Wer hat Angst vorm starken Mann? - Mallery, S: Wer hat Angst vorm starken Mann?
Montana und falteteeinen Brief, bevor sie ihn in einen Umschlag steckte.
„Ja. Die Versteigerung war ein riesiger Erfolg. Trotz der Tatsache, dass es keine Minimalgebote gab, haben wir fast das Doppelte von dem eingenommen, was wir erwartet hatten.“
Die Briefe waren an die erfolgreichen Bieter der Versteigerung zugunsten der abgebrannten Schule adressiert. Sie enthielten Informationen darüber, wie gezahlt werden musste und wo man das Ersteigerte bekam.
„Alle wollten helfen“, sagte Montana.
„So wie du heute.“ Pia grinste. „Habe ich dir schon gedankt?“
„Du lädst mich zum Mittagessen ein.“
„Ach ja, hatte ich vergessen.“
Sie sprachen über das, was in der Stadt los war und was ihre Freundinnen trieben.
Montana nahm den nächsten Brief und legte ihn dann zur Seite. „Man hat mir in der Bücherei einen Vollzeitjob angeboten.“
Pia hob die Augenbrauen. „Das ist doch toll. Herzlichen Glückwunsch.“
Montana sah nicht unbedingt begeistert aus. „Es ist eigentlich fantastisch, oder? Schließlich arbeite ich seit fast zwei Jahren dort in Teilzeit. Sie geben mir eine Gehaltserhöhung und noch ein paar Extras.“
„Aber?“
Montana holte tief Luft. „Ich will das aber alles gar nicht.“ Sie hob abwehrend eine Hand. „Ich weiß, ich weiß. Was denke ich mir dabei? Es ist eine großartige Gelegenheit. Sie wollen, dass ich noch meinen Master in Bibliothekswesen mache, und sie unterstützen mich dabei sogar finanziell. Ich lebe sehr gern hier in Fool’s Gold. Dann hätte ich einen sicheren Job.“
„Aber?“, fragte Pia noch einmal.
„Es ist nicht das, was ich tun möchte“, gab Montana leise zu. „In der Bücherei zu arbeiten ist nicht meine Bestimmung. Ich meine, ich mag es. Bücher sind etwas Tolles, und ich helfeauch gern Menschen, und ich arbeite gern mit Kindern. Aber Vollzeit? Jeden Tag, acht Stunden lang?“
Sie legte die Arme auf den Schreibtisch und sackte in sich zusammen. „Warum kann ich nicht wie alle anderen sein? Warum weiß ich nicht, was ich mit meinem Leben anfangen soll?“
„Ich dachte, du magst die Bücherei. Du warst doch richtig aufgeregt, als du im letzten Sommer helfen konntest, die Signierstunde für Liz zu organisieren.“
„Das hat Spaß gemacht. Es ist nur …“ Sie zeigte auf Pias Büro. „Du wusstest, was du tun wolltest.“
„Nein.“ Pia erinnerte sich, wie sie überlegt hatte, welches Hauptfach sie auf dem College belegen sollte. „Ich hatte keine Ahnung. Ich habe mich für Wirtschaft entschieden, weil es da so viele Möglichkeiten zu geben schien. Ich habe in diesem Job als Assistentin angefangen und dann gemerkt, dass es mir Spaß macht. Ich hatte Glück. Aber es war nicht geplant.“
„Ich brauche auch mal ein bisschen Glück“, murmelte Montana und grinste dann. „Ich wollte gerade sagen, nicht unbedingt, was Männer angeht, aber das wäre zur Abwechslung auch nicht schlecht.“ Ihr Lächeln schwand. „Ich fühle mich so dumm.“
„Warum? Du bist doch alles andere als das. Du bist klug und lustig.“
Montana senkte ihre Stimme. „Ich denke manchmal schon, ich bin exzentrisch.“
Pia musste ein Lächeln unterdrücken. „Das bist du definitiv auch nicht.“
„Ich kann mich nicht für einen Beruf entscheiden. Ich bin siebenundzwanzig Jahre alt, und ich weiß nicht, was ich machen will, wenn ich erwachsen bin. Sollte ich nicht längst erwachsen sein? Ist die Zukunft nicht jetzt? “
„Du klingst wie ein Poster. Hier geht es nicht um die Zukunft, sondern vor allem darum, dass du glücklich wirst. Es ist doch nicht verwerflich, wenn du verschiedene Berufe ausprobierst,bis du den gefunden hast, der dir wirklich gefällt. Du sorgst für dich selbst. Es ist ja nicht so, dass du noch zu Hause bei deiner Mom wohnst und den ganzen Tag Fernsehen schaust. Es ist in Ordnung, verschiedene Möglichkeiten auszuprobieren.“
„Meinst du?“, fragte Montana. „Ich hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich in diesem Alter immer noch nicht weiß, was ich tun will.“
„Es ist bestimmt besser, du probierst Dinge aus, bis du etwas findest, was dich glücklich macht, als dass du irgendetwas machst und deinen Job dann die nächsten zwanzig Jahre hasst.“
Montana lächelte wieder. „Wenn du es so sagst, klingt es so einfach.“
„Das Leben anderer in Ordnung zu bringen, ist einfach. Womit ich Probleme habe, ist mein eigenes.“
Montana zog die Augenbrauen hoch. „Haben diese Probleme mit einem bestimmten großen, sehr
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