Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)
Zahnreihen mit spitzen, schäbigen Zähnen schrammten über das Glas und erzeugten ein Geräusch wie Nägel auf schieferhaltigem Untergrund. Emmi zitterte so stark, dass sie kaum einen gezielten Schritt nach hinten gehen konnte. Sie hatte bisher die Sicherheitstüre in Arbeit gehabt, doch nun wollte sie nur noch ganz weit fort von der Glastür, die sowieso jeden Moment brechen konnte.
Die Kreatur aber bewegte sich weiter, senkte ihr Haupt und blickte genau zu ihr herein. Es hatte Emmi im Visier und die rot glühenden Augen erinnerten dabei haargenau an jene aus dem Hotelzimmer Nummer 53.
Zutiefst erschüttert stolperte sie weiter rückwärts, landete mit einem Plumps auf ihrem Allerwertesten, würgte, schrie und strampelte mit den Füßen, als müsse sie sich gegen ein Biest direkt in der Kabine wehren. Die Glastür aber hielt wie durch ein Wunder den Attacken stand und wurde auch weiterhin von der Sicherheitstür blockiert.
Ein tiefer, unzufriedener Laut grollte durch die Finsternis, erschütterte Emmi bis ins Mark. Sie hörte auf zu strampeln und umklammerte stattdessen ihre Beine. Das Vieh wollte unbedingt zu ihr, stemmte sich mit aller Kraft gegen die Glastür und brüllte so laut seinen Frust heraus, dass Emmi das Gefühl hatte, ihre Ohren würden jeden Moment platzen. In Todesangst zwang sie sich dazu ihre Beine aus der Umklammerung zu lösen und noch einen letzten Versuch bei der Konsole zu starten. Sie getraute sich zwar nicht wirklich nach vorne, aber sie hieb mit ihrem linken Fuß fest in die Richtung, wo sie die Knöpfe des Aufzugs vermutete. Und genau das war es offenbar, was dem eingeklemmten Ding gefehlt hatte! Ein dumpfer Knall, ein Knacksen und mit einem Mal schabte wieder Metall über Metall. Die Sicherheitstüre ging vollständig zu und Emmi jubelte los, obgleich ihr Laut einem Wehklagen glich. Sie saß zwar immer noch in der Falle, aber immerhin hatte sie endlich die metallene Barriere zwischen sich und das Monster gebracht. Das Vieh dahinter brüllte noch zorniger als zuvor und auch Emmi schrie wieder aus Leibeskräften um ihr Leben.
„Bitte ganz mit der Ruhe!“, ertönte plötzlich eine freundliche Damenstimme aus dem Lautsprecher, die so unpassend und normal klang, dass Emmeline zuerst an eine Täuschung glaubte. Sie begann hysterisch zu lachen. Bei all dem Wahnsinn hier war eine Säuselstimme das Letzte, womit sie gerechnet hatte. Die Stimme aber blieb freundlich und beruhigend.
„Wir holen sie sofort herauf!“, ertönte es, als auch die Notbeleuchtung anging und alles in gespenstisch grünes Licht getaucht wurde. Emmi fühlte sich wie neben sich, betrachtete verwirrt ihre grün schimmernden Hände und die Kontur ihres zitternden Körpers. Ihr Schreien und Lachen war jedoch nicht so leicht abzustellen. Die entsetzlichen Bilder der letzen Minuten konnte sie nicht vergessen. Der Mord, das Monster, das Blut! Vorkommnisse dieser Art gab es nicht, MONSTER gab es nicht. Außer vielleicht in der Fantasie der Menschen und die waren in der Regel krank oder Künstler oder beides. Doch in diesem Keller war ein Mensch aufs Brutalste umgebracht worden und so etwas bildete man sich nicht einfach ein. Schon gar nicht in solchen Details.
Sie schluchzte, stellte aber allmählich das Schreien und Lachen ein. Ihr Körper zitterte dennoch weiter, als wäre er vollkommen durchgefroren und müsste so heftig scheppern, um ein bisschen Wärme zu erzeugen. Emmi war mit den Nerven am Ende, zugleich aber überzeugt, weder verrückt noch überspannt zu sein. Das Erlebnis war zu real gewesen, um nur als Fantasie abgetan zu werden und es vernetzte sich mit dem Horrorerlebnis aus Zimmer Nummer 53. Wenn es solch eine Kreatur also wirklich gab, dann befand sich Emmi in höchster Lebensgefahr! Das Biest hatte ihr nicht nur direkt in die Augen gesehen, sondern auch in grässlicher Vorfreude zu schmatzen begonnen, ... bevor dann doch die Sicherheitstür zugegangen war. In diesem Keller war gerade wirklich ein Mensch gestorben, dessen war sie sich sicher. Und eine blutige Schweinerei von dem Ausmaß musste erst einmal jemand erklären!
Menschenmordende Monster! Verflucht, wo gab es denn so etwas? Jede andere Frau hätte hier längst ihren BH als weiße Fahne gehisst und ihren Verstand beim Portier abgegeben. Doch Emmi verließ sich auf ihren Kopf und baute darauf, dass selbst ein Monster solch eine Sauerei nicht so schnell beiseiteschaffen oder gar weglecken konnte. Wobei ihr bei dem Gedanken ans Lecken gleich wieder
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