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Wer hat Angst vor Beowulf?

Wer hat Angst vor Beowulf?

Titel: Wer hat Angst vor Beowulf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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einmal) in eine Falle geraten war, aus der es kein Zurückkommen gab, und er wollte die Aufmerksamkeit seines Gefährten ablenken.
    »Was wir jetzt machen?« Prexz runzelte die Stirn. »Wir machen einfach das, wozu wir Lust haben.«
    »Nein, jetzt mal im Ernst. Wir haben unsere Pause gehabt und sollten jetzt wieder an die Arbeit gehen.«
    Prexz schüttelte energisch den Kopf, wodurch er in ganz Bettyhill erhebliche Interferenzen beim Empfang des Frühstücksfernsehens verursachte. »Mir steht die Arbeit bis hier oben. Ständig jedem Magier und Zauberer in ganz Caithness zur Verfügung stehen und ewig auf Abruf sein zu müssen und keinen Moment für sich allein zu haben – was für eine Art von Leben soll denn das sein? Ich denke, wenn wir die Köpfe ein bißchen einziehen und unsere Runen richtig ausspielen, dann …«
    Plötzlich hielt er inne und legte die Hände an den Kopf. Zxerp starrte ihn an und spürte es dann ebenfalls: Kommandos, die aus nicht allzu großer Ferne kamen.
    »Verdammter Mist«, grummelte Prexz. »Das ist wieder dieser Scheißzauberer.«
    »Und ich dachte gerade«, zischte Zxerp zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, »wie schön es wäre, diesen Kotkel nie mehr sehen zu müssen.«
    »Er war von allen am schlimmsten«, pflichtete Prexz ihm bei. »Zweifellos am schlimmsten.«
    Die Kommandos verstummten, und die beiden Geister entspannten sich.
    »Vielleicht sollten wir uns einfach irgendwo verstecken«, flüsterte Prexz, »und so tun, als wären wir ein Stück statische Aufladung oder so was …«
    »Vergiß es.« Zxerp war bereits dabei, das Spiel einzupacken, und legte die Gemeindeschatz-Karten wieder zurück in die mit Markasiten besetzte Schatulle. »Ich wußte, es war zu schön, um wahr zu sein.«
    Kurz darauf trotteten sie denselben Weg zurück, den sie gekommen waren.
    »Glaubst du, er hat das mit Absicht getan?« fragte Prexz. »Ich meine, daß er uns absichtlich in dem Grabhügel eine Falle gestellt hat oder so was in der Richtung?«
    »Würde mich auch nicht überraschen«, entgegnete Zxerp düster. »Der ist ganz schön gerissen, dieser Zauberer.«
     
    Hildy war nicht daran gewöhnt, unter freiem Himmel zu schlafen. Aber wenigstens hatte es nicht geregnet, und sie war so müde gewesen, daß sie bemerkenswert leicht eingeschlafen war. Sie hatte einen seltsamen Traum gehabt, in dem alles wieder normal war und an dessen Ende sie an einem Tisch in der Universitätsbibliothek saß und in der neuesten Ausgabe des Journals skandinavischer Studien blätterte.
    Als sie die Augen öffnete, sah sie allerdings, daß die Wikinger bereits allesamt aufgestanden waren und um ein Feuer herum saßen. Sie grillten vier Kaninchen an Stöcken, was Hildy unwiderstehlich an Eis am Stiel erinnerte, und reichten einen mit Wasser gefüllten Helm herum.
    »Warum nehmen wir immer meinen Helm?« maulte der Hornträger.
    Die spartanische Einfachheit dieser Szene erfüllte Hildy einen Moment lang mit einer Art innerem Frieden: Essen, das durch Geschicklichkeit am frühen Morgen gefangen wurde, und sauberes Wasser aus einem Bergbach. Dann erst mußte sie feststellen, daß eine Spinne in ihren Stiefel gekrochen war und sie außerdem einen steifen Hals hatte, weil sie mit dem Kopf auf einer Baumwurzel geschlafen hatte. Nachdem sie die Spinne gewaltsam vertrieben hatte, schlenderte sie schlaftrunken zu den Männern am Feuer hinüber.
    »Nehmen Sie sich etwas Kaninchenfleisch«, forderte Angantyr sie auf. »Es ist zwar etwas angebrannt, aber ein bißchen Holzkohle hat noch keinem geschadet.«
    Hildy klärte ihn höflich auf, daß sie morgens nie frühstücke, und erkundigte sich dann nach dem König.
    »Er ist mit diesem verdammten Zauberer dahinten in die Walachei gegangen«, sagte der Hornträger, der gerade die Innenseite seines Helms mit dem Saum seines Umhangs trockenrieb. »Ich glaube, es wird jeden Augenblick anfangen zu regnen«, fügte er schadenfroh hinzu.
    Hildy entdeckte den König schließlich am Ufer eines kleinen Flusses sitzend, der jenseits des Hochmoors den Berg hinab direkt in den Wald floß. Er drehte sich um, lächelte sie an und legte den Zeigefinger auf die Lippen. Auf der anderen Seite des Bachs stand der Zauberer auf einem Bein und zeigte mit seinem Stab auf einen flachen Tümpel, während der König gerade ein kleines Feuer mit einer Zunderbüchse entzündete.
    »Was tut er da?« flüsterte Hildy.
    »Schauen Sie doch einfach zu«, forderte der König sie auf.
    Der Zauberer begann soeben

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