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Wer hat Angst vor Beowulf?

Wer hat Angst vor Beowulf?

Titel: Wer hat Angst vor Beowulf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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würde, einen Streit zu entfachen, dann … »Ich bin ganz deiner Meinung, Angantyr!« rief er laut und schaute Hjort erwartungsvoll an.
    Aber der Held zuckte nur mit den Achseln und brummte: »Mir ist es egal, wer das Kommando hat.«
    »He! Was ist jetzt? Soll ich nun gehen, oder was?« fragte Starkad verunsichert.
    »Ja!« befahlen Hjort und Angantyr wie aus einem Mund und glotzten sich gleich darauf blöde an.
    Starkad war aufgesprungen. Er konnte schnell wie der Wind laufen, wenn er nicht über etwas stolperte, und schon bald hatte er den Bus überholt. Behende wie eine Wildkatze sprang er mit einem gewaltigen Satz an die Fahrertür, packte den Griff und riß sie auf, wobei er die Füße gegen den Rahmen stemmte. Der Bus schwenkte bedrohlich zur Seite, mähte eine Reihe von Begrenzungspfählen um und kam jählings zum Stehen.
    Der Fahrer, dem noch der Kopf schwirrte, versteifte sich hinter dem Lenkrad und starrte hilflos die Gruppe von Verrückten an, die wie aus dem Nichts herbeigestürmt waren. Außer einem schwangen alle altertümliche, aber durchaus furchteinflößende Waffen – Schwerter, Speere und Äxte. Möglicherweise handelte es sich um eine Gruppe von Archäologiestudenten, die die Schlacht von Culloden möglichst wirklichkeitsgetreu nachzustellen versuchten; aber auch diesbezüglich hatte er nur wenig Hoffnung. Der einzige unbewaffnete Mann beugte sich in das Führerhaus herein und räusperte sich.
    »Entschuldigen Sie bitte, fährt dieser Bus zufällig nach London?« erkundigte er sich höflich.
    Der Fahrer holte tief Luft und keuchte: »Nein. Aber wenn Sie Geld wollen, da vorn sind drei Pfund und zweiundvierzig Pence drin. Nehmen Sie alles.«
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir uns Ihren Bus ausleihen?« fragte der unbewaffnete Mann. »Es ist nur für einen Tag oder eine Woche oder so.«
    »Also wollen Sie meinen Bus entführen?« fragte der Fahrer ungläubig.
    »Ja«, antwortete der unbewaffnete Mann etwas betrübt. Der Fahrer wurde weiß im Gesicht, und Danny bekam allmählich Panik. Was, wenn der Fahrer sich zu widersetzen versuchte oder gar seine Fahrgäste beschützen wollte? Bothvar Bjarki würde das gefallen.
    »Es ist in Ordnung, wirklich«, sagte er so beruhigend wie möglich. »Ich bin von der BBC.«
    »Wirklich?« fragte der Fahrer, der alles andere als beruhigt wirkte. »Seid ihr etwa die Typen, die gestern in Farr die Bullen und Soldaten zusammengeschlagen haben?«
    »Ja!« rief Angantyr. Er streckte das bärtige Kinn ungeduldig vor und klopfte bedrohlich mit den Fingern auf die Klinge seines Schwerts.
    »Die Armee sucht nach Ihnen, meine Herren«, sagte eine ältere Dame in der zweiten Sitzreihe. »In Strathnaver sind schon überall Panzerwagen aufgefahren.«
    »Wirklich?« Angantyrs Augen leuchteten auf. »He, Jungs! Habt ihr das gehört? Sie sind zurückgekommen.« Die Helden redeten aufgeregt durcheinander.
    Danny gelangte zu der Überzeugung, daß dies ein Moment zum Handeln und nicht zum Verhandeln war. Er packte den Fahrer kurzerhand beim Kragen und zog ihn vom Sitz. »Okay«, krächzte er (eigentlich wollte er schreien, aber seine Worte klangen eher wie der Brunftschrei eines frühreifen Fasanenkükens), »ich will, daß alle sofort den Bus verlassen.«
    »Sie machen wohl Witze, mein Sohn!« empörte sich die ältere Dame. »Vor Mittwoch fährt kein anderer Bus mehr, und ich muß meinen kompletten Wocheneinkauf erledigen.«
    Bothvar Bjarki kletterte hinein. »Ihr habt gehört, was er gesagt hat«, knurrte er. »Raus mit euch, und zwar sofort!«
    »Werden wir jetzt etwa als Geiseln genommen?« erkundigte sich ein alter Mann in der vierten Reihe.
    »Nein. Sie können gehen«, beruhigte Danny die Fahrgäste.
    »Schade«, sagte der alte Mann. »Für George Macleod und seine Spitzel wäre das ein ganz schöner Schlag in die Fresse gewesen.« Er zuckte enttäuscht die Achseln und griff nach seiner Einkaufstasche.
    Nachdem die Fahrgäste aus dem Bus geströmt waren, wobei es sich beim Aussteigen keiner hatte entgehen lassen, Danny genau in Augenschein zu nehmen, kletterten die Helden hinein. Danny atmete tief durch und setzte sich auf den Fahrersitz.
    Der Fahrer hob eine Augenbraue und fragte: »Wissen Sie überhaupt, wie man einen Bus fährt?«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung«, gab Danny zu. »Ist das schwer?«
    »Ja, sehr schwer sogar. Fahren Sie denn weit?«
    »Nach London.«
    Der Fahrer schüttelte mitleidig den Kopf, und im tiefsten Innern Dannys machte es Klick.

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