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Wer hat Alice umgebracht?

Wer hat Alice umgebracht?

Titel: Wer hat Alice umgebracht? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hogan
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nickte der alte Bildhauer langsam. Arthur Elliot lehnte sich auf der Parkbank nach hinten und kniff die Augen zusammen. Er richtete seinen Blick in die Ferne. Aber ich glaubte, dass er gar nicht auf das Flussufer schaute, das weit vor uns am Rand der Rasenfläche zu erkennen war. Stattdessen blickte er gewiss nach innen, vielleicht auch weit in die Vergangenheit. Ich ertappte mich dabei, dass ich ungeduldig auf der harten Holzbank hin und her rutschte. Nach einer Weile, die mir wie eine halbe Ewigkeit vorkam, öffnete er wieder die Lippen.
    „Delbaeth, ja, das sagt mir etwas. Aber es ist lange her, verflucht lange. Dreißig Jahre mindestens, schätze ich. Aber damals gab es hier in Glasgow einen Typen, der allgemein nur Delbaeth genannt wurde. Oh, das war ein Schönling, so ein richtiger Womanizer. Ich war ja damals ebenfalls jung, auch wenn ihr euch das wahrscheinlich nicht vorstellen könnt. Wir anderen Kerle waren jedenfalls neidisch auf Delbaeth, weil er bei den Ladys so gut ankam. Aber ich muss zugeben, dass er wirklich nicht übel aussah. Groß, athletisch, sehr ausdrucksvolle Augen, eine Körpersprache wie ein gefährliches Raubtier. Wenn ich malen würde, hätte ich ihn gerne als Modell gehabt. Aber ich war damals schon mehr für die Bildhauerei zu haben, obwohl ich noch mehr mit Marmor gearbeitet habe und weniger mit Metall.“
    Das interessierte mich in diesem Moment herzlich wenig. Gespannt fragte ich: „Und warum wurde dieser Mann Delbaeth genannt?“
    „Wegen seinem aufbrausenden Temperament, Lindsay. Du weißt ja vielleicht, dass die Sagengestalt Delbaeth der Legende nach der Sohn des keltischen Kriegsgottes sein soll. Nun, aggressiv war dieser junge Playboy damals ebenfalls. Wenn ihm bei den Frauen ein anderer Typ in die Quere kam, benahm er sich wie ein Berserker. Da flogen schnell mal die Fäuste, er hatte sich einfach nicht im Griff. Deswegen kam er auch öfter mal mit dem Gesetz in Konflikt, aber nichts Ernstes. Jedenfalls hat es seiner Karriere nicht geschadet.“
    Mein Pulsschlag beschleunigte sich noch weiter.
    „Dann weißt du also, was dieser Mann, der Delbaeth genannt wurde, heutzutage macht?“
    „Ja, allerdings. Der ehemalige Raufbold mit dem großen Frauenverschleiß ist niemand anders als der ehrwürdige Professor Angus MacLaren, einer der angesehensten Dozenten an der Glasgow School of Art. Ich nehme an, dass du ihn kennst, Lindsay.“
    Ich nickte geistesabwesend. Diese Nachricht musste ich erst einmal verdauen. Sie schlug ein wie eine Bombe. Aber plötzlich ergab alles einen Sinn. Ich öffnete den Mund, um die Puzzleteile des Rätsels zusammenzusetzen.
    „Ja, der Name Angus MacLaren sagt mir etwas. Ich habe ihn auch schon öfter in der Cafeteria und auf den Korridoren gesehen. Allerdings war ich bisher noch nie in seinen Seminaren und Übungen, weil sie nicht in meinen Studienplan passten. Ich muss zugeben, dass er immer noch sehr gut aussieht.“
    Cameron runzelte die Stirn.
    „Willst du mich jetzt eifersüchtig machen?“
    Ich wuschelte ihm lächelnd durch sein Haar.
    „Quatsch, überhaupt nicht. Ich stehe nicht auf ältere Herren mit grauen Schläfen. Ich wollte nur das bestätigen, was Onkel Arthur gesagt hat: Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Angus MacLaren damals nichts hat anbrennen lassen. Es würde mich wundern, wenn er heutzutage seiner Frau treu ist. Es ist unübersehbar, wie stark ihn einige Studentinnen anflirten. Und Angus MacLaren hatte auch eine sehr attraktive studentische Hilfskraft – nämlich Alice Wright!“
    Elliot und Cameron schauten mich verblüfft an. Offenbar hatten die beiden das noch nicht gewusst.
    „Alice Wright war die Assistentin von dem Prof?“
    „So ist es, Cameron. Du weißt ja, dass ich Alice nicht ausstehen konnte. Und dafür gab es viele Gründe. Mich hat ihre arrogante und angeberische Art völlig genervt. Dauernd musste sie bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit von sich geben, wie wichtig und unentbehrlich ihre Hilfe für MacLaren wäre.“
    „Wahrscheinlich nicht nur bei irgendwelchen Uni-Projekten“, meinte der alte Bildhauer. „Warum sollte sich Angus MacLarens Charakter so grundlegend geändert haben? Wie heißt es doch so schön im Sprichwort: Die Katze lässt das Mausen nicht.“
    „Und Alice Wright war ein ganz schön attraktives Mädchen“, räumte ich ein. „Das muss ich ihr zugestehen, auch wenn ich sie nicht leiden konnte. Alice war zwar mit Robert Cincade zusammen, aber von dem hat sie sich ja

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