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Wer Hat Angst Vorm Zweiten Mann

Wer Hat Angst Vorm Zweiten Mann

Titel: Wer Hat Angst Vorm Zweiten Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Thoma
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    … aus dem ich viel zu früh am nächsten Morgen durch eine Kakophonie unzähliger Handyklingeltöne, durchmischt mit lautem Gekeife, wieder geweckt wurde: Während die Jungs sich Dexters und meines Handys bemächtigt hatten und sich gegenseitig mit dem breiteren Klingelangebot übertrumpfen wollten, gifteten sich die Mädchen wieder mal gegenseitig an: »Mein Bett ist oben!« – »Ich will aber auch nicht unten schlafen!« – »Du bist zu klein dafür!« – »Bin ich gar nicht!« – »Das ist mein Bär, gib den wieder her!« – »Dann fang mich doch, du Eierloch!« – »Mami, Liv gibt mir meinen Bär nicht zurück!«
    Ich stand auf, ignorierte das Gezanke und ging in die Küche, wo Dexter bereits mit einer Tasse löslichem Kaffee am Tisch saß und mir auch einen anbot.
    »Wie hatten wir das besprochen?«, fragte ich und setzte mich neben ihn. »Ich koche, putze, kaufe ein und schippe den Schnee, während du dich um die Kinder kümmerst?«
    »Hör bloß auf, allein der Gedanke daran löst Fluchtgedanken in mir aus«, entgegnete Dexter und schlug mir vor, unsere Sprösslinge später in der Skischule anzumelden. Die boten momentan ein Sonderpaket für Kinder an, inklusive der Liftkarten. So hätten wir wenigstens jeden Tag zwischen neun und fünfzehn Uhr unsere Ruhe.
    Ich trommelte die Kinder zusammen, um allen fünfen beim Kofferauspacken und Skizeuganziehen zu helfen, und ging anschließend mit Clooney Gassi, während Dexter aus den Proviantresten ein Frühstück zusammenstückelte.
    Wenig später parkten wir die Kids wie geplant im Verantwortungsbereich der Skischule und fuhren anschließend mit der Gondel zu den höher gelegenen Pisten. Da ich als Kind regelmäßig an Skifreizeiten teilgenommen hatte, lief ich gut Ski. Dexter, der lange im bergigen US-Bundesstaat Maine gelebt hatte, schlug mich mit seinem Können jedoch haushoch und beeindruckte mich auch mit seinen Naturkenntnissen. Da er sich als Student als Bergführer hatte ausbilden lassen, um als solcher nebenher Geld zu verdienen, konnte er sich ohne Probleme auch abseits der Pisten orientieren, Tierspuren lesen und die Wetterlage einschätzen.
    »Ich freu mich jetzt schon aufs Skilaufen morgen!«, sagte ich, als wir später erschöpft von unserem sportlichen Einsatz unter blauem Himmel ins Tal zurückfuhren, um die Kinder abzuholen. Dexter ging es genauso.
    »Und die Kinder haben sich in der Skischule bestimmt so sehr ausgetobt, dass sie heute Abend früh in ihre Betten fallen.«
    Mit dieser Prognose lag Dexter jedoch falsch. Die Einzigen, denen nach dem Abendessen die Augen zufielen, waren wir. Unsere Kinder hingegen, frisch gestärkt durchs herzhafte Essen, zankten sich zwar nicht mehr, spielten dafür aber in einer Lautstärke mit Clooney Fangen durchs ganze Haus, dass an einen gemütlichen Abend, den Dexter und ich uns schon ausgemalt hatten, nicht zu denken war.
    Aus meinem Traum des weiterhin eifrigen Skilaufens wurde auch nichts: So waren wir nächsten Tag kaum an der Mittelstation angekommen, als mich die Skilehrerin der Zwillinge übers Handy erreichte: Maya hatte sich beim Hinfallen die Hand leicht verrenkt. Das war zwar medizinisch betrachtet nicht weiter schlimm, doch wollte sie auf keinen Fall weiter skilaufen.
    Wohl oder übel fuhr ich zurück ins Tal und nahm Maya mit nach Hause, wo wir uns an den Esstisch setzten und uns zum Zeitvertreib an einem Puzzle mit glitzerndem Meerjungfraumotiv versuchten. Das entpuppte sich als ein äußerst kompliziertes Unterfangen. Zu spät kam ich nämlich erst dahinter, dass die Puzzleteile mit denen anderer Puzzles durchmischt waren, da Lorenz seinen Schwestern einen Streich gespielt hatte.
    Die folgenden Tage verliefen ähnlich. Andauernd musste eines der Kinder frühzeitig abgeholt werden, weil es nach dem Mittagessen einen Ski nicht mehr fand (Lorenz); dem Skilehrer so wenig gehorchte, dass der eine Beaufsichtigung nicht länger verantworten wollte (Noah); eiskalte Füße beklagte und deshalb nach Hause wollte (Fanny); einen Handschuh im Sessellift verloren hatte (Liv).
    »Wie haben das die Leute eigentlich früher mit zwölf Kindern gemacht?«, fragte Dexter an unserem vorletzten gemein samen Abend, als wieder einmal keine fünf Minuten vergangen waren, in denen sich nicht entweder ein Kind gestoßen, sich beim Laufen über den Holzboden einen Splitter in den Fuß gejagt oder ein volles Glas Saft umgeschmissen beziehungsweise gleich ganz zerdeppert hatte.
    »Die Großfamilienkinder waren

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