernunft bringen, der Flagg einen Pfeil ins Auge schießt. Während Peter nun klug und weise regiert, verfolgt Thomas den Magier, vielleicht sogar durch Zeit und Raum in eine Welt, in der DAS LETZTE GEFECHT noch bevorsteht.
    Es war jedenfalls einmal ein Autor namens Stephen King, der diese Geschichte seiner kleinen Tochter Naomi erzählte und niederschrieb. Daraus wurde ein Buch mit dem Titel DIE AUGEN DES DRACHEN (THE EYES OF THE DRAGON, 1984). Und da sich dieses Buch eindeutig an ein junges Publikum richtete und ein ausgesprochenes Jugend- oder Märchenbuch war, wenn auch ein modernes, das sich recht ausführlich mit dem Nasebohren und Furzen beschäftigte, und trotz des Bösewichts Flagg so gar nicht dem entsprach, was Kings Publikum wohl von dem Autor erwartete, und da überdies Kings Verlag genug neue Bücher von seinem Autor vorliegen hatte, beschloss King, es in seinem Eigenverlag Philtrum Press zu verlegen. Er ließ es in einer großformatigen, wunderschön illustrierten, gebundenen Auflage von 1250 Exemplaren herstellen, ein Prachtbuch, das noch viel prachtvoller war als CYCLE OF THE WEREWOLF. Natürlich wurde Kings aktuellem Hausverlag Viking klar, dass Hunderttausende King-Leser auch ein Kinderbuch oder Märchen des Autors kaufen würden, und so veröffentlichte er 1987 eine erste gebundene Ausgabe, der viele, viele

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