Wer hat Angst vorm starken Mann? - Mallery, S: Wer hat Angst vorm starken Mann?
Niere, was auch immer. Aber nichts davon hätte ihr geholfen, also werde ich ihre Kinder bekommen und sie wie meine eigenen großziehen.“
Unterschiedliche Emotionen spiegelten sich auf seinem Gesicht, doch sie wusste beim besten Willen nicht, was er dachte.„Du bist eine unglaubliche Frau, Pia O’Brian.“
„Eigentlich nicht, aber danke, dass du das denkst.“
Sie führte ihn ins Wohnzimmer und machte es sich in einer Ecke des Sofas gemütlich. Raoul setzte sich ans andere Ende und schaute Pia an.
„Nervös?“, fragte er.
Und wie, allerdings aus ganz anderen Gründen, als er vermutete. „Ja, aber ich komme schon damit klar.“
Er sah sich in ihrer hellen Wohnung um. „Wie viele Schlafzimmer hast du hier?“
Sie blinzelte ihn an. „Eins.“ Als ihr klar wurde, worauf er anspielte, war das wie ein Schlag in die Magengrube. „Ich muss umziehen, oder? Ich brauche mehrere Kinderzimmer.“ Sie dachte an die beiden Treppen, die sie mehrmals am Tag rauf- und runterlief. Unmöglich, sie mit einem, geschweige denn drei Kindern zu bewältigen.
Raoul legte den Arm auf die Rückenlehne des roten Sofas und tätschelte Pia die Schulter, ohne anschließend die Hand wegzuziehen. „Du brauchst ja nicht sofort umzuziehen. Mach dir keine Sorgen. Wenn es so weit ist, helfe ich dir.“
„Ich habe hier sechs Jahre gelebt“, murmelte sie und genoss die Wärme seiner Hand. „Ich will nicht ausziehen.“
Was würde noch an Veränderungen auf sie zukommen? Woran hatte sie noch alles nicht gedacht?
„Können wir das Thema wechseln?“, bat sie. „Ich gerate gerade mal wieder in Panik.“
„Brauchst du nicht. Du bist ja noch gar nicht schwanger.“
„Noch nicht.“
Sie zwang sich, ruhig zu atmen, und nippte an ihrem Wein. „Ich schaffe das“, sagte sie mehr zu sich als zu Raoul. „Ich bin stark. Die Stadt hilft mir bestimmt.“
„Vergiss mich nicht“, fügte er hinzu. „Deinen Schwangerschaftsgehilfen.“
Noch immer fand sie das ein wenig merkwürdig, aber warum sollte sie ihm den Spaß verderben?
„Bist du schon mal Schwangerschaftsgehilfe für irgendjemanden gewesen?“
Seine Miene wirkte einen kurzen Moment lang angespannt, bevor er sich wieder entspannte. „Nein, aber meine Freundin auf der Highschool hat mal gedacht, sie wäre schwanger.“
„Was hast du gemacht?“
„Ihr angeboten, sie zu heiraten.“
„Natürlich hast du das.“
„Was meinst du damit?“
„Es ist das, was ein netter Mann tut.“ Sie seufzte. „Ich bin sicher, dass dich auf der Highschool alle Mädels bewundert und vergöttert haben.“
„So würde ich das nicht sagen.“
„Natürlich haben sie das.“ Sie trank noch einen Schluck Wein. „Ich war Cheerleaderin.“
Er hob eine Augenbraue. „Hast du die Uniform noch?“
Sie lachte. „Ja, aber vergiss es, ich ziehe sie nicht für dich an. Was ich sagen wollte, war, dass viele Leute Cheerleader nicht mögen. Es geht immer um die Frage, wer ist das beliebteste Mädchen?“
„Warst du beliebt?“
„In gewisser Weise.“ Zumindest, bis ihr Leben über ihr zusammengebrochen war. „Ich war nicht gerade bescheiden und fürsorglich“, gab sie zu. „Die Bezeichnung ‚gemeines Biest‘ fiel hin und wieder.“
„Du bist nicht gemein.“
„War ich aber. Ich habe mich über Leute lustig gemacht und mit dem angegeben, was ich hatte. Ich weiß inzwischen, dass es eine unglückliche Mischung aus Unreife und Unsicherheit war, aber dieses Wissen hilft keinem meiner Opfer wirklich weiter.“
„Du hattest Opfer?“
„Ich hab mir Leute rausgepickt.“ Jetzt sind sie es, die zuletzt lachen, dachte sie traurig. Die meisten von ihnen führten ein schönes Leben, während sie selbst in einer kleinen Wohnunglebte und nicht einmal einen Kater dazu bringen konnte, sie zu mögen.
„Du bist ja ziemlich hart zu dir selbst“, meint Raoul.
„Vielleicht verdiene ich es.“
„Ach, komm, jeder vermasselt hin und wieder etwas.“
„Es wäre schön, wenn es so einfach wäre.“
„Warum muss es kompliziert sein?“, fragte er.
Eine interessante Frage, dachte sie und erlaubte sich, sich in seinen Augen zu verlieren.
Raoul war einer der netten Männer. In seiner Nähe konnte eine Frau sich sicher fühlen. Ganz zu schweigen von all den anderen angenehmen Gefühlen, die er in ihr wachrief.
Auf einmal fühlte sie sich ganz mutig. Sie stellte ihr Weinglas auf den Tisch, wappnete sich dagegen, rundheraus abgewiesen zu werden, und fragte: „Möchtest du mit mir ins Bett
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