Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)
schließlich zur Besinnung brachte.
„Mein Gott, kein Wunder, dass sie dir freiwillig ein neues Zimmer gegeben haben! Wenn du immer so einen Zirkus ...“, doch dann hielt er in seiner Litanei inne und begriff, wie erschüttert Emmi tatsächlich war. Schluchzend stürzte sie sich in seine Arme und heulte hysterisch los.
„Ach, komm‘ her. Sch, sch ... das wird schon wieder!“
20 . Kapitel
Erst während der Autofahrt konnte sie darüber sprechen.
Der Schock der Nacht hatte ihren Mund zunächst versiegelt und Arons Geduld sehr auf die Probe gestellt. Er wusste, dass Reden die einzig richtige Lösung war, hatte aber zugewartet und sie nicht weiter bedrängt. Von Anfang an hatte er sich auf diese widersprüchliche Frau nicht wirklich einlassen wollen, doch dafür war es längst zu spät. Immerhin hatten sie eine Nacht gemeinsam verbracht, wenn auch anders, als erwartet.
Dafür redete sie im Auto plötzlich wie ein Wasserfall ... und nur abstruses Zeug! Alleine das Starten des Motors hatte Emmi die Sprechblockade genommen und sie erzählte von allen seltsamen Begebenheiten, die ihr bisher passiert waren. Lediglich ihre heimliche Angst vor ihm und seiner düsteren Aura ließ sie aus. Aber Horrorbestien und Zeitreiseträume kamen alle vor.
„... verstehst du?“, fragte sie nachdem sie geendet hatte und Aron nickte, obwohl er nicht von Anfang an zugehört hatte. Das Auto war ihm fremd, ein Leihwagen eben, und die Fahrgewohnheiten der hiesigen Bevölkerung waren etwas gewöhnungsbedürftig, um nicht zu sagen gefährlich . Etwas derart Chaotisches und dennoch Funktionierendes hatte er sein Lebtag noch nicht auf der Straße erlebt.
„Also ich fasse zusammen ...“, begann er, nachdem er ihren fragenden Blick registriert hatte und der Verkehr nicht mehr so viel Konzentration forderte. „Du bist wegen der Recherche zur Nephrit-Maske hier und hast, seit du in dieses Land gekommen bist, ein seltsames Erlebnis nach dem anderen. Stimmt das?“
„Stimmt ... wobei DU da den Anfang machst“, schoss sie gleich quer, weil sie gerade auf ihren Vorsatz pfiff und ihn doch provozieren wollte. Seine geringe Anteilnahme war es wohl, die sie dazu anstachelte. Starker Straßenverkehr hin oder her, der Holzklotz musste doch auch mal Gefühle zeigen!
„Ich kann dir versichern, dass ich ein normaler Mann mit ganz normalen Talenten, Geheimnissen und schlechten Angewohnheiten bin“, grinste er, aber Emmi ging nicht weiter darauf ein. Das Düstere hing ihm an, da konnte er beschwichtigen was er wollte. Selbst Carmen hatte das auf Anhieb bemerkt. Dass er von seiner Ausstrahlung nichts mitbekam, bestätigte nur, dass man ihn immer mit der Nase auf etwas drücken musste, um ein bisschen Einfühlungsvermögen zu provozieren.
„Egal!“, antwortete sie daher. „Das Wesentliche sind doch eher die seltsamen Begegnungen, der Mord und meine Träume.“
„Das Wesentliche liegt oft im Verborgenen, Emmi. So viel habe ich bereits gelernt“, meinte er geheimnisvoll und blickte dabei so ernst auf die Straße, dass Emmi es nicht gleich als Floskel abtun konnte. Nachfragen wollte sie aber auch nicht.
„Die Traumsequenzen finde ich natürlich schon interessant ...“, meinte er schließlich, weil er bemerkte, dass sie immer noch eine Antwort von ihm verlangte.
„Entschuldige, du findest die langweiligen Traumsequenzen aus dem Mittelalter interessanter als das Geschnetzel im Keller? Das ist doch die Höhe! Und was sagst du zu dem ermordeten Bibliothekar? Ich meine, DAS wäre doch eigentlich etwas, das einen derart nüchternen Menschen wie dich aufhorchen lassen müsste! Vielleicht sitzt du ja mit einer potentiellen Mörderin im Auto!“, meinte sie forsch und verschränkte demonstrativ ihre Arme vor der Brust.
„Huuuu. Da hab‘ ich jetzt aber Angst!“, scherzte er blöd, bemerkte aber an ihrer Abwehrhaltung und ihrer strengen Miene, wie ernst es ihr war. Böse stierte sie nach vorne und sah dabei so süß aus, dass er am liebsten geschmunzelt hätte.
Frauen! ... dachte er und verdrehte die Augen. Trotzdem versuchte er ihr zuliebe mehr auf die Geschichte mit dem Monster einzugehen.
„Ja, ja! Schon gut! Aber der Teil ist nun einmal besonders fantastisch, meinst du nicht?“
„Fantastisch?“
„Im Sinne von der Fantasie entspringend . So ein fantastisch, eben“, meinte er und machte dazu eine typisch italienische Handbewegung, als würde er mit einem Kind reden. Emmi schnaubte ärgerlich.
Das hätte ich mir ja
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