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Wer hat Angst vor Beowulf?

Wer hat Angst vor Beowulf?

Titel: Wer hat Angst vor Beowulf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Arbeit ist das, sag ich immer.«
    »Nein, nein, ich bin kein Bauer«, wehrte sich Danny. »Ich bin Produzent. Fernsehproduzent.«
    Angantyr richtete sich auf, und eine seiner raupenähnlichen Augenbrauen hob sich. »Was ist denn das?«
    »Wissen Sie«, antwortete Danny verlegen, »ich arbeite die Pläne aus, beaufsichtige meine Mannschaft, solche Dinge eben.«
    »Sie meinen, Sie sind Maat auf dem Vorderdeck?« Angantyr fühlte sich auf den Arm genommen. »Also, raus damit, das sind Sie doch nie und nimmer, oder?«
    »Nicht diese Art von Mannschaft«, entgegnete Danny, der sich wünschte, das nie erwähnt zu haben. »Kameraleute, Filmteams. Techniker, Kabelträger, Beleuchter, solche Leute. Ich mache Fernsehprogramme.«
    »Ach, eigentlich ist mir das egal«, gab Angantyr nach einer langen Pause auf. »Ich hab über tausend Jahre lang geschlafen.«
    »Aber jetzt mal im Ernst.« Danny nahm seinen ganzen Mut zusammen, um die Frage zu stellen, die ihm allmählich den Verstand raubte. »Wer sind Sie nun wirklich?«
    Angantyr sah ihn scharf an und erinnerte sich, daß der Mann ein Zauberer war. Aber eigentlich wirkte er harmlos, und schließlich hatten sie alle seine magischen Instrumente in der Lieferwagen-Schlacht zerstört.
    »Wenn ich Ihnen das verrate«, sagte Angantyr mit gesenkter Stimme, »dann werden Sie sich aber nicht in einen Vogel oder so was verwandeln und einfach davonfliegen, wie? Geben Sie mir Ihr Ehrenwort!«
    »Ehrenwort«, versicherte Danny. Seines Erachtens hatte der Mann tatsächlich keine Ahnung, was ein Fernsehproduzent war, sonst hätte er einen anderen Schwur verlangt.
    »Wir sind die Männer von König Hrolf«, flüsterte Angantyr. »Wir haben in dem Schiff geschlafen und sind nun aufgeweckt worden, um die letzte Schlacht zu schlagen.«
    »Sie meinen das Schiff in Rolfsness?« fragte Danny. Irgend etwas in seinem Hinterkopf konnte darin sogar einen Sinn erkennen, obwohl er sich wünschte, daß es nicht so wäre. Da war ihm im Grunde selbst der Gedanke, langsam verrückt zu werden, noch sympathischer.
    »Richtig«, bestätigte Angantyr geduldig. »Zwölfhundert Jahre haben wir in dem Schiff geschlafen, und jetzt hat man uns aufgeweckt.«
    Danny schloß die Augen. »Und was ist mit den grauen Anzügen?«
    »Sie meinen die Kleidung? Die hat Hildy für uns besorgt. Sie sagt, wir sehen darin weniger verdächtig aus.«
    »Hildy Frederiksen?«
    »Hildy Frederiks tochter. Frederiksen kann sie nicht heißen, weil sie eine Frau ist. Ist doch klar, oder?« Angantyr schüttelte den Kopf. »Eine komische Person ist sie. Aber klug, das kann ich Ihnen sagen. Es war Glück, daß wir sie getroffen haben, wirklich, sie kennt sich mit Sagen und dem ganzen Kram gut aus. Unter uns gesagt«, flüsterte er Danny ins Ohr, »ich glaube, der alte Arvarodd hat sich ein bißchen in sie verknallt. Über Geschmack läßt sich streiten, finde ich. Also, ich hab da mal in Hlidarend …«
    »Könnten wir das Ganze noch mal von vorn durchgehen?« unterbrach ihn Danny. »Sie und die anderen Männer hier waren tatsächlich auf oder in dem Schiff, als Miß Frederiksen in den Grabhügel kam?«
    »Natürlich waren wir das.« Plötzlich kam Angantyr der Gedanke, daß für den Gefangenen das alles nur schwer zu glauben war, wenn er die Geschichte nicht kannte. Also erzählte er sie ihm. Aber selbst als er damit fertig war, schien der Gefangene äußerst mißtrauisch zu sein.
    »Tut mir leid«, sagte Danny, als Angantyr ihn darauf ansprach. »Ich glaube nicht, daß Sie ein Lügner sind, wirklich nicht, aber dieser ganze Zauberkram. Wissen Sie …«
    »Moment mal«, unterbrach ihn Angantyr, denn ihm war eingefallen, daß er während einer Unterhaltung zwischen dem König und Hildy zufällig ein Wort aufgeschnappt hatte, das ihm seither nicht mehr aus dem Kopf gegangen war. »Heutzutage nennt man das anders, Technologie oder so ähnlich.«
    »Nein, das ist etwas ganz anderes«, widersprach Danny. Er hatte das furchtbare Gefühl, daß an seiner folgenden Argumentationskette irgend etwas nicht stimmte. »Mit Technologie heilt man Kranke, läßt man Dinge vollautomatisch ablaufen und so weiter. Zauberei ist …«
    »Sehen Sie her!« unterbrach ihn Angantyr und holte einen kleinen Rehlederbeutel aus seiner Tasche hervor. »Das hier ist ein Stückchen Technologie. Ich hab’s mir oben in Lappland während eines Beutezugs geschnappt.« Er schüttete den Inhalt des Beutels auf den Boden und nahm zwei kleine Knochen und einen Kieselstein in die

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