Wer fuerchtet sich vor Stephen King
einziger Gedanke gilt seiner Frau und seinem Sohn, die in Maine leben. Clay übersteht einige Zombie-Angriffe, schart die unbeeinflussten Tom McCourt und Alice Maxwell um sich und bricht schließlich mit ihnen nach Maine auf.
Die Gruppe schlägt sich bis nach Gaiten durch, wo sie Unterschlupf in der dortigen Universität findet – und sich von einem Professor überzeugen lässt, zu einem gewaltigen Gegenschlag gegen die „Phonies“ auszuholen. Es gelingt den Unbeeinflussten, Tausende von ihnen zu verbrennen. Doch die Phonies wissen sich zu wehren. Sie zwingen den Professor, Selbstmord zu begehen, und die anderen, zu einer Gegend in Maine aufzubrechen, in der es so gut wie keinen Handyempfang gibt (die wir übrigens schon aus SARA kennen!).
Dort begegnet Clay dann seiner Frau und seinem Sohn – und beide sind Phonies. Clay und seinen überlebenden Getreuen gelingt mit einem weiteren Massaker die Flucht, doch wohin sollen sie sich wenden? Die Beeinflussten sind weit in der Überzahl, die Zeit der „Normies“ ist abgelaufen. Clay stellt sich schließlich die Frage, ob er den Kampf fortsetzen oder sich den Umständen ergeben soll – und was in dieser neuen Weltordnung das Beste für seinen Sohn ist.
Das alles hat Sog – doch ist es auch originell? Eher weniger. King hat diesen Roman dem Autor Richard Matheson (*1926) und dem Regisseur George Romero (*1940) gewidmet. Letzterem wohl nicht nur aus alter Freundschaft, sondern wegen seiner modern-klassischen Zombie-Filme, denen dieser Roman viel verdankt. Und Matheson wohl kaum, weil King damit einen der größten Einflüsse auf sein Schaffen ehren wollte, sondern wegen dessen bereits 1954 erschienen Romans I AM LEGEND (ICH, DER LETZTE MENSCH; anderer Titel: ICH BIN LEGENDE), in dem Vampire die Welt übernommen haben und der letzte normale Mensch nach langem Kampf gegen sie erkennen muss, dass seine Zeit abgelaufen ist und die Widersacher die neuen Herren der Erde sind.
Natürlich macht Clay seine Erfahrungen, erkennt, dass die Zivilisation eine dünne Tünche ist, die ganz schnell aufbrechen kann. Er muss töten, um sein Ziel zu erreichen – und er tötet wesentlich konsequenter und durchdachter, als die Zombies es jemals getan haben. Das nennt man „Abgründe der Seele“ – die Matheson aber schon vor über 50 Jahren beschrieben hat. Vielleicht hatte King einfach Lust, einen Zombie-Roman zu schreiben, wie sie in letzter Zeit wieder in Mode gekommen sind. Wer kann es ihm verübeln? Und laut Seite 531 besitzt er kein Handy. Das macht ihn natürlich sympathisch.
King schrieb PULS erst, nachdem er LISEY’S STORY vollendet hatte, doch aus Marketing-Gründen zog sein neuer Verlag diesen sicherlich konventionelleren Roman vor.
LOVE (LISEY’S STORY), Kings nächste Veröffentlichung, steht wieder in direktem Zusammenhang mit Unfall und Krankenhausaufenthalt des Autors. Als King schließlich nach einer darauf folgenden Lungenentzündung, bei weitem noch nicht völlig wiederhergestellt, nach Hause entlassen wurde, hatte seine Frau sein Arbeitszimmer renovieren lassen, doch die Arbeiten waren noch nicht ganz abgeschlossen; das Zimmer war noch leergeräumt. Was King dann auf die Idee brachte, die diesem Roman zugrunde liegt: Was, wenn er bei diesem Unfall ums Leben gekommen wäre und seine Frau seinen Nachlass hätte regeln müssen?
King hat mehrmals betont, dass er nicht Scott Landon ist, Lisey nicht seine Frau Tabitha und Liseys Schwestern nicht Tabithas Schwestern sind. Doch gewisse Übereinstimmungen sind sicherlich nicht zufällig; man schreibt eben „über die Orte, die man kennt“ (King in einem Interview im Jahr 1980). Und sicher auch über die Menschen …
Der angesehene Romancier Scott Landon ist schon seit zwei Jahren tot, als seine Frau Lisey sich endlich anschickt, sein Arbeitszimmer auszuräumen und seinen Nachlass zu ordnen. Dabei erinnert sie sich an Szenen ihrer Ehe und Erzählungen Scotts aus seiner Kindheit. Die Erzählweise fordert hier eine gewisse Aufmerksamkeit vom Leser: Mitunter arbeitet King neben der Gegenwartshandlung mit drei Ebenen der Vergangenheitsschilderung.
Lisey erinnert sich so z.B. an ein Attentat auf ihren Mann, einen Aufenthalt des Paars in Bremen (!) oder an die Nacht, in der Scott ihr den Heiratsantrag machte. Auf der nächsten Ebene berichtet Scott in diesen Reminiszenzen aus seinem Leben. Sein Vater hat Scotts geliebten Bruder Paul umgebracht, Scott daraufhin seinen Vater … Und aus sämtlichen dieser Bruchstücke
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