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Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)

Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)

Titel: Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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berührenden Geschichten verzehrt.
    „Also wo war ich schnell? Ach, ja! Bei den Männern! Die waren offenbar zu allen Zeiten sehr begierig auf wahre Schönheit. Selbst der Prinz der Vandalen erlag der Magie, die von der Legende über die schöne Prinzessin ausging.“
    Vandalen? … überlegte Emmi eifrig und versuchte in ihrem Gedächtnis nach Jahreszahlen und geschichtlichen Ereignissen zu kramen.
    „Dafür muss ich wohl erklären, dass zu diesem Zeitpunkt gerade eine Horde Vandalen durch den Norden Marokkos zog und alles verwüstete, was ihnen in die Quere kam.“ Aber diese Erklärung hätte Emmi gar nicht mehr gebraucht, denn inzwischen hatte sie längst Zugriff auf ihr Wissen gefunden und herausgefischt, dass König Geiserich sein gesamtes Volk 429 nach Afrika geführt hatte.
    „Oh, ja!“, rief Emmi erfreut, weil sie die Vandalen in Bezug auf ihre Recherche bisher noch viel zu wenig mit einbezogen hatte. „Darüber habe ich gelesen! Im fünften Jahrhundert fielen die Vandalen erstmals auch in Afrika ein und zogen eine Spur der Verwüstung bis hinüber nach Karthago.“
    „Genau! Und wie du dir vorstellen kannst, waren diese Männer nicht gerade zimperlich. Sie entsprachen ganz dem Urtyp Mann. Aber selbst ein wilder, unberechenbarer Vandale war in manchen Momenten einfach nur ein schwacher Mann. Unserer Überlieferung nach hieß der verwegene Sohn des Anführers Raschdte , auch wenn er in der Geschichte stets als der Namenlose einging. Auch das war eine Strafe, die nur dem Kopf eines Mannes entspringen konnte. Dieser Raschdte hatte sich also gegen seinen Vater aufgelehnt und in einem blutigen Zweikampf das Recht erworben, seine Horde zu verlassen. Alles nur, um zu der schönen Prinzessin Akascha nach Marrakesch zu gelangen. Dort wollte er sie von Angesicht zu Angesicht sehen und sich von der Legende über die schönste Blume unter Allahs Himmel überzeugen. Seinem Wesen entsprechend, spielte er vermutlich durchaus mit dem Gedanken diese Blume zu pflücken und zu entführen.“ Carmen klimperte mit den Wimpern und lächelte verschmitzt. „Und das ganz alleine, ohne Unterstützung seines Vaters! Dieser Raschdte muss schon ein wilder und verrückter Kerl gewesen sein. Vor allem aber war er auch schön, Emmeline. Unbeschreiblich schön und genauso wie ein Mann sein sollte“, schwärmte sie und hatte offensichtlich ein sehr anregendes Bild des Vandalenprinzen vor Augen. Für Emmi war klar ersichtlich, wie fasziniert Carmen von dem Mythos war. Vielleicht war sie sogar verliebt in einen Mann, der seit über 1500 Jahren tot war.
    „Du musst wissen, dass auch damals der Glaube sehr streng und die Verführung durch Schönheit verboten war. Außer in den eigenen vier Wänden, versteht sich und immer nach dem Willen des Mannes. Die natürliche Stärke der Frau wurde gefürchtet, die Weiblichkeit versteckt und die subtile Macht der Frau über den Mann verachtet und bekämpft.“ Carmens Lächeln war verschwunden, denn nun dachte sie an die Unterdrückung der Frau seit Anbeginn des Patriachats.
    „Die Ungerechtigkeiten zwischen Männern und Frauen gibt es schon lange, Emmi. Vermutlich so lange es die Menschheit gibt. Und stets gewinnt der körperlich Stärkere, machen wir uns nichts vor!“
    „Aber Akascha war doch eine Prinzessin. Sie muss also Macht besessen haben“, meinte Emmi und nippte an ihrem Kaffee, der inzwischen kalt geworden war. Eine kurze Grimasse zeigte Carmen wie schlimm das Gebräu schmecken musste.
    „Nein! Sie war nur Spielball ihres Vaters und wurde wie eine Gefangene gehalten. Dazu war sie nur eine von mehreren Prinzessinnen. Die Vielzahl der Ehefrauen erlaubten es dem Herrscher eine Unmenge an Nachkommen in die Welt zu setzen, was selbst Akascha – bis auf ihre Schönheit – zu einer von Vielen machte. Sie lebte zwar in einem herrlichen Palast, wurde aber wie ein Paradiesvogel in einem goldenen Käfig gehalten.“
    „Aber sie hatte doch einen Geliebten!“, protestierte Emmi, weil sie sich nicht vorstellen konnte, dass eine Liebschaft bei ständiger Bewachung möglich war.
    „Ja, schon. Aber dazu komme ich noch. Warte einfach noch ein bisschen!“, erklärte Carmen und machte eine beschwichtigende Geste. „Zuerst möchte ich den Anfang erzählen. Akascha war also derart außergewöhnlich, dass eine Menge Männer durchs Land zogen, obwohl die Hoffnung, sie zu sehen, gleich Null war. Bei Raschdte verhielt es sich freilich anders, denn er war verwegen genug, sich über die Palastmauern zu

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