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Wer hat Angst vor Jasper Jones?

Wer hat Angst vor Jasper Jones?

Titel: Wer hat Angst vor Jasper Jones? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Silvey
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und nimmt
offiziell
teil an diesem Spiel?»
    «Was?»
    Jeffrey grinst, weist mit den Daumen auf seine kleine Brust und sagt:
    «Er hier.»
    «Nein!»
    «Doch! Es ist unglaublich, Chuck! Ich bin dabei!»
    «Dabei? Wie das?»
    «Jim Quincy ist raus!»
    «Was meinst du mit
raus

    «Raus! Wie raus aus dem Spiel! Wir haben uns vorhin aufgewärmt, und auf einmal fällt er um wie ein nasser Sack! Wie sich rausstellt, hat er eine Blinddarmentzündung! Sie haben ihn auf dem schnellsten Weg ins Krankenhaus gebracht, weil er raus operiert werden muss!»
    «Raus?»
    «Raus, Chuck!»
    «Dann bist du also in der Elf? Ganz offiziell?»
    «So ist es. Sie hatten die Mannschaftsaufstellung schon eingereicht, deshalb konnten sie niemanden mehr nachmelden. Also spiele ich! Die Leute waren
stinksauer
, Chuck. Du hättest sie sehen sollen. Sämtliche Eltern haben sich um die Schiedsrichter und Trainer geschart und versucht, jemand anderen reinzukriegen. Aber die Schiedsrichter haben sich auf nichts eingelassen. Es lebe das Regelwerk! Ta-da! Jeffrey Lü feiert sein Debüt!»
    Er boxt mit sich selbst zwischen den einzelnen Würfen. Seine Aufregung ist ansteckend.
    «Ich fasse es nicht. Glaubst du, sie lassen dich bowlen?»
    «Keine Ahnung!» Jeffrey lächelt. «Sie wären bescheuert, wenn sie es nicht tun. Sie hätten mich zum Mannschaftskapitän machen sollen, Chuck. Die Feldaufstellung ist der Gipfel der Dummheit. Sieh dir das nur an! Es stinkt zum Himmel! Für den Schlagmann braucht man einen Third Slip. Dann bringt man ihn dazu, einen Drive zu schlagen. Sieh ihn dir nur an! Er ist grottenschlecht. Hat überhaupt keinen Überblick. Der würde nicht mal mit einem Banjo einen Kuharsch treffen.»
    «Er trifft wen mit was nicht?»
    Doch wieder ist das Over vorbei, und Jeffrey springt davon. Ich setze mich an den Spielfeldrand und blicke ihm nach. Ich bin um seinetwillen nervös.
    Ich schaue zur anderen Seite des Feldes und beobachte das Treiben dort. Für ein Spiel der Countryweek-Juniorenmannschaft scheinen unglaublich viele Zuschauer da zu sein. Merkwürdig. Menschentrauben und lange Schlangen drängen sich im und um den Pavillon. Ich sehe Ratsmitglieder der Bezirksverwaltung, die steif vor Selbstgefälligkeit und Dünkel in Anzügen herumstolzieren. Sie wirken arrogant und unbeugsam. Es gibt Klapptische mit Essen und Getränken, hinter denen sich Frauen zu schaffen machen und unterhalten. Neben ihnen prangen auf einer mit Pflöcken gespannten Leinwand das Wahrzeichen und der Wahlspruch der Stadt. Die australische Flagge hängt schlaff über dem Clubhaus.
    Ich frage mich, was das alles zu bedeuten hat. Wir spielen gegen Blackburn, einen Nachbardistrikt, was einen heißen Kampf verspricht. Trotzdem scheint es mir ein ziemliches Tamtam zu sein für ein relativ unbedeutendes Ereignis. Als Jeffrey zu mir zurückgeschlendert kommt, frage ich ihn.
    «Ich weiß auch nicht», sagt er achselzuckend. «Es ist jedenfalls ziemlich schräg, Charles. Genau wie du.»
    «Idiot.»
    «Selber Idiot.»
    Geduckt und angespannt geht Jeffrey ein paar Schritte vor, um kurz darauf entspannt auf seine Position am Spielfeldrand zurückzuschlendern.
    «Vor dem Spiel war es noch seltsamer», erzählt er. «Eines der Ratsmitglieder hat vor den Spielern eine Ansprache gehalten, als wäre er Winston Churchill persönlich. Hat erzählt, wie toll Corrigan ist, mit seiner reichen Geschichte und den stolzen Traditionen und all dem Mist. Ich hatte keine Ahnung, was los war. Aber zum Schluss haben die Leute geklatscht. Ein paar Frauen haben sogar geheult und sich mit Taschentüchern die Augen gewischt. Es war komplett verrückt.»
    «Das ist wirklich komisch», sage ich.
    «Menschen, Chuck. Man weiß nie, was sie als Nächstes tun. Abgesehen von dem Schlagmann da. Pass auf. Ich wette, den nächsten Ball drischt er im hohen Bogen zurück. Er hat drei Overs draußen gesessen und kann es kaum noch abwarten. Der Kerl taugt nichts und schlägt immer nur hohe Bälle.»
    Und richtig, der nächste Ball fliegt weit über die Midwicket-Position, kommt einmal auf, und schon ist er über der Linie.
    «Sag ich doch», mein Jeffrey mit hinter dem Rücken verschränkten Händen. «Glück gehabt. Aber den kriegen wir gleich. Den nächsten verzieht er oder erwischt ihn nur oben am Schläger. Du wirst schon sehen. Ich bin der klügste Kopf auf dem Spielfeld, Chuck. Praktisch ein Hellseher.»
    «Ach wirklich? Weißt du auch, was ich gerade denke?»
    «Hmm. Mal sehen. Ja, ja, ich glaube schon.

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