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Wer hat Angst vor Beowulf?

Wer hat Angst vor Beowulf?

Titel: Wer hat Angst vor Beowulf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Erscheinungen von der Milchvermarktungsbehörde. Das widerstrebt mir sogar zutiefst, sagte sich Danny. Selbst eine zusammengefallene alte Hütte ist und bleibt für einen Engländer seine Burg, auch wenn sie sich in Schottland befindet.
    »Haut ab!« hauchte er mit letzter Anstrengung. Aber kaum hatten diese Worte seine Lippen verlassen, versiegten sie im Wind, und er drehte sich mit dem Gesicht resigniert zur Steinmauer.
    »Da drinnen ist jemand«, sagte Starkad Storvirksson.
    »Wirklich? Vielleicht hat er ja Lust auf eine Prügelei«, frohlockte Ohtar.
    »Wir sollten ihn vorher lieber fragen«, schlug Angantyr vor. »Es gehört sich einfach nicht, sich mit Leuten zu prügeln, ohne sie zu fragen.«
    »Ich dachte, uns ist jede Prügelei verboten worden«, wandte Starkad ein.
    »Wenn wir uns verteidigen müssen, nicht«, widersprach Ohtar, allerdings nur halbherzig, denn der Mann sah nicht so aus, als hätte er Lust auf eine Prügelei. Genaugenommen wirkte er sogar völlig am Boden zerstört, und Ohtar drehte ihn vorsichtig mit dem Fuß herum.
    »Frag ihn, ob er etwas zu essen dabei hat«, flüsterte Angantyr. »Sag ihm, wir tauschen zwei Kaninchen und einen Lachs gegen alles, was ähnlich wie Käse schmeckt.«
    »Jetzt mal halblang, ja?« fauchte Ohtar. »Das ist dieser Zauberer aus dem Lieferwagen, der Kerl, der mit Bothvar nicht kämpfen wollte.« Er drehte sich zu seinen Kameraden um und sagte lächelnd: »Jungs, es geht bergauf. Wir haben einen Gefangenen.«

 
     
7. Kapitel
     
    »Nehmen Sie doch noch etwas von dem Kaninchen«, bat Ohtar freundlich. Obwohl Danny die ganze Nacht über nichts anderes getan hatte, als Kaninchen und Lachs zu essen, hatte er das Gefühl, daß eine Ablehnung unhöflich gewesen wäre. Offensichtlich waren die Fremden stolz auf ihre Gastfreundschaft.
    »Sind Sie sicher, daß für Sie noch genug da ist?« fragte er verzweifelt, als Ohtar ihm zwei weitere verkohlte Keulen reichte, die noch mit verbrannten Fellresten gesprenkelt waren. Der Mann, den sie Angantyr nannten, stieß einen seltsam schnaubenden Laut aus.
    »Kümmern Sie sich nicht um ihn«, meinte Ohtar, »es ist genug davon da.«
    »Na, wenn das so ist …« Danny grub seine Zähne in das verkohlte Fleisch und versuchte, dabei nicht daran zu denken, wie sehr er sein zahmes Hauskaninchen Dimbleby als Kind ins Herz geschlossen hatte. »Das schmeckt sehr gut«, nuschelte er, während er seine schmerzenden Kiefer zum Kauen zwang.
    »Wirklich?« Ohtar strahlte. Fast während seiner gesamten Dienstzeit war er Feldkoch König Hrolfs gewesen, und dies war das erstemal, daß er aufgrund seiner Kochkünste von jemandem gelobt wurde. »Warten Sie hier«, forderte er Danny freudestrahlend auf. Dann nahm er eine Schlinge und eine Handvoll Kieselsteine und verschwand.
    »Sie haben ihm den Tag gerettet«, sagte Angantyr. Er setzte sich neben Danny und griff geistesabwesend nach der zweiten Keule. »Ich persönlich hasse Kaninchen«, fuhr er mit vollem Mund fort, »aber es ist immer noch besser als Möwe. Haben Sie schon mal Möwe gegessen?«
    »Nein«, antwortete Danny.
    »Sehr klug von Ihnen«, pflichtete Angantyr ihm bei und spuckte ein paar Knöchelchen aus. »Nicht, daß Sie mich falsch verstehen, denn mit heller Soße und etwas Fenchel kann man durchaus was daraus machen. Ich bin nur nicht so wild aufs Essen wie einige andere, die ich kenne. Fünf anständige Mahlzeiten am Tag sind alles, was ich brauche, und den einen oder anderen Krug mit etwas Flüssigem, damit es besser rutscht. Aber, was Algen angeht, da ist bei mir Sense«, behauptete er felsenfest, »außer in Cremespeisen natürlich.«
    »Natürlich«, stimmte Danny ihm zu.
    Nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß nirgends mehr etwas von dem Kaninchen herumlag, lehnte sich Angantyr an die verfallene Hüttenwand und schob den Helm ins Gesicht. »Ach ja, das ist besser als arbeiten«, seufzte er genüßlich. »Was machen Sie überhaupt, wenn ich fragen darf? Ich weiß, daß Sie eine Art Zauberer sind, aber das kann vieles heißen, nicht wahr?«
    »Ich bin Produzent«, antwortete Danny.
    »Wie schön für Sie. Ich bin genaugenommen Konsument.« Die fahle Morgensonne schien schwach durch ein Loch in den Wolken, und der Held war guter Dinge. »Das war schon immer das Problem in diesem Land, zu wenige Produzenten und zu viele Konsumenten. Ich bewundere Leute wie Sie, ehrlich. Bei Wind und Wetter draußen hinter dem Pflug oder im Schnee die Schafe nach Hause treiben … Harte

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