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Wer Hat Angst Vorm Zweiten Mann

Wer Hat Angst Vorm Zweiten Mann

Titel: Wer Hat Angst Vorm Zweiten Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Thoma
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aufgebautes Vermögen, das hätte geteilt werden müssen, gab es auch nicht.
    »Mir ist eine Scheidung auch als Verabschiedungsritual wichtig«, fügte ich hinzu. »Sie versinnbildlicht mir nicht nur das Loslassen von der Beziehung mit meinem Exmann, sondern auch vom konservativen Kleinmädchentraum einer Familie als Heile-Welt-Enklave.«
    »Womit wir wieder beim Thema wären.«
    Dexter legte seinen Arm freundschaftlich um mich.
    »Frauen betrachten die Dinge symbolischer als Männer.«

10
    Am zweiten Januar kehrten die Kinder zurück, und der Alltag nahm wieder seinen Lauf. Um meinen Liebeskummer zu verdrängen, über den ich noch immer nicht hinweg war, stürzte ich mich in Arbeit und pfropfte meine Tage noch voller, als sie ohnehin schon waren.
    Morgens weckte ich die Kinder eine Stunde früher als sonst und nahm sie noch vor der Schule beziehungsweise der Kita mit zu Dexters Baustelle. Dort stellte ich sicher, dass die Handwerker, die Claire mir über Klaus-Dieters Baufirma vermittelt hatte, pünktlich um sieben Uhr in der Früh mit ihrer Arbeit be gannen. Zudem sah ich auch mittags nach der Fortbildung und nachmittags kurz vor Feierabend vor Ort nach dem Rechten.
    Mitte Januar wurde Lorenz sieben Jahre alt. Da Mark auf Geschäftsreise war, konnte er nicht vorbeikommen. Als Entschädigung hatte er Lorenz versprochen, am nächsten Wochenende seine alten Zehlendorfer Freunde einzuladen. Weil ich auch eine Geburtstagsparty für Lorenz vorbereitet hatte – in einem MACHmit!-Museum zusammen mit seinen Prenzelberger Freunden – genoss Lorenz einen der Vorteile von Trennungskindern: Sie bekommen vieles doppelt – Ferienreisen, Kinderzimmer, Spielzeug und manchmal auch Kleider, Taschengeld und Geburtstagspartys.
    Lorenz hatte seine Patentante Cosima und ihre Töchter auch ins Kindermuseum eingeladen. Als sich die Kinder an dem mit Luftschlangen und Tröten dekorierten Tisch über den Geburtstagskuchen hermachten, auf dem ein mit Spielern bestücktes Fußballfeld aus Marzipan nachgebildet war, nutzte ich die Gelegenheit und fragte Cosima nach ihrer Affäre mit Tom. Da sie mich im Januar erst ein einziges Mal als Alibi gebucht hatte, dachte ich mir schon, dass es nicht mehr so gut lief wie am Anfang. Meine Annahme bestätigte sich.
    »In den Weihnachtsferien ist mir klar geworden, dass ich Matthias nicht länger betrügen und ihn auch nicht einfach so verlassen kann«, sagte sie.
    »Dann war die Affäre mit Tom immerhin zu was gut«, entgegnete ich. »Bist du dir denn sicher, dass es nicht nur die Angst vor Neuem oder die Sehnsucht nach Vertrautem ist?«
    »Ehrlich gesagt weiß ich das nicht so genau«, antwortete Cosima, die sich dieselbe Frage auch schon gestellt hatte.
    »Ich bin aber noch nicht so weit, mich von Matthias zu trennen. Deshalb gebe ich meiner Ehe noch eine Chance«, fügte sie mit so viel Nachdruck hinzu, als müsste sie sich selbst davon überzeugen.
    Weil ich wusste, dass Cosima gewisse Dinge ungern zerredete und lieber mit sich allein ausmachte, sagte ich nichts mehr dazu.
    Anderthalb Wochen später waren die Bauarbeiten in Dexters Wohnung so gut wie abgeschlossen. Nur die Wände mussten noch gestrichen werden. Das überließ ich aber Dexter, da er spezielle Farbwünsche hatte, in die ich mich nicht einmischen wollte.
    Als Dank für den unter meiner Aufsicht reibungslosen Ablauf der Renovierung entlohnte Dexter mich nicht nur großzügig, sondern überraschte mich auch eines Morgens im Fortbildungsinstitut mit einer Idee: Während der Pause – die anderen Teilnehmer waren zum Coffee Shop gegangen – breitete er einen Plan aus, auf dem der Grundriss eines Hauses zu sehen war.
    »Kaufst du jetzt ganz Berlin auf?«, fragte ich.
    »Würde ich gern. Das Haus hier liegt aber in Pertisau am Achensee, das ist in Österreich. Außerdem hab ich es mir nur geliehen.«
    Dexter zeigte auf ein Zimmer im Erdgeschoss.
    »Hier ist dein Schlafzimmer. Und da …«, fuhr er fort und deutete auf ein anderes Zimmer im ersten Stock, »ist meins. Dazwischen liegt ein Sicherheitsabstand. Und eine steile Treppe. Und dort oben …«, Dexter zeigte auf den Dachstuhl, »stehen drei Stockbetten für die Kinder und ein Hundekorb für Clooney. Was sagst du – kommt ihr in den Winterferien mit in die Berge?«
    »Im Überrumpeln bist du wirklich gut …«, sagte ich und schlängelte mich um eine klare Antwort herum. Ich war mir nämlich sicher, dass Dexter trotz des erwähnten Sicherheitsabstands versuchen würde, mich in den

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