Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)
schlecht wurde. Furchtbar schlecht sogar.
Die Türe ging langsam auf, zuerst die metallene, dann die gläserne. Alles schien so, wie es sein sollte. Helles Licht drang bis zu ihr und eine freundlich lächelnde Dame steckte den Kopf zu ihr herein ... verlor ihr Lächeln aber sofort bei Emmis Anblick.
Völlig verstört hockte die junge Frau am Boden und schien nicht mehr ganz bei Sinnen. Ihr Eyeliner war ve rlaufen, ihre Haare zerrauft und wie es aussah hatte sie blutige Nägel und sich selbst verletzt.
„Keine Angst, Sie sind jetzt in Sicherheit“, beeilte sich die Hotelangestellte zu sagen, wunderte sich aber, dass ein Mensch derart hysterisch werden konnte, nur weil er gerade mal fünf Minuten im Aufzug festgesessen hatte. Die Hoteldame ging davon aus, dass die Frau im Aufzug an einem schweren Fall von Klaustrophobie litt oder sturzbetrunken war. Sicherheitshalber tippte sie auf beides und redete möglichst locker auf die offenbar labile Person ein.
„Unser Aufzug hat leider manchmal so seine Macken. Dazu ist die Elektrik vorigen Monat feucht geworden und seither ...“, sie stockte, weil die junge Frau immer noch nicht reagierte.
„ ... aber hier, bitte ... nehmen Sie erst einmal meine Hand! Sie sehen ja aus, als kämen Sie geradewegs aus der Hölle!“
9 . Kapitel
So unglaublich oder so klar das auch erscheinen mag ... Emmi wurde erneut als hysterisch und unzurechnung sfähig eingestuft. Selbst die Polizei konnte gegen die Argumente des Hotelmanagers nichts ausrichten. Mit exzellenter Wortwahl und in Bezug auf die nächtliche Störung gelang es ihm, Emmi als extrem ängstliche Person darzustellen. Vor allem aber punktete er mit der Tatsache, dass der Aufzug gar keinen Schacht bis in den Keller hatte und daher auch kaum in fantastische Untiefen abstürzen konnte. Emmi hätte am liebsten laut gelacht und zugleich geweint, aber der polizeiliche Besichtigungstrupp bestätigte leider die Aussage des Hotelmanagers.
„Der Aufzug fährt nur einen Stock tiefer und dort befindet sich die Tiefgarage“, meinten sie mit einem schrägen Blick auf Emmi. „Die Tiefgarage ist außerdem clean“, ergänzten sie noch und Emmi meinte den Boden unter den Füßen zu verlieren.
Clean? Das konnte doch bitte nicht sein! Nicht nach einer blutigen Sauerei, die gerade mal vor einer halben Stunde stattgefunden hatte!
„Wir haben zwar einen Keller, ...“, mischte sich der Hotelmanager nun wieder ein und schob Emmeline dabei dreist zur Seite. „... wie jedes Gebäude hier in Lissabon! Allerdings führt dieser Aufzug hier nicht dorthin. Da müsste man schon den Personalaufzug weiter hinten nehmen. Sehen Sie? Dort neben der Küche. Aber der ist nur fürs Personal. Wohingegen dieser Aufzug hier für unsere werten Gäste ist. Hier kann man nur die Stockwerke hinauf und eben in die Tiefgarage gelangen.“ Damit machte er einen Schritt auf das Horrording von Aufzug zu und deutete auf die Konsole darin. „Wie Sie selbst sehen können, gibt es auch keine zusätzlichen Tasten für andere ... ähm ... Etagen.“ Sein Blick auf Emmi zeigte allen, was er von ihr hielt, während er sich näher zum Polizisten beugte. „Wenn Sie mich fragen, sollten Sie der Dame einmal Blut abnehmen und auf Drogen untersuchen!“, flüsterte er, doch der Polizist hielt nicht allzu viel von einem übereifrigen Hotelmanager, der versuchte, ihm seine Arbeit zu erklären. Ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen, wandte er sich der blassen Frau zu.
„Frau Emmeline Myrthe?“, fragte er in gebrochenem Deutsch und mit einer Miene, die zeigte, dass er lieber im Bett liegen würde, als hier seine Zeit zu verschwenden.
„Ja?“
„Sie haben doch sicher gehört, was der Hotelmanager gesagt hat, oder? Und Sie haben von uns die Bestätigung erhalten, dass in der Tiefgarage kein Tropfen Blut zu finden war. Auch war das Licht dort keine Minute lang aus. Das Wachpersonal hätte das sonst gemeldet.“
„Hmhm.“
„Sie sehen also, dass hier kein Verbrechen vorliegen kann, und dass lediglich der Aufzug einen elektronischen Defekt hatte. Verzeihen Sie daher meine direkte Formulierung, aber ich nehme an, dass sie in dem engen, dunklen Raum einfach hysterisch geworden sind.“
„Aber ich ...“
„Nein, Frau Myrthe. Hier besteht leider nicht der geringste Zweifel. Sie haben uns umsonst geholt ... wobei diese Formulierung mich zum nächsten Punkt bringt, denn wir werden natürlich abklären müssen, ob wir Ihnen für unseren
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