Wer hat Angst vorm starken Mann? - Mallery, S: Wer hat Angst vorm starken Mann?
daran, wie sie sich umeinander kümmerten. „Doch, ich bin mir sogar ziemlich sicher.“
„So sicher, wie Crystal sich bei dir war? Du bist diejenige, die sie ausgewählt hat.“
„Was die Frage nach dem Warum aufwirft“, sagte sie mit einem Lachen, das fast echt klang. „So, das reicht für heute an persönlichem Kram. Ich muss wieder meine Runde machen und alles checken. Das ist bei mir zwanghaft. Und du musst dich in die Sonne stellen, damit dein Hemd trocknet.“
Sie machte sich davon, ehe er noch etwas wirklich Gefährliches tun konnte, wie zum Beispiel einen Arm um sie legen. Womöglich würde sie dann noch anfangen, wie ein begeisterter Fan zu stammeln.
Es war wirklich merkwürdig. Normalerweise war sie nervös, wenn sie Menschen zum ersten Mal traf. Im Laufe der Zeit verschwand diese Unsicherheit dann. Bei Raoul war es genau umgekehrt. Jedes Mal, wenn sie ihn sah, wurde sie noch nervöser. Wenn das so weiterging, würde sie – wenn sie ihn in einem Monat traf – in eine Schockstarre fallen. Da hätte Fool’s Gold dann wirklich mal was zu reden.
Raoul stand vor dem Hauptgebäude und sah zu, wie die Kinder zu ihrem ersten Schultag im Camp eintrafen. Auf dem Parkplatzherrschte organisiertes Chaos, als die Lehrerinnen die Kinder in ihre Klassen einteilten.
Es hatte ihn erstaunt, in welch kurzer Zeit das Camp umgebaut und umgerüstet worden war. Es gab Tische und Stühle, eine neue Spielplatzausstattung, Bücher, Hefte und Leute, die das Mittagessen vorbereiteten.
Dakota trat mit einem Klemmbrett in der Hand zu ihm.
„Das ist echt toll“, sagte sie. „Wie der erste Schultag, nur noch besser.“
„Die Kinder hätten ein paar Tage länger frei bestimmt noch mehr genossen.“
Sie lachte. „Du hast recht, aber Bildung ist wichtig.“ Sie warf ihm einen Seitenblick zu. „Alle sind ganz begeistert von dir, weil du der Stadt diesen Ort zur Verfügung gestellt hast. So ein netter Kerl, sagen sie.“
„Es gibt schlimmere Bezeichnungen.“
Sie sah überrascht aus. „Die meisten Männer wollen nicht als nett gelten, weil sie glauben, dass würde ihre Chancen verringern, eine Frau aufzugabeln.“
Er hatte nie Probleme damit gehabt, ein Mädchen oder eine Frau zu kriegen. „Ein netter Mann hat mein Leben verändert. So zu sein wie er würde mich zu einem glücklichen Mann machen.“
Hawk war kein Schwächling. Er war ein harter Kerl, der das Richtige tat. Raoul bezweifelte, dass sein alter Freund sich von Caro hätte täuschen lassen. Die Ironie an der ganzen Sache war, dass Raoul alles darangesetzt hatte, um sicherzustellen, dass er wirklich die Richtige auswählte. Trotzdem hatte er alles vermasselt.
„Ich muss noch mit ein paar Lehrerinnen sprechen“, sagte Dakota und entschuldigte sich.
Drei weitere Autos fuhren die Einfahrt hoch und parkten. Pia kletterte aus einem davon und winkte Raoul zu.
Sie trug einen dunklen Rock und Stiefel. Ihr Pullover hatte die gleiche Farbe wie ihre Augen. Erstaunt stellte Raoul fest,dass er nicht nur das bemerkt hatte, sondern auch den dringenden Wunsch verspürte, zu ihr zu gehen, ihr auf halbem Weg entgegenzukommen. Das Bild in seinem Kopf verwandelte sich, plötzlich sah er, wie er seinen Mund auf ihren presste, wie er mit seinen Händen ihren Körper erkundete, der in viel weniger Kleidung gehüllt war als jetzt.
Keine gute Idee, ermahnte er sich und verscheuchte die Bilder. Pia strebte in eine ganz andere Richtung. Außerdem hatte er strikte Regeln, was Kleinstädte und deren weibliche Bevölkerung anging. Pia mochte ihn zwar in Versuchung führen, aber wenn er bei ihr eine Ausnahme machte, würde das nur katastrophal enden … für sie beide.
„Ist das nicht fantastisch?“, fragte sie, als sie näher kam. „Es herrschte richtig viel Verkehr auf dem Weg hierher in die Berge. Ich liebe es, wenn ein Plan gelingt.“
Ein Bus kam an. Als die Tür aufging, strömte eine Horde Kinder heraus. Ein Junge, schmächtig und mit roten Haaren, rannte auf Pia zu.
Raoul erkannte in ihm den Jungen wieder, der vor ihm zurückgezuckt war, als er versucht hatte, ihn aus dem verrauchten Klassenzimmer zu bringen. Amüsiert sah er zu, wie Pia und der Junge sich mit einem komplizierten Handschlag begrüßten.
„Du hast es dir gemerkt!“, krähte der Junge fröhlich. „Ich wusste es.“
„Es ist doch unsere Begrüßung“, meinte Pia lachend. „Jetzt solltest du aber lieber zu deiner Klasse laufen. Viel Spaß.“
„Danke.“
Er drehte sich um und lief
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