Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)
leuchtet das sogar ein, dass sich die Kraft unserer Seelen, durch das Mehr an Menschen verdünnen könnte. So, als müsste sich die Energie mehr verteilen. Es ist zumindest eine interessante Schlussfolgerung.“
„Es freut mich, dass du selbst für ungewöhnliche Möglichkeiten offen bist und mit Begeisterung der Geschichte lauscht, aber ich muss dich warnen! Die Handlung nimmt keine gute Wendung“, meinte Carmen ernst und mit einem Blick, der Emmis Frühlingsgefühle eindämmen sollte. Die wollte sowieso erwidern, dass sie das böse Ende bereits kannte und normaler Weise auch eher der nüchterne Typ war, der stets das Unromantische einer Liebesgeschichte hervorzuheben wusste. Aber sie kam irgendwie nicht dazu, wunderte sich vielmehr, dass sie diese Nüchternheit bei Carmens Worten verloren hatte und sich stattdessen derart auf die Liebe stürzte.
Gefangen im magischen Strudel der Generationen. Emmi blinzelte verwundert über diesen Gedanken und wollte Carmen genauer über diese familiäre Wortmagie ausfragen, als sich deren Miene drastisch veränderte. Ihre Augen verdunkelten sich so schlagartig, als wäre ihr inneres Licht erloschen. Ihr Gesicht wirkte versteinert und von ihrem Körper schien plötzlich keine herzliche Wärme, sondern nur noch Kälte auszugehen. Die Wandlung war so verblüffend, dass Emmi auf ihre ursprüngliche Frage vergaß.
„Was ist denn?“, fragte sie stattdessen und Carmen schluckte hart. Sie hatte offenbar Probleme zu sprechen, deutete aber stumm mit dem Kopf zur Tür. Dort zeichnete sich gerade die schemenhafte Statur eines hochgewachsenen Mannes im dichten Qualm der Raucher ab. Erst als dieser Jemand ein paar Schritte machte, waberte der ganze Nebel zur Seite und offenbarte eine Gestalt, die Emmi nur allzu bekannt war: Aron Jäger! Düster und unheimlich wie eh und je. Emmi war viel zu überrascht über Carmens Reaktion und Arons plötzliches Auftauchen, sodass sie für einen Moment gar nichts mehr sagte. Dafür überschlugen sich förmlich die Fragezeichen in ihren Gedanken.
Wie hat Carmen Aron nur kommen sehen und warum reagierte sie so stark auf ihn? Emmi wusste zwar, dass man auf diesen Mr. Finster durchaus seltsam reagieren konnte, – und wie sie das wusste! – aber auf Entfernung und ohne Hingucken war schon ein wenig befremdend. Es sei denn, Carmen war wirklich eine Hexe ... und das rückte für Emmi mittlerweile mehr und mehr in den Bereich des Möglichen. Doch für Angst hatte sie keine Zeit! Dafür war sie viel zu sehr mit ihrer Wut auf Aron Jäger beschäftigt.
„Du bist wie mein Schatten!“, rief sie verärgert, als er tatsächlich zum Tisch der beiden kam. Die Häufigkeit seines zufälligen Auftauchens grenzte schon an Absicht. Gott alleine wusste warum! Dass er hier bei einem wichtigen Gespräch störte, schien er jedenfalls nicht zu bemerken oder einfach zu ignorieren. Da konnte Emmi mit den Augen rollen, was sie wollte. Ein Herr Aron Jäger war dafür nicht zugänglich und viel zu penetrant gut gelaunt.
„Der Zufall ist mir heute aber hold. Störe ich oder darf ich mich zu Euch setzen?“, fragte er und bemerkte gar nicht, wie aufdringlich er sich verhielt. Immerhin wurde hier gerade über eine immens wichtige Liebesgeschichte geplaudert. Und wer, bitteschön, brauchte da schon die logisch-nüchternen Ohren eines Mannes?
„Äh ...“, stöhnte Carmen und wirkte entsetzt.
„Naja ...“, seufzte Emmi und versuchte eine abwehrende Handbewegung zu machen.
„Super, danke!“, meinte Aron, ließ sich auf den Sessel fallen und tat so, als würde er überhaupt nichts von ihren Protesten mitbekommen.
Das Feingefühl eines Warzenschweines ... ärgerte sich Emmi und funkelte ihn so böse an, als könnte er alleine durch ihren Blick explodieren und für immer verschwinden. Das Dumme daran war nur, dass Emmi nicht zaubern konnte. Aron Jäger blieb.
„Ich sterbe für einen Espresso“, meinte er und grinste wie ein Junge, der begierig auf die Päckchen unterm Weihnachtsbaum stierte. Nur, dass die eher zwei Kaffeetassen auf dem Tisch glichen. Der herrliche Duft des Kaffees hatte ihn offenbar ins Lokal getrieben, denn er schnüffelte wild herum und konnte gar nicht aufhören vor Wonne zu lächeln. Emmi wunderte sich, dass in solch düsterer Erscheinung ein derartig kindliches Gemüt stecken konnte und wollte gerade eine ätzende Bemerkung darüber machen, als sie sich auf ihre guten Manieren besann.
„Darf ich vorstellen, Carmen? Das ist Aron Jäger, ein
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