Wer fuerchtet sich vor Stephen King
Erstveröffentlichungen neuerer Autoren wie Domenic Stansberry oder Max Phillips (die mit dem Edgar Award respektive dem Shamus Award ausgezeichnet wurden, den Preisen für den besten Kriminalroman und den besten Detektivroman des Jahres). King, Fan der klassischen Taschenbuch-Krimis, hat COLORADO KID eigens für diese Taschenbuchreihe geschrieben; der Verlag wandte sich an ihn mit der Bitte um einen Werbetext für einen anderen Roman und bekam stattdessen dieses Manuskript.
Nun hat der Kriminalroman seine eigenen Gesetze, und eins davon lautet, dass der Fall mit fairen Mitteln aufgeklärt und der Schuldige gefunden werden muss. King kommt diesem Gebot nicht nach. COLORADO KID ist der Bericht zweier (ur)alter Zeitungsmacher auf einer Insel vor Maine, die eine junge Praktikantin anlernen: Vor 25 Jahren wurde an der Küste ein Toter gefunden, der offensichtlich an einem Stück Fleisch erstickt ist. Erst Jahre später lässt sich seine Identität feststellen. Der Mann kam aus Colorado, und die Umstände seines Todes bleiben rätselhaft: Zeugenaussagen bestätigen, dass der Werbezeichner praktisch einen Learjet hätte nehmen müssen, um den Ort seines späteren Todes rechtzeitig zu erreichen. Warum? Was hätte den frischgebackenen Vater dazu bewegen sollen? Und wie ist er wirklich ums Leben gekommen? War es Mord, ein Unfall oder wirklich eine seltsame Verschwörung, der die Zeitungsleute auch nach 25 Jahren nicht auf den Grund gehen können?
King verschärft die Gesetze des Kriminalromans nicht, er ignoriert sie einfach. „[Reportagen] haben einen Schluss!“, stellt der alte Journalist fest. „Sie sind gelöst! Aber im richtigen Leben, Stephanie, haben die Dinge da auch einen Anfang, eine Mitte und ein Ende?“
So gesehen hat King das Thema verfehlt. All seiner Begeisterung für die „klassischen“ Krimis in Taschenbuchausgaben zum Trotz verstößt er praktisch gegen sämtliche Gesetze dieser Literatursparte: ein Kriminalfall – besser gesagt, ein ungelöster Todesfall –, in der Rückschau aus zweieinhalb Jahrzehnten in Dialogform (!) erzählt, keine Aufklärung – dem hartgesottenen Krimifan wird das übel aufstoßen. Doch die Geschichte funktioniert, wenn auch nicht als „hardboiled novel“. Kings Charaktere sind gut gezeichnet und überzeugen, die Handlung selbst – nicht die Geschichte, denn es ist keine! – wird nie langweilig. „Im wahren Leben gibt es nur wenige bis gar keine runden Geschichten, also Geschichten mit Anfang, Mitte und Ende“, betont King.
Auf die Idee für den Roman brachte ihn übrigens ein Zeitungsartikel über einen ganz ähnlich gelagerten wahren Fall, den ein Freund ihm zuspielte: „Je nachdem, ob Sie THE COLORADO KID geliebt oder gehasst haben (ich glaube, für viele Leser gibt es da kein Mittelding, und das ist für mich völlig in Ordnung)“, schreibt King in seinem in der deutschen Ausgabe leider nicht enthaltenen Nachwort, „müssen Sie meinem Freund Scott danken oder Vorhaltungen machen.“ Wenn wir ihm also schon nicht für einen astreinen harten Kriminalroman der amerikanischen Schule danken können, dann doch zumindest für einen gut lesbaren Roman – nach Kings Maßstäben eher eine Novelle –, die ein interessantes Schlaglicht auf die Rätsel des „wahren Lebens“ wirft.
So untauglich der Roman als Krimi auch sein mag, hinderte dies die Filmschaffenden von Hollywood doch nicht daran, ihn als Grundlage für eine Fernsehserie zu nehmen, die 2010 mit erst einmal 13 Folgen in Serie ging. Mehr darüber in Kapitel 23.
Das Ende der Welt, Version 2.0? Oder ein Roadmovie, mit Zombies, wie sie in letzter Zeit wieder in Mode gekommen sind, Version 99.9? Sicherlich von beidem etwas.
Wie schon in DAS LETZTE GEFECHT geht die Welt, wie wir sie kennen, unter. Doch diesmal nicht durch einen Virus, sondern durch ein Signal, das unser aller Lieblingsspielzeug ausstrahlt: das Handy. Während die Herkunft dieses Pulses nie geklärt wird, sind die Auswirkungen heftig: Sämtliche Menschen, die ihn empfangen – die also telefoniert – haben, verwandeln sich in Wesen, die man landläufig als Zombies bezeichnen könnte. Zuerst fallen sie, gutturales Gestammel aus der Welt des Dunklen Turms ausstoßend, über alles her, was sich bewegt, doch schließlich scheinen sie sich zu organisieren, intelligenter zu werden, eine Art telepathische Schwarmintelligenz zu entwickeln.
Mittendrin steckt Comic-Zeichner Clayton Riddell, der gerade zu einer Präsentation in Boston weilt. Sein
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