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Wer hat Angst vor Beowulf?

Wer hat Angst vor Beowulf?

Titel: Wer hat Angst vor Beowulf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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betreten. Es ist voll von Bildschirmen und Computerterminals, und die Telefone sind wie bei einem Panzeraufmarsch in Bataillonen aufgestellt. An der Wand befindet sich eine riesige elektronische Weltkarte, auf der sämtliche Unternehmungen und Operationen des Gerrards Garth Konsortiums in allen Ländern der Erde durch Blinklichter markiert werden. An Tagen, an denen viel los ist, könnte man meinen, die ganze Welt brenne.
    Das Gebäude war fast völlig dunkel, nur in diesem obersten Stockwerk brannte noch Licht, und in diesem Großraumbüro befand sich nur ein einziger Mensch – ein großer kräftiger Mann mit roten Wangen und langen Armen. Er starrte auf eine Reihe von Bildschirmen, auf denen etliche Zahlenkolonnen zu sehen waren. Von Zeit zu Zeit gab er ein paar Zeichen ein. Dann leerten sich die Bildschirme, und gleich darauf tauchten neue Zahlen vor ihm auf. Er wirkte weder ermüdet noch ungeduldig, und die Informationen auf den Monitoren schienen ihn nicht sonderlich zu bekümmern. Es sah also ganz danach aus, daß alles völlig unter Kontrolle war – zweifellos dank der neuen Technologie.
    Und dann erloschen plötzlich sämtliche Bildschirme im Büro und flackerten gleich darauf wieder auf. Wie Schneeflocken in einem Blizzard rasten auf ihnen kleine grüne Zahlen auf und ab, während alle Lampen, die überhaupt leuchten konnten, sofort zu blinken begannen. Unbekannte Symbole, die in keinem Handbuch zu finden waren, bewegten sich mit rasender Geschwindigkeit hin und her und verbanden sich zu komplizierten Spiralen und verschlungenen Kurven aus flimmernden Lichtpunkten, und sämtliche Telefone begannen gleichzeitig zu klingeln. Der Mann hielt sich an den Armlehnen seines Stuhls fest und sah alles fassungslos mit an. Plötzlich stellten die Bildschirme ihr Flimmern ein, und auf sämtlichen Monitoren erschien dasselbe, extrem hell leuchtende Bild, während sich die Deckenbeleuchtung ausschaltete und die Computerterminals damit begannen, kilometerweise Druckerpapier auszuspucken, das mit den Worten von hundert längst vergessenen Sprachen gefüllt war.
    Der Mann beugte sich vor und blickte auf den Monitor, der ihm am nächsten war. Auf dem Bildschirm war eine goldene Spange in der Form eines fliegenden Drachen zu sehen.

 
     
3. Kapitel
     
    »Gib’s zu, Zxerp«, sagte eine Stimme, »du hast es noch nie so gut gehabt.« Der Postbote, der sich gerade auf sein Fahrrad schwingen wollte, um sich auf den langen Weg nach Bettyhill zu machen, blieb wie angewurzelt stehen und starrte zu den Telegrafenleitungen hinauf, die direkt über seinem Kopf verliefen. Er hätte schwören können, daß eine der Leitungen gerade gesprochen hatte. Mißtrauisch sah er sich nach allen Seiten um, aber in der grauen Morgendämmerung rührte sich nichts.
    »Ich meine«, fuhr die Stimme fort, »ich hab zwar nicht die leiseste Ahnung, was das für ein Zeug ist, aber es spielt geothermische Energie glatt an die Wand.«
    Der Postbote sprang mit einem Satz auf sein Fahrrad und trat in die Pedale, und das sehr kräftig.
    »Ich finde es ganz in Ordnung. Für meinen Geschmack ist es ein bißchen zu süß, aber es hat das gewisse Etwas«, nuschelte Zxerp und wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab.
    »Du bist aber auch nie zufrieden, wie?« pflaumte Prexz ihn an. Dann tauchte er aus der Leitung auf und hüpfte leichtfüßig auf die Erde hinunter. »Dir fehlt bestimmt wieder eine Brise Magnetismus, das ist es.«
    »Warte«, rief Zxerp ihm hinterher. Dann kletterte er aus dem Kupferkern heraus und fiel unsanft zu Boden. »Autsch, ich glaub, ich hab mir den Knöchel verstaucht!« klagte er wenig überzeugend.
    Eine Weile spazierten sie den leeren Feldweg entlang und legten schließlich eine Pause ein, um den Blick über die nebelumhüllte Hügelkette schweifen zu lassen. Die Wolken hingen tief, so daß die oberen Ausläufer nur verschleiert und verschwommen zu sehen waren, und man konnte sich einbilden, daß sie sich ewig weiter bis zum Himmelsgewölbe erstreckten.
    »Wer war denn nun als nächster dran?« fragte Zxerp nach einer Weile.
    »Ich«, behauptete Prexz. »Hast du die Würfel?«
    »Ich dachte, du hättest sie.«
    Nach kurzer Debatte durchsuchten sie ihre Taschen und fanden schließlich die Würfel: zwei winzige, aus Diamanten geschliffene Würfel, die von innen heraus leuchteten.
    »Und was machen wir jetzt?« fragte Zxerp, nachdem beide mehrere Spielzüge abgeschlossen hatten. Es bestand für ihn die ernste Gefahr, daß er (wieder

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