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Wer hat Alice umgebracht?

Wer hat Alice umgebracht?

Titel: Wer hat Alice umgebracht? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hogan
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ich nicht sagen. Ich selbst fand eigentlich, dass meine Stimme an das Piepsen eines Mäuschens erinnerte, das in die Enge getrieben worden war. Aber es fehlte mir einfach an Erfahrung. Noch nie zuvor hatte ich mit einem Mann telefonieren müssen, der seine Geliebte mit einem Messer getötet hat.
    Einen sehr langen Augenblick lang herrschte Schweigen am anderen Ende der Leitung. Ich befürchtete schon, MacLaren würde auflegen. Oder wollte er das Gespräch bewusst hinauszögern, damit die Polizei den Anruf bis zu meiner Telefonzelle zurückverfolgen konnte? Aber warum hätten die Cops überhaupt seinen Büroanschluss überwachen sollen? Sie rechneten doch gewiss nicht damit, dass ich mit MacLaren Kontakt aufnahm. Ich wusste nicht mehr, was ich glauben sollte. Aber bevor ich zu sehr ins Grübeln geriet, ertönte seine Stimme erneut.
    „Ich muss gestehen, dass Sie mich verblüffen, Miss Duncan. Wenn mich nicht alles täuscht, waren Sie doch nie in einer meiner Veranstaltungen, oder? Ich kenne Ihren Namen nur durch die Polizei, die alle Hochschullehrer nach dem Mord an Alice Wright befragt hat.“
    „Wirklich, Professor MacLaren? Hat Alice nie mit Ihnen über mich gesprochen? Sie wird Ihnen doch erzählt haben, dass wir nicht gerade die besten Freundinnen waren.“
    „Daran kann ich mich nicht erinnern. Alice Wright war meine Assistentin, und ihr Tod hat mich tief getroffen. Aber wir haben immer nur über universitäre Dinge geredet, und …“
    „Den Schmus können Sie sich für die Polizei aufsparen, Professor. Ich weiß, dass Alice Ihre Freundin war. Sie hatten ein Verhältnis mit ihr!“
    Einen Moment lang fürchtete ich, ich hätte den Bogen überspannt. Wenn MacLaren wirklich so ein dominanter Typ war, durfte eine junge Studentin ihm gegenüber garantiert nicht so einen Ton anschlagen. Es sei denn, er hatte wirklich etwas zu verbergen.
    „Rufen Sie deshalb an, Miss Duncan?“, fragte er kalt. „Um von Ihrer eigenen Schuld abzulenken und meinen guten Ruf in den Dreck zu ziehen?“
    In diesem Moment wusste ich, dass der Professor angebissen hatte. Und das war ein gutes Gefühl. Wäre MacLaren wirklich unschuldig gewesen, dann hätte er einfach nur auflegen und vielleicht noch die Polizei verständigen müssen. Aber das tat er nicht. Und dafür konnte es nur einen Grund geben: Ich war der Wahrheit auf der Spur.
    „Sie glauben wohl, Sie hatten Alice völlig um den Finger gewickelt, MacLaren? Aber da täuschen Sie sich. Alice war nicht so leichtgläubig, wie Sie gedacht haben. Ihre Geliebte muss etwas von ihren finsteren Plänen geahnt haben. Jedenfalls hat Alice mir einige Tage vor ihrem Tod einen Umschlag überreicht. Sie sagte, er würde reinstes Dynamit enthalten. Und der Inhalt handelt angeblich von nichts anderem als dem Verhältnis zwischen Ihnen und Alice.“
    Der Mann am anderen Ende der Leitung lachte. Aber es klang nicht, als ob er sich wirklich amüsieren würde. Vielmehr fand ich, dass sich seine Stimme ziemlich nervös anhörte. Oder war das nur Wunschdenken?
    „Es ist wirklich schade, dass Sie eine Schwerkriminelle geworden sind, Miss Duncan. Bei der blühenden Fantasie, die Sie haben, hätte aus Ihnen eine sehr kreative Künstlerin werden können.“
    Der Umschlag, von dem ich gerade geredet hatte, war wirklich frei erfunden. Aber so schlecht konnte meine Lüge nicht sein, sonst wäre MacLaren mir wohl nicht auf den Leim gegangen.
    „Ich freue mich, dass Sie mich für so talentiert halten, Professor. Ich habe wirklich vor, als Künstlerin zu arbeiten. Aber das muss in einem anderen Land und unter falschem Namen geschehen. Denn Sie haben ja leider dafür gesorgt, dass ich in ganz Großbritannien gejagt werde wie ein tollwütiges Tier.“
    „Rufen Sie mich an, um sich vor Ihrer Abreise von mir zu verabschieden?“, fragte MacLaren zynisch. Das machte mich sauer. Am liebsten hätte ich ihm richtig die Meinung gesagt, doch ich bremste mich. Dieser Mann spielte mit Menschen, damit sie sich in seinem Sinn verhielten. Und den Gefallen würde ich ihm nicht tun.
    „Ja, Sie werden mir fehlen.“ Auch ich kann ironisch sein. „Aber ich brauche noch ein kleines Taschengeld, um in einem anderen Land neu anzufangen. Ich hatte an 10.000 Pfund gedacht.“
    „Und warum sollte ich Ihnen wohl 10.000 Pfund schenken, Miss Duncan?“
    „Weil ich andernfalls den Umschlag der Polizei schicken werde, Professor. Vielleicht ist der Inhalt ja völlig harmlos, wer weiß? Ich habe nicht hineingeschaut. Wenn Sie es

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