Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)
Einsatz nicht eine Rechnung zukommen lassen.“
„Wie bitte? Das ist jetzt aber nicht Ihr ...“, begann Emmi schockiert und fuhr sich aufgeregt durchs rote, strubblige Haar. Der Polizist aber hatte sowieso nur die Möglichkeit ansprechen wollen.
„Nun, ich werde noch einmal ein Auge zudrücken. Versprechen Sie mir aber bitte, dass Sie das nächste Mal genau überlegen, ob Sie uns brauchen. Und ... bitte keine Medikamente oder Drogen, ja?“
„Aber ich nehme doch keine ...“ Emmi war fassungslos, wie sich alles gegen sie verschworen hatte und überlegte kurz, ob sie nicht doch das Arztangebot des Managers in Anspruch nehmen sollte. Gleich zu Beginn ihrer Bergung hatte er sich darum kümmern wollen, doch sie hatte das strikt abgelehnt, weil ihr nichts fehlte. Nun wäre ein Arzt aber vielleicht gar nicht so schlecht, nur um zu beweisen, dass sie nicht zugedröhnt war.
Ich bin nicht high! Eher total down! Und ich habe mir das nicht nur eingebildet! ... zischte sie in Gedanken und funkelte den Manager und den Polizisten böse an. Es war ihr ein Rätsel warum der Aufzug nicht in den Keller fahren konnte und warum in der Tiefgarage keine Spur eines Massakers zu finden war. Und was konnte sie schon dafür, wenn es keinen Kellerzugang, keine extra Druckknöpfchen, kein Monster und keine Leiche gab? Sollten diese Leute sich doch selber einmal etwas überlegen! Es war nur eine kurze Trotzreaktion, denn natürlich waren die Umstände zum Aus-der-Haut-fahren und extrem verstörend. Emmi wusste, was sie gesehen hatte und konnte sich das Fehlen der Hinweise dazu nicht erklären. Mit den Blicken der anderen kam sie schon irgendwie zurecht, aber mit der Möglichkeit verrückt zu werden nicht.
Selbst der Keller wurde von der Polizei noch kurz kontrolliert, aber auch dort fanden die Beamten keine Spuren eines Mordes. Alle Fakten sprachen also gegen Emmeline und so sehr sie sich auch innerlich sträubte, musste sie notgedrungen ihren Widerstand aufgeben. Sie hatte auch keine Kraft mehr, ständig gegen Windmühlen zu kämpfen oder ihren Geisteszustand zu verteidigen. Und vielleicht hatten sie ja alle recht! Nichts, aber rein gar nichts schien noch so zu funktionieren, wie Emmi es seit 26 Jahren kannte oder gelernt hatte.
Müde und abgekämpft schottet sie sich gegen die Blicke der anderen ab, konnte aber nicht verhindern, allmählich selbst eine hysterische Version in Betracht zu ziehen. Wer wusste schon, welche Streiche einem das Gehirn spielen konnte, wenn Angst zur Phobie wurde.
„Schon gut!“, erwiderte sie daher, um jede weitere Spekulation zu ihrem Geisteszustand zu unterbinden. „Die Tatsachen sprechen gegen mich, das sehe ich ein, auch wenn ich es nicht begreifen kann. Ich bin also nicht in der Lage zu beweisen, was ich gesehen habe und das tut mir leid.“ Ein erleichtertes Raunen ging durch die Umstehenden und Emmi verstand, dass sie eigentlich alle nur nach Hause wollten. Also gab sie sich einen Ruck und würgte die nächsten Worte förmlich wie unter Zwang heraus.
„Also ... es tut mir leid, dass ich Sie alle ... äh ... bemüht habe. So etwas ... wird sicher nicht mehr vorkommen. Versprochen! Vielleicht war ich doch in Panik und ...“, sie räusperte sich und beendete den Satz erst gar nicht. „Entschuldigen Sie mich bitte, ich möchte jetzt auf mein Zimmer“, verabschiedete sie sich und machte auf dem Absatz kehrt. Niemand hielt sie auf, niemand sagte etwas. Lediglich der Hotelmanager fühlte sich berufen.
„Soll ich Ihnen nicht doch einen Arzt holen?“, fragte er nun ganz in der Rolle des Besorgten, der seine Verantwortung (vor allem den anderen Hotelgästen gegenüber) zu wahren wusste. Doch Emmi winkte ab. Ein Arzt konnte ihr jetzt auch nicht mehr helfen. Sie wollte nur noch schlafen und ging zur Treppe weiter hinten, weil sie das Horrording von Aufzug sicher nie wieder benutzen würde.
Erschöpft kam sie im vierten Stock an und mit ihr auch der Hotelmanager, der sich im letzten Moment erboten hatte, sie zu begleiten.
„Es tut mir wirklich leid, dass Sie wegen mir solche Unannehmlichkeiten hatten“, begann Emmeline kleinlaut, weil sie im Zuge ihres Stiegensteigmarathons in den vierten Stock so außer Puste gekommen war, dass sich ihre Gedanken geklärt hatten. Selbst hätte sie solch eine Geschichte ja auch nicht gerade geglaubt! Noch dazu, wo alle Tatsachen dagegen sprachen.
„Ich kann mir gar nicht erklären ...“, wollte sie noch verlegen hinzufügen, als der Hotelmanager abwinkte und
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