Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)
einmal verdammenswert. Fand es schaurig schön und erregend. Weiß blitzten seine Zähne im Dunkeln auf, lang und unnatürlich. Er beugte sich über mich, hauchte seinen heißen Atem auf meine Haut und schabte mit den überlangen Spitzen sanft darüber. Ich keuchte auf und wand mich innerlich, weil ich ihm derart ausgeliefert war und keine Gegenwehr zeigen konnte. Aber ich war auch verblüfft von dem fremdartigen Gefühl, der Intensität und der kratzenden Berührung seiner Zähne. Die Gradwanderung zwischen Angst und Lust war nicht zu leugnen, erreichte mit jeder Berührung eine neue Dimension.
Er glitt über mich hinweg, wanderte abwärts, leckte über mein Bein ... und ließ die Lust wichtiger erscheinen, als meine Angst. Dabei schmatzte er wie ein Tier in Vorfreude auf einen guten, saftigen Happen und nicht etwa wie ein großartiger Verführungskünstler. Ich wusste das und versuchte meinen Verstand verzweifelt Oberhand gewinnen zu lassen, doch ich verhielt mich wie eine ferngesteuerte Marionette. Zu allem Überdruss begann ich auch noch zu stöhnen! Nicht nur, dass dieses Wesen mich lähmte, um endlich zu seinem Fressen zu kommen, erregte es mich auch auf eine hysterische Weise, die es mir unmöglich machte, dagegen anzukämpfen. Mein Hirn setzte vollkommen aus, gaukelt mir vor, dass alles in Ordnung war und es mir völlig egal sein konnte, was mit mir passierte, ... solange nur so weitergemacht wurde.
Es war schauerlich, abartig und doch aufregend und erotisch. Sein Mund wanderte weiter, zog eine heiße Spur des Verlangens über meine Haut und benetzte mich mit klebrigem Speichel. Seine riesigen Hände flogen über meinen Körper und prüften die ganze Pracht seines mitternächtlichen Snacks. Aber all das erschien mir richtig und gut, denn ich bestand nur noch aus Fleisch, Haut und dem Rauschen meines Blutes.
„Mehr ...!“, hauchte ich und versuchte seinen Kopf zu ergreifen, um ihn dorthin zu führen, wo ich ihn haben wollte. Doch genau in dem Moment biss er heftig zu und versenkte all seine spitzen Zähne tief in meinen Oberschenkel. Ich heulte auf vor Schmerz und begriff endlich, dass ich hier nicht wie eine Geliebte behandelte wurde, sondern tatsächlich als Abendessen fungierte. Ich wollte mich wehren, wollte treten und seine Hände vertreiben, aber seine Kraft war gigantisch und sein Wechsel vom erotischen Tanz zum brutalen Kampf ein Leichtes. Mit seinem Körper zwängte er mich wie in ein Stahlkorsett und zog zu, während seine Zähne sich weiter erbarmungslos in mein Fleisch schlugen.
‚Ausgetrickst‘ ... flatterte es höhnisch durch meinen Kopf und erinnerte mich an einen Traum aus anderer Zeit. Doch der Schmerz war zu heftig, die kurze Ahnung sogleich verschwunden. Meine Gegenwehr erlahmte und das Biest biss weiter zu, zermalmte mein Fleisch zwischen seinen Zähnen und schlürfte begierig mein Blut. Jeder Biss erschütterte meinen Körper, schockte meine Seele und brachte unsagbare Schmerzen! Schreien konnte ich nicht, denn ich schien nicht einmal mehr zu atmen!
Das Gift seiner Zähne breitete sich in krampfartigen Wellen in meinem Körper aus, aber ich konnte nicht anders, als laut zu stöhnen. Immer noch! Als hätte dieses Gift den furchtbaren Schmerz gewandelt und in meinem Kopf pervertiert. Dabei war ganz klar, dass ich hier gerade ermordet wurde.
Schreiend erwachte Emmi aus dem Albtraum und fiel fast aus dem Bett. In ihrer Panik hatte sie sich so ung eschickt in der Decke verheddert, dass sie zur Hälfte aus dem Bett hing und mit ihrer Nase beinahe den Boden berührte.
„Scheiße!“, schrie sie und kam keuchend wieder in die Höhe, strampelte die Decke von sich und hatte nur ein Ziel vor Augen: Die Untersuchung ihrer Schenkel! Sie musste sehen, musste fühlen und herausfinden, ob etwas von diesem Horror wirklich passiert war. Hektisch zerrte sie ihr Nachthemd in die Höhe und spreizte die Beine. Schon beim ersten Kontrollblick bemerkte sie, dass sie keine Wunde hatte. Dennoch musste sie ständig über ihre Haut streichen und ihre Schenkel von oben bis unten prüfen. Nichts! Keine Schramme, kein Blut. Erleichtert sank sie zurück in die Kissen.
„Gott sei Dank!“, flüsterte sie, streifte das Nachthemd herunter und zog sich mit zittrigen Händen die Decke bis zum Kinn.
„Es war nur ein Traum! Nur ein verdammter, ve rschissener Traum!“, rief sie laut und versuchte so die bösen Geister aus ihrem Zimmer zu verscheuchen. Sie glaubte immer noch nicht recht an Dämonen und
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