Wer heimlich küsst, dem glaubt man nicht (German Edition)
einem Quahog zusammen bin!
»Das hast du ihm gesagt? Warum hast du ihm das gesagt?«
»Weil er mich gefragt hat, was du so machst.« Liam stand auf und griff mit genervtem Gesichtsausdruck nach einer Flasche Gatorade, die neben ihm auf dem Boden stand. »Ich habe ihm auch erzählt, dass du Quahog-Prinzessin werden willst.«
Mir entfuhr ein Stöhnen. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, was Tommy davon hielt, dass ich mich um die Krone der Quahog-Prinzessin bewerbe, die während der alljährlichen Eastport Towne Parade neben dem Bürgermeister im Cabrio fahren darf. (Falls ich gewinnen sollte, werde ich vorher eine von meinen bewährten Pillen gegen Reisekrankheit einwerfen, um die Fahrt zu überstehen.) Und sie darf das Quahog-Festival eröffnen, das immer am dritten Sonntag im August stattfindet.
Also dieses Wochenende.
Die Kandidatinnen müssen einen Notendurchschnitt von mindestens 2,5 haben. (Dadurch scheiden sehr viele Mädchen an unserer Schule schon mal automatisch aus.) Außerdem müssen sie natürlich bereit sein, während der Eastport Towne Fair an einer ganzen Reihe von dämlichen Events teilzunehmen, z. B. am Quahog-Wettessen (kotz) und am Quahog-Wettrennen (gähn – Muscheln sind nicht gerade die schnellsten Tiere der Welt).
Aber es gibt dafür auch so eine Art Schmerzensgeld. Die Siegerin bekommt nämlich vom Festivalkomitee 1500 Dollar als Zuschuss fürs Studium.
Und was noch besser ist: Dieses Geld wird einem in Form eines Schecks überreicht, den man auf sein Konto einzahlen und verwenden kann, wofür man will, weil niemand nachprüft, ob man es tatsächlich für seine Ausbildung spart.
Gegen Sidney habe ich zwar keine Chance (ihr ist das Geld übrigens egal, sie will nur die Krone), aber es könnte sein, dass ich besser abschneide als Morgan Castle. Sie ist zwar wesentlich talentierter als ich – jedenfalls, was die Art von Talenten angeht, die man bei so einer Wahl vorführen kann –, aber eben auch so schüchtern, dass sie wahrscheinlich bei der Fragerunde kein Wort rausbekommen wird.
Mir ist natürlich klar, dass diese Wahl im Grunde genommen nichts anderes als ein Schönheitswettbewerb ist und damit eine zutiefst sexistische Veranstaltung, aber mal ehrlich: Soll ich deswegen auf die Chance verzichten, tausendfünfhundert Dollar zu gewinnen? Selbst wenn ich nur Zweite werde, bekomme ich immer noch tausend Dollar und als Dritte immerhin noch fünfhundert.
Das heißt, auch wenn ich gegen Sidney und Morgan verliere (was durchaus sein kann), bin ich meiner Traumkamera danach trotzdem um fünfhundert Dollar näher, als wenn ich gar nicht mitgemacht hätte. Außer uns dreien hat sich nämlich nur noch Jenna Hicks beworben, die mehrere Nasen- und Augenbrauenpiercings hat, selbst im Hochsommer nur in schwarzen Klamotten rumläuft und von ihrer Mutter gezwungen wurde, sich an der Wahl zu beteiligen, damit sie ein paar »normale« Mädchen in ihrem Alter kennenlernt. Ohne bösartig sein zu wollen, kann ich behaupten, dass das nicht gerade die besten Voraussetzungen sind, um Quahog-Prinzessin zu werden.
Ich könnte das zusätzliche Geld wirklich gut gebrauchen, weil meine Eltern angekündigt haben, dass ich ab nächster Woche, wenn die Schule wieder anfängt, nur noch einen Abend pro Woche im Gull’n’Gulp arbeiten darf.
»Und was hat er dazu gesagt?«, fragte ich Liam. »Als du ihm gesagt hast, dass ich bei der Wahl mitmache?«
Liam zuckte mit den Achseln. »Er hat gelacht.«
Ich spürte, wie sich die feinen Härchen in meinem Nacken aufstellten.
»Er hat gelacht?« Das gefiel mir nicht. Das gefiel mir ganz und gar nicht. » Wie hat er gelacht?«
»Wie wie ?«, fragte Liam.
»Na ja, hat er so gelacht, als würde er es witzig finden?«, sagte ich. »Oder teuflisch wie der Joker aus Batman? Klang es wie hahaha oder eher wie muhahaha ?«
»Sag mal, bist du jetzt komplett durchgeknallt?«, fragte Liam mich so laut, dass die Tiffanys und Brittanys an der Theke wieder in lautes Gackern ausbrachen.
Aber das war mir egal. Sollten sie ruhig lachen. Was wissen vierzehnjährige Hühner in bauchfreien Tops und Yoga-Leggings schon von wahrem Schmerz? Und ich spreche hier nicht von der Art Schmerz, die man verspürt, wenn man sich heimlich ein Nabelpiercing stechen lässt, das sich dann so entzündet, dass man es seiner Mutter zeigen muss, damit die einen zum Arzt fährt und danach Hausarrest gibt.
Nein, ich meine echten, tief empfundenen Schmerz, wie ich ihn fühle, wenn ich mir den Kopf darüber
Weitere Kostenlose Bücher