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Wer heimlich küsst, dem glaubt man nicht (German Edition)

Wer heimlich küsst, dem glaubt man nicht (German Edition)

Titel: Wer heimlich küsst, dem glaubt man nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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konnte ich nirgends eine fremde Yacht entdecken. Da lagen nur die alten Fischkutter und ganz am Ende der Mole unser Motorboot mit dem braunen Sonnendach, das Dad schon seit Jahren ersetzen will, weil es so ausgeblichen und zerfleddert ist.
    Im Licht des halbvollen Monds lag jemand lässig ausgestreckt auf dem Bug.
    Jemand, der eindeutig nicht mein Vater war.
    Bei diesem Anblick spürte ich etwas, das ich nicht beschreiben kann. Es war wie ein Feuerball von Gefühlen, der plötzlich in mir aufloderte: unter anderem Wut (aber nicht nur), Schuldgefühle und Empörung.
    Die Wut richtete sich vor allem gegen mich selbst. Denn während ich langsam auf das Boot zu radelte – eigentlich darf man mit Fahrrädern nicht auf die Mole, aber da war niemand, der mich hätte aufhalten können – und sah, wie Tommy gemütlich, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, auf dem Bug lag und zu den Sternen aufsah, da konnte ich nicht umhin, festzustellen, dass er in seinem engen schwarzen T-Shirt, das seinen muskulösen Oberkörper perfekt zur Geltung brachte, und den ausgewaschenen Jeans unwiderstehlich gut aussah.
    Solche Gedanken sollten einem Mädchen, das einen Freund hat, beim Anblick eines anderen Jungen nicht durch den Kopf gehen. Einem Mädchen, das zwei Freunde hat, erst recht nicht.
    Ganz zu schweigen davon, dass kein Mädchen solche Gedanken haben sollte, wenn es Tommy Sullivan sieht.
    Oh ja … ich steckte wirklich verdammt tief in der Scheiße!

SECHSTES KAPITEL
    »Ahoi«, begrüßte mich Tommy, als ich vor ihm stehen blieb. Er hob den Kopf und stützte sich auf die Ellbogen. »Komm an Bord.«
    »Das tue ich ganz bestimmt nicht«, sagte ich.
    Er lachte. Aber sein Lachen klang nicht höhnisch, sondern so als wäre er ehrlich amüsiert.
    »Ach ja, stimmt.« Er setzte sich auf und schwang die Beine über die Kante, sodass sie neben dem Steuerrad baumelten. »Ich hatte ganz vergessen, wie ungern du in Booten sitzt, selbst wenn sie vor Anker liegen. Wirst du immer noch seekrank?«
    »Wie wäre es, wenn du mir einfach sagst, was du von mir willst?« Ich umklammerte den Lenker meines Fahrrads und hoffte, dass er nicht merkte, wie sehr meine Stimme zitterte. »Umso schneller kann ich nach Hause fahren.«
    »Gegenvorschlag«, sagte er. »Wie wäre es, wenn du eine von diesen Pillen gegen Reisekrankheit nimmst, die du immer bei dir hast, und doch an Bord kommst?« Selbst im schwachen Mondlicht bildete ich mir ein, zu erkennen, dass in seinem Lächeln ein Hauch von Verbitterung lag. »So leicht kommst du mir nicht davon.«
    Mich durchzuckte plötzlich eine so unglaubliche Wut, dass ich kurzzeitig das Gleichgewicht verlor und beinahe ins Wasser gefallen wäre. Ehrlich gesagt hätte ich nicht einmal etwas dagegen gehabt. Mir wäre in dem Moment alles recht gewesen, was mich davon ablenkte, dass Tommy Sullivan wie ein junger Gott aussah. Verdammt, was war los mit mir? Dieser Typ brachte mich durch Erpressung dazu, mich heimlich mit ihm zu treffen, und ich fand ihn auch noch heiß ? Irgendetwas stimmte ganz eindeutig nicht mit mir.
    Aber wenigstens war ich da anscheinend nicht die Einzige.
    Denn wenn Tommy Sullivan sich nach so vielen Jahren noch an eine so unbedeutende Kleinigkeit erinnerte, wie die Tatsache, dass ich immer Pillen gegen Reisekrankheit dabeihabe, stimmte mit ihm eindeutig auch etwas nicht.
    Ich muss sagen, dass es echt hart ist, in einem Küstenort zu leben, wenn man praktisch chronisch seekrank ist. Ich schaffe es noch nicht einmal, einen Fuß auf die »Run Aground« zu setzen, ohne dass mir sofort speiübel wird. Und dabei handelt es sich bei der »Run Aground« um ein fest am Pier vertäutes Segelschiff, das in ein Frühstückslokal umgewandelt worden ist und bei Menschen wie meiner Mutter, die ein Faible für alles Maritime haben, übrigens extrem beliebt ist.
    Aber Tommy ließ mir keine Wahl. Mit Todesverachtung im Blick stieg ich vom Rad, klappte den Ständer auf, zog meinen Fahrradhelm aus, griff in meinen Rucksack – in dem außerdem auch noch mein nasses Badezeug und das Täschchen mit meinen Schminksachen lagen – und kramte das Döschen mit den kleinen gelben Pillen heraus, die ich gewohnheitsmäßig mit mir herumschleppe, seit ich zwölf bin. Ich warf mir eine davon in den Mund und schluckte sie herunter, ohne nach der Wasserflasche zu greifen, die ebenfalls in meinem Rucksack steckte. Wer in seinem Leben so viele Pillen gegen Reisekrankheit eingeworfen hat wie ich, benötigt keine Flüssigkeit mehr, um sie

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