Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)
Sorte zum Bösen gewechselt haben?“
„Ja und nein, wobei ... huch ...“, Carmen blickte hektisch auf ihre Armbanduhr. „Verdammt, ich habe die Zeit vollkommen vergessen. Ich muss ja meinen Laden wieder aufmachen! Shit! Wir müssen das schon wieder vertagen, Emmi, sorry!“, meinte sie und rang verzweifelt die Hände. Jetzt hatte sie ihren Laden, gegen jede Gewohnheit, bereits am Vormittag geschlossen und schaffte es nicht einmal den zweiten Öffnungstermin pünktlich einzuhalten! Was für eine Schande! Carmen hasste nichts mehr als Unzuverlässigkeit und Unpünktlichkeit.
„Können wir vielleicht beim Rausgehen bezahlen? Sonst komme ich deutlich zu spät“, bat sie und konnte nicht aufhören auf ihre schöne Armbanduhr zu sehen.
„Ja, klar, aber du wolltest mir auch noch sagen, wie die Maske letztendlich nach Portugal kam“, erinnerte Emmi, weil sie plötzlich das Gefühl hatte, dass ihr die Zeit davon lief und die Gespräche mit Carmen stets zu früh abgebrochen wurden.
„Na, was glaubst du?“, fragte Carmen und zählte ihr Geld ab, um es der Kellnerin vorne auf den Tresen zu knallen. „Die Templer haben sie im Heiligen Land entdeckt, geraubt und bis nach Tomar gebracht. Ich meine, das ist die Kurzversion, aber die müsste doch eigentlich reichen!“
„Scheibenkleister!“, fluchte Emmi laut und Carmen hielt noch einmal inne und wandte sich ihr zu.
„Wieso? Was ist so schlimm daran?“
„Weil Aron dann recht hat. Verfluchter Mist!“, ärgerte sie sich und schleudert ihrerseits das Geld für den Kaffee und das Essen auf den Tresen. „Er hat bei einem unserer ersten Gespräche angedeutet, dass die Maske von den Kreuzrittern nach Portugal gebracht worden sein könnte, aber da bin ich ihm gleich kräftig über den Mund gefahren.“
„DAS ist ja wohl nichts Neues“, lachte Carmen anzüglich und ging im Stechschritt aus dem Lokal.
„Hey, so war das nicht gemeint. Ich hätte nur nicht gedacht, dass es so passiert ist, schließlich haben wir fundierte Aufzeichnungen darüber, dass die Maske auf direktem Weg von Marokko nach Europa gelangt ist.“ Carmen blieb noch einmal stehen, blickte aber erneut auf ihre Armbanduhr.
„Emmi, ich muss mich echt beeilen und habe nicht die Zeit, länger darauf einzugehen. Aber wenn du den berühmten Brief des Berberfürsten Achmed al-Babin aus dem Norden Marokkos meinst, dann lass dir gesagt sein, dass er gefälscht ist. Ein Briefverkehr zwischen Berber und Spanier hat es nie gegeben. Der grausame Herrscher Abbad II. al-Mu'tadid von Sevilla hat diese Pergamentrolle aus Marokko demnach nie erhalten. Ebenso wenig wie die Maske selbst. Und weißt du wer den Brief gefälscht hat? Die Templer, natürlich! Denn wie sonst hätten sie ihren Diebstahl damals vertuschen können? Der Berberfürst lebte zwar im Jahre 429 nach islamischer Zeitrechnung und der spanische Herrscher exakt passend 1051 nach christlicher Zeitrechnung, aber der angebliche Briefwechsel hat nie stattgefunden und sollte nur eine fiktive Übergabe nach Spanien dokumentieren. Es war schlicht ein Ablenkungsmanöver von jenen, die wirklich die Verantwortung für das Verschwinden der Maske trugen.“
„Aber, aber ...“
„Nein, Emmi! Ich habe jetzt leider keine Zeit mehr. Lass‘ das alles erst einmal sacken! Ich muss jetzt wirklich gehen.“
32 . Kapitel
Selbst als Emmi durch die Hotelaula ging, war sie noch ganz durcheinander von der Info rmationsflut Carmens. Das Schriftstück des Berberfürsten anzuzweifeln, wäre ihr und ihrem Großvater nie in den Sinn gekommen. In sämtlichen Fachkreisen war dieses Artefakt als echt und glaubwürdig dokumentiert worden. Mit der Berücksichtigung von 622 Jahren unterschiedlicher Zeitrechnung hatte auch jedes Detail im Brief exakt zusammengepasst.
Vielleicht zu exakt ... überlegte sie nun und ärgerte sich, dass sie womöglich einem gut ausgeklügelten Ablenkungsmanöver der Templer zum Opfer gefallen war. Wenn die Maske nach dem Kreuzzug von den Templern nach Portugal gebracht worden war, dann hatten sie das Zauberding vermutlich direkt nach Tomar gebracht. Die Templerburg war allerdings erst 1162 für ihre Zwecke umgebaut worden und das bedeutete einen Unterschied zum Brief von ganzen 111 Jahren. Die Zahl selbst erschien Emmi dann doch zu ungewöhnlich, als dass sie hätte Zufall sein können. 111 Jahre, drei Mal die Eins! So etwas konnte sich nur ein Mathematiker oder ein heimlicher Code-Freak ausdenken. Aber egal welches Rätsel
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