Wer fuerchtet sich vor Stephen King
(s)einer Kindheit, schreibt er sich im zweiten seine Studentenzeit vom Herzen. Der Wandel der Gesellschaft, die vorübergehende Ziellosigkeit und dann Polarisierung einer ganzen Generation – Kings Generation –, das sind die eigentlichen Themen des Romans. Die „niederen Männer“ in den gelben Mänteln spielen keine Rolle mehr, King zeichnet ein Generationenbild der USA.
Die drei restlichen, kaum eigenständigen Geschichten fassen zusammen, was mit dieser Generation – bzw. Kings Protagonisten – geschehen ist. Der „blinde Willie“ – Willie Shearman aus „Niedere Männer in gelben Mänteln“ – verlässt jeden Morgen wie ein berufstätiger Pendler sein Vororthaus, fährt nach New York, zieht sich in einem von ihm gemieteten, aber nicht benutzten Büro um und erbettelt als blinder Vietnam-Veteran an einer Straßenecke bis zu 3.000 Dollar pro Tag. Er wird von Schuldgefühlen geplagt, trauert vielleicht auch einer verlorenen Liebe nach, bereut, was er Carol Gerber als Kind angetan hat – Carol, die sich einer militanten Studentengruppe anschloss, an einem Bombenanschlag mit Todesopfern beteiligt war und kurz darauf bei der Erstürmung eines Hauses umkam.
„Warum wir in Vietnam sind“, fragt sich John Sullivan, der zusammen mit Willie Shearman und Ronnie Malenfant in Vietnam gedient hat und bei der Beerdigung eines Veteranen mit seinen alten Kumpels zusammenkommt. Sie reflektieren den Schrecken des Krieges – hauptsächlich über den Überfall auf ein Dorf, bei dem Kartenhai Ronnie durchdrehte und Zivilisten tötete –, einen Hinterhalt, in den sie gerieten, ihre Verwundungen, das Schicksal ihrer Kameraden. Bei der Rückfahrt tut sich über „Sully“ der Himmel auf, und alle möglichen Gegenstände fallen herab, darunter auch ein Baseballhandschuh, den er Bobby Garfield als Kind stahl. Die Wahrheit ist viel prosaischer: Sullivan stirbt an einem Herzinfarkt.
In „Heavenly Shades of Night Are Falling“ kehrt Bobby Garfield zur Beerdigung von John Sullivan nach Harwich, Connecticut, zurück. Fast vierzig Jahre sind vergangen, doch Ted Brautigan beeinflusst sein Leben noch immer: Der Mann, der vor vierzig Jahren von den Regulatoren in eine andere Welt zurückgeholt wurde, hat zweifelsfrei dafür gesorgt, dass Bobby den Baseballhandschuh zugeschickt bekam, den Sullivan ihm gestohlen hat; und er fügte eine Notiz bei, die Carol an Peter Riley erinnert. Der Kreis hat sich geschlossen; das Schicksal hat sich erfüllt, und in allen offenen Fragen haben die Protagonisten der zerrissenen Generation ihren Frieden gefunden.
Abgesehen von den „niederen Männern“, die King eingefügt hat, um unsere Welt mit der des „Dunklen Turms“ zu verbinden, hat King hier ein Opus magnum einer anderen Art versucht: den amerikanischen Gesellschaftsroman seiner Generation, die Aufarbeitung seiner Vergangenheit. Mit Romanen wie ATLANTIS beweist er immer wieder, dass er am stärksten ist, wenn er sich von Ungeheuern ab- und Menschen zuwendet.
DUDDITS ist der erste Roman, den King nach seinem schweren Unfall schrieb, per Hand, da er noch nicht am Computer sitzen konnte.
Vier alte Freunde sind auf einem Jagdausflug im tief verschneiten Maine, als ihnen ein Fremder begegnet, der sich verlaufen hat und mit dem etwas nicht stimmt: Seine Geschichte kann eigentlich nicht wahr sein, und seine Fürze stinken fürchterlich. Im Badezimmer quillt dann ein schlangenähnliches Wesen, später „Kackwiesel“ genannt, aus seinem Arsch, das zuvor in ihn eingedrungen und in ihm gewachsen ist, und bringt ihn dabei um. Fast gleichzeitig wird die Gegend unter Quarantäne gestellt.
Die Außerirdischen sind gelandet, erfahren wir – oder besser gesagt: in Maine abgestürzt. Aber sie suchen die Erde nicht zum ersten Mal heim, schon seit Roswell sind sie da, und eine spezielle Army-Einheit kämpft im Verborgenen gegen sie. Deren Chef will die Winterlandschaft von der Karte tilgen.
Was auch gelänge, wenn seine eigenen Leute nicht gegen ihn revoltieren und die vier Freunde den seltsamen Duddits kennen würden. Als Kinder haben sie ihm gegen böse Jugendliche beigestanden, und er hat ihnen quasi telepathische Kräfte verliehen. Gemeinsam bilden sie nun eine Art Ka-tet, bekannt aus dem DUNKLEN TURM. Einer der Außerirdischen, Mr. Gray – der Graue – genannt, übernimmt einen der Freunde geistig und lässt ihn, während die beiden sich – ebenfalls rein geistig – gegenseitig belauern, seine Brut zu einem Trinkwasserreservoir bei
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