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Wer hat Alice umgebracht?

Wer hat Alice umgebracht?

Titel: Wer hat Alice umgebracht? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hogan
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Fahndungsfoto auftauchen. Und tatsächlich schienen sich weder der Wirt noch seine ebenfalls pakistanischen Gäste für uns zu interessieren. Wir frühstückten starken Tee und Eier mit scharfer Soße, dann machten wir uns wieder davon.
    Zwischen Cameron und mir lief es nach unserer Liebesnacht unheimlich gut. Wir verstanden uns auch ohne viele Worte. Es kam mir vor, als ob wir uns schon ewig kennen würden. Aber vielleicht schweißt eine gemeinsame Flucht vor der Polizei auch besonders stark zusammen. Auf diese Erfahrung hätte ich allerdings gut verzichten können. Aber nicht auf die Nacht in seinen Armen.
    „Die Perücke kannst du wegwerfen“, meinte Cameron. „Nachdem Nelly Perkins die Cops alarmiert hat, wird jeder Officer in Glasgow deine neue Personenbeschreibung haben. Meine übrigens auch. Wir sollten also einen Secondhandladen suchen und uns andere Klamotten besorgen.“
    „Hast du überhaupt noch Geld, Cameron?“
    „Nicht viel, aber es wird schon gehen. Vielleicht können wir noch mal eine Nacht in der Ruine verbringen. Von Geistern habe ich dort jedenfalls nichts bemerkt. Nur von einer Hexe, die mir mit ihrem Liebeszauber den Kopf verdreht hat.“
    Mit diesen Worten legte er den Arm um meine Schultern und schaute mich verliebt an. Ich gab ihm einen Kuss.
    „Ich hoffe ja immer noch, dass ich meine Unschuld beweisen kann. Es tut mir auch leid, dass ich dich in meine Probleme hineingezogen habe.“
    „Mir nicht“, gab Cameron trocken zurück. „Wenn du nicht unter Mordverdacht geraten wärst, hätten wir vielleicht niemals die vorige Nacht gemeinsam verbracht. Und es war die bisher schönste Nacht meines Lebens.“
    Mir lief ein warmer Schauer über den Rücken, denn ich spürte, dass Camerons Worte ehrlich gemeint waren. Er machte auf mich nicht den Eindruck eines Aufreißers, der jede Gelegenheit für einen Flirt beim Schopf ergreift. Damals im Aktzeichenkurs hatten ihm viele Studentinnen schöne Augen gemacht. Aber ich konnte mich nicht erinnern, dass er eine von ihnen abgeschleppt hatte. Ich selbst war seinerzeit noch zu schüchtern gewesen, um mein Glück bei ihm zu versuchen. Aber dafür hatte ich ja jetzt meine zweite Chance genutzt.
    Wir bewegten uns auf einem seltsamen Zickzackkurs durch das morgendliche Glasgow. Hauptstraßen und große Plätze mussten wir vermeiden, denn dort gab es flächendeckend Überwachungskameras. Also liefen wir nur durch Gassen und stille Seitenstraßen. Endlich gelangten wir zu einem Secondhand-Klamottenladen, der von einer alten Hippietante geführt wurde. Sie trug hennarote lange Haare und begrüßte uns mit dem Peace-Zeichen. Ich fand dort einen Jeansanzug in meiner Größe, in dem ich mir vorkam wie eine Figur aus einer Siebzigerjahre-Collegekomödie. Cameron suchte sich eine schwarze Jeans und einen grauen Kapuzenpulli aus. Wir grinsten uns gegenseitig an. Wie Bonny und Clyde oder ein anderes Gangsterpärchen wirkten wir jedenfalls nicht.
    „Jetzt schauen wir wenigstens nicht mehr so aus wie in der aktuellen Polizei-Personenbeschreibung, Lindsay.“
    „Du hast recht. Man sollte immer das Positive im Leben sehen.“
    Cameron bezahlte die Klamotten, die zum Glück sehr billig waren. Ich kam ja nicht an mein Geld heran, weil meine EC-Karte für mich unerreichbar in meiner Wohnung lag. Wahrscheinlich hatten die Cops mein Konto sowieso schon gesperrt. Doch selbst wenn ich sie bei mir gehabt hätte – sobald ich an einen Geldautomaten ging, wurde dadurch mein Standort verraten. Nein, das konnte ich nicht riskieren. Ganz abgesehen davon, dass alle Automaten mit Überwachungskameras versehen waren.
    Doch als wir den schäbigen Laden verließen, sah ich plötzlich eine der wenigen Glasgower Telefonzellen, die noch nicht von Vandalen plattgemacht worden war.
    „Cameron, ich würde gern meine Eltern anrufen. Sie müssen sich schreckliche Sorgen um mich machen. Was glaubst du, wie lange kann man telefonieren, bevor die Cops den Anruf zurückverfolgen können?“
    Cameron grinste schief, wurde dann aber sofort wieder ernst.
    „Du hältst mich wohl für einen Profi-Kriminellen, was? – Also, ich habe keine Ahnung. Aber wenn du nur ein paar Sekunden lang sprichst, wird es schon gutgehen.“
    Er gab mir unaufgefordert ein paar Pence-Münzen für den Anruf. Für solche kleinen Gesten liebte ich ihn über alles. Und natürlich für seine schönen Augen, für seinen Mut, für seinen trockenen Humor und seine feingliedrigen starken Hände – und für noch ein paar

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