Wer fuerchtet sich vor Stephen King
der letzten Novelle, „Der Revolvermann und der Mann in Schwarz“, wirft Roland einen Blick in eine andere – unsere – Welt und erfährt, dass er Maerlyn töten muss, den Magier, der rückwärts in der Zeit lebt, bevor er den Turm finden wird, und das „Tier“. Der Mann in Schwarz ist jedoch mehr als vermutet, mehr als nur ein Zauberer: Er ist ein Dämon aus Rolands Jugend, der als „Walter“ mit einem gewissen „Marten“ Rolands Vater betrogen und damit dessen Tod verschuldet hat. Marten ist identisch mit Maerlyn, auch bekannt als John Farson und Randall Flagg .
Und er bekommt vom Mann in Schwarz drei Tarot-Karten, die er „ziehen“ muss, um seine neuen Gefährten zu sich zu holen. Roland schläft ein, und als er wieder erwacht, sind Jahrzehnte vergangen. Der Mann in Schwarz ist zu Staub zerfallen …
Damit legt Stephen King den Grundstein zu einer Mythologie, die bis heute sein Gesamtwerk durchzieht. Fast alle seine Romane sind Mosaikteile der Welt des Dunklen Turms, weisen mehr oder weniger starke Bezüge dazu auf, von bloßen Erwähnungen bis hin zu zentralen Handlungselementen.
In der Urfassung, der Magazin- oder der ersten Buchausgabe, liest sich das alles sehr allegorisch, sehr surreal, sehr geheimnisvoll, in einem vielleicht etwas gequält metaphorischen Stil verfasst, mit dem der typische King-Leser seine Schwierigkeiten haben wird. Zwar findet der Band einen gewissen Abschluss, als der Mann in Schwarz stirbt und Roland das Westliche Meer erreicht, an dem er die Fähigkeit des Auserwählens – eigentlich „Ziehens“, wie der Titel des zweiten Bands verrät – zu erlangen hofft, doch viel mehr erfährt der Leser nicht – nur, wie King im Nachwort mitteilt, dass dieser Band der erste Teil eines wesentlich umfangreicheren Werkes ist.
Nachdem King Jahrzehnte später den Zyklus mit dem siebenten Band abgeschlossen hatte – momentan steht ein achter, „dazwischengeschobener“ zur Debatte –, überarbeitete er den ersten Band gründlich. Einerseits passte er den Stil dem der späteren Bände an, machte ihn also lesefreundlicher. Andererseits musste er feststellen, dass sich in das Gesamtwerk zahlreiche Widersprüche und Ungereimtheiten eingeschlichen hatte, die er korrigierte, soweit es ihm möglich war. Zum Dritten baute er konkrete Hinweise auf den weiteren Verlauf der Saga ein, Andeutungen, die ihm zum Zeitpunkt der Niederschrift noch nicht bekannt waren. King hielt sich keineswegs an die oben erwähnte „kurze Synopse der noch folgenden Abenteuer“. Denn „die war inzwischen verloren gegangen. (Vermutlich war sie sowieso Scheiße.)“
Auf die erste Fortsetzung – DREI (1987) – mussten die Leser sechs Jahre lang warten. Endlich mit der Fähigkeit des Auserwählens ausgestattet, muss Roland nun drei Menschen in seine Welt ziehen, will er den Turm erreichen. King baut eine Parallelhandlung auf: Während Roland und der erste Auserwählte von mutierten Krebsen bedroht werden, hat der Revolvermann einen Menschen unserer Erde „übernommen“ und muss rechtzeitig zurückkehren, um sich und die anderen zu retten. Allerdings verliert er dabei zwei Finger …
Als Roland die erste Tür öffnet, begegnet er dem Drogenabhängigen und -kurier Eddie Dean aus dem New York der 80er Jahre und räumt unter dessen Auftraggebern auf.
Hinter der zweiten Tür befindet sich die Afroamerikanerin Odetta Holmes aus dem New York der 60er Jahre, die ihm allerdings Probleme bereitet: Sie ist nämlich eine gespaltene Persönlichkeit. Als Kind fiel ihr ein Ziegelstein auf den Kopf, später verlor sie bei einem U-Bahn-Unfall beide Beine. Er zieht sie zwar nach Mittwelt, doch wenn Odetta von ihrem bösen Alter Ego Detta Walker verdrängt wird, muss sogar Roland auf der Hut sein. Dennoch entwickelt sich eine Beziehung zwischen ihr und Eddie.
Durch die dritte Karte – bzw. Tür, den Tod – stößt Roland chronologisch irgendwo zwischen Eddie und Odette auf den Psychopathen Jack Mort. (Man beachte die Namensähnlichkeit!) Mort hat nicht nur die beiden Attentate auf Odetta durchgeführt, die sie zu dem machten, was sie nun ist, sondern will auch noch Jake – den Roland im ersten Band geopfert hatte – vor ein Auto stoßen. Roland verhindert dies, und ihm wird klar, dass nicht Jack Mort sein dritter Gefährte ist, sondern der Tod. Er übernimmt Jack und lässt ihn sich vor eine U-Bahn werfen. Odetta beobachtete die Tat und verschmilzt dadurch mit Detta zu genau der Frau, die Roland als Gefährtin braucht. Ihr
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