Wer hat Angst vor Jasper Jones?
haben in der Mine vor Weihnachten ein paar Leute entlassen. Mein Vater hat zwar absolut nichts damit zu tun, aber sie piesacken ihn trotzdem die ganze Zeit wegen dieser Sache. Weil er irgendwelche Unterstützung von der Mine kriegt, um hier sein zu dürfen, bla, bla, bla. Man könnte meinen, er wäre ein Bösewicht aus
James Bond
und das würde alles zu seinem Plan gehören, die Weltherrschaft zu erlangen.»
Ich will gerade etwas erwidern, als ein langer Ball direkt unter dem Schläger des Klammeraffen durchsaust und seine Stumps umwirft. Die Menge jubelt, und Jeffrey läuft aufs Feld hinaus, um das Wicket zu feiern. Getränke werden aufs Spielfeld gebracht, und ich setze mich hin. Ich sehe Jeffrey abseits der Gruppe stehen und an einem Plastikbecher nippen, während der Rest der Mannschaft einen Kreis bildet, der ihn ausschließt.
Wir haben keine Gelegenheit mehr, über An Lu zu reden. Für den Rest des Innings schwafeln und blödeln wir herum wie immer. Jeffrey will wissen, ob ich lieber einen Hut aus Spinnen aufsetzen oder Penisse als Finger haben wolle. Nach einer längeren Erklärung, bei der sich die Spinnen sowohl als giftig als auch als lebendig herausstellen, entscheide ich mich für die Penisfinger. Dann denke ich laut darüber nach, wie Ohrwürmer wohl zu ihrem Namen gekommen sein mögen. Jeffrey vermutet, dass sie sich durch den Gehörgang ins Hirn eingraben und dann die Kontrolle über unser Bewusstsein übernehmen.
«Ist es das, was dir passiert ist?», frage ich ihn.
Jeffrey verkneift sich einen Kommentar, weil das nächste Over zu Ende ist. Als er zurückkommt, schnippt er mit den Fingern und deutet auf mich.
«Ich habe etwas für dich, Chuck. Also, denk gut nach. Hat der Mistkäfer das Rad erfunden?»
«Interessanter Gedanke», gebe ich zu. «Auch wenn ein Bällchen Mist technisch gesehen eine Kugel ist und kein Rad.»
«Dann lautet die eigentliche Frage also, ob eine Kugel ein Rad ist?», meint Jeffrey mit dem Finger an der Wange.
«Nein, die Frage ist, wer zuerst da war, der Käfer oder Dschieses Kreist?»
Jeffrey lacht.
«Soll das heißen, Dschieses hat das Rad erfunden?»
«Nur das große Rad, auf dem du gerade stehst. Und das wir Erde nennen. Außerdem hat er den Stuhl erfunden, als Symbol für Sitzamkeit und Respekt. Ehrenwort! Du musst dich nur im Vatikan umsehen, da gibt’s einen Heiligen mit vier Beinen.»
«Und wer soll das sein?»
«Der Heilige Stuhl natürlich.»
«Ach, du kannst mich mal!», ächzt Jeffrey und verdrückt sich, weil ein weiteres Over zu Ende geht.
Die Hitze brennt herab, während sich das Innings allmählich totläuft. Blackburn fängt an, mit dem alten Ball richtig zu punkten; ihr besserer Schlagmann sichert sich mühelos immer wieder das Schlagrecht und unterstreicht ihre Überlegenheit, indem er mit hohen Lofts für einige Boundaries sorgt. Es ist offensichtlich, dass Corrigan Spinner bowlen müsste, um sie in den Griff zu kriegen, aber Warwick Trent lässt sich nicht erweichen, egal, wie oft Jeffrey beim Aufwärmen die Arme schwingt, um seine Bereitschaft anzuzeigen. Im Gegenteil, da noch sechs weitere Overs anstehen, wechselt sich der widerliche Scheißkerl selbst ein und bowlt einige halbwegs schnelle, aber viel zu kurze Hüpfbälle, die entsprechend zu den Seilen am Spielfeldrand befördert werden. Wütend und enttäuscht schüttle ich den Kopf. Das hier wäre Jeffreys Chance gewesen. Er hätte dem Spiel seinen Stempel aufdrücken können. Er ist durch Zufall in die Mannschaft gerutscht, und sie machen keinen Gebrauch davon. Genauso gut hätten sie ihn die Getränke tragen lassen können.
Am Ende des ersten Innings hat Corrigan einen ordentlichen Rückstand aufzuholen. Ich spüre, wie ich in der Sonne gebraten werde. Die Spieler trotten in Richtung Pavillon davon, sie wissen, dass sie viel Arbeit vor sich haben.
«Sag mir Bescheid, wenn du zum Einsatz kommst», sage ich, obwohl ich genau weiß, dass er auf der Liste ganz weit unten steht.
«Mach ich», sagt Jeffrey und will loslaufen. Dann schaut er über meine Schulter und grinst. «Sag mir Bescheid, wenn
du
zum Einsatz kommst.»
«Was meinst du damit?», frage ich und folge seinem Blick.
Eliza Wishart sitzt hinter mir auf dem Hang, im Schatten einer Mortonbucht-Feige. Sie winkt und schenkt mir ein kleines Lächeln, das ich erwidere. Mist. Hoffentlich hat sie unser Gelabere nicht mit angehört. Ich habe plötzlich das Gefühl, doppelt so viel zu wiegen wie Warwick Trent. Ich fahre herum, um
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