Wer heimlich küsst, dem glaubt man nicht (German Edition)
Sprüche anhören dürfen?
Und damit hatte er die ganze Zeit vollkommen recht gehabt. Er hat als Einziger gesehen, was kein anderer wahrhaben wollte.
Dabei liegen die Beweise offen da.
Zum einen die Tatsache, dass ich mit dem süßesten, liebsten und meistbegehrten Jungen der Schule zusammen bin … und gleichzeitig hinter seinem Rücken mit einem anderen herumknutsche.
Zweitens, dass ich mich nicht für einen von den beiden entscheiden kann, weil ich sie – wenn ich mir gegenüber ganz ehrlich bin – nämlich gar nicht so begehrenswert finde (außer zum Herumknutschen).
Drittens, dass ich die beiden so oft angelogen habe – genau wie meine beste Freundin, meine anderen Freunde und meine Eltern –, dass ich selbst nicht mehr richtig überblicke, wem ich wann was erzählt habe.
Oh ja. Das, was Liam mir so oft provozierend ins Gesicht gesagt hat, war die ganze Zeit schlicht die Wahrheit:
Ich bin krank. Eine pathologische Lügnerin – und lüge mich sogar selbst an, wenn es mir das Leben erleichtert.
Ja, ich bin höchstwahrscheinlich ernsthaft geistesgestört. So was ist doch nicht normal!
Ich weiß, dass Mr Gatch recht hat und ich es ihm sagen muss. Tommy, meine ich. Auch wenn ich davon überzeugt bin, dass er Rache im Sinn hat. Dass ich ihn gerade in Mr Gatchs Büro gesehen habe, untermauert diesen Verdacht nur noch. Keine Ahnung, was er dort mit dem Chefredakteur ausgeheckt hat, aber ich würde darauf wetten, dass nichts Gutes dabei herauskommt. Jedenfalls nicht für mich, Katie Ellison.
Andererseits kann ich doch auch nicht untätig danebenstehen und zulassen, dass dieses schöne Gesicht zu Brei geschlagen wird, oder?
Nein. Unmöglich.
Was beweist, dass ich auch noch unerträglich schwach und verwirrt bin und mich nicht einmal entscheiden kann, auf welcher Seite ich überhaupt stehe. Aber ist das solch eine Überraschung? Ich kann ja auch keinem Jungen widerstehen, der mir hinter dem Schuppen auf dem Mitarbeiterparkplatz Komplimente über mein Qi macht.
Jedenfalls tat ich alles in meiner Kraft Stehende, um das Unvermeidliche hinauszuzögern. Beim Umziehen zu Hause ließ ich mir ganz besonders viel Zeit, checkte danach noch meine Mails, las die US Weekly , schminkte mich lange und sorgfältig und aß zuletzt noch ein Tunfischsandwich, bis ich schließlich die Nummer von Tommys Großeltern nachschaute und anrief.
Seine Großmutter meldete sich.
»Hallo, Mrs Sullivan«, sagte ich so unbeschwert wie möglich. »Hier ist Katherine Ellison, Tommys alte Schulfreundin. Ich weiß nicht, ob Sie sich noch an mich erinnern …?«
Es entstand eine kurze Pause. Zweifellos dachte Tommys Großmutter daran zurück, wie schmählich ich ihren Enkelsohn im Stich gelassen hatte, nachdem er das einzig Richtige getan und sein Wissen über den Betrug der Quahogs öffentlich gemacht hatte.
»Oh, Katie!«, sagte sie schließlich. »Natürlich erinnere ich mich. Wie geht es dir? Mrs Hinkley hat mir die tollen Fotos gezeigt, die du im Frühjahr auf der Taufe ihrer Urenkelin gemacht hast. Du bist sehr talentiert!«
»Danke, Mrs Sullivan. Sagen Sie, ist Tommy zufälligerweise zu Hause? Ich würde gern mit ihm sprechen.«
»Da muss ich dich enttäuschen, Liebes«, antwortete sie. »Der ist leider unterwegs.«
»Oh.« Sollte ich enttäuscht oder eher erleichtert sein? Ich entschied mich dafür, erleichtert zu sein. »Haben Sie seine Handynummer? Er hat doch ein Handy, oder?«
»Oh ja, hat er«, sagte Mrs Sullivan. »Und er hat uns die Nummer aufgeschrieben … Warte einen Moment. Sie muss hier irgendwo sein.«
Ich hörte Papier rascheln, dann rief sie: »Bud? Buuuud? Weißt du, wo ich Tommys Handynummer hingelegt habe?«
»Ich habe dir doch gleich gesagt, dass du sie an die Pinnwand hängen sollst«, hörte ich Tommys Großvater im Hintergrund rufen. »Warum machst du nie das, was ich dir sage? Jetzt hast du den Salat.«
Ich warf einen Blick auf die Küchenuhr. Wenn ich nicht jetzt sofort ins Gulp fuhr, würde ich zu spät kommen und Peggy würde mir meinen Lohn kürzen.
»Hallo, Mrs Sullivan?«, rief ich in den Hörer. »Hören Sie mich, Mrs Sullivan? So wichtig ist es nicht!«
Aber sie schien mich nicht zu hören. Sie raschelte noch ein bisschen mehr mit Papier und griff dann wieder zum Telefon. »Das tut mir leid, Katie. Ich kann die Nummer einfach nicht finden.«
»Macht nichts, Mrs Sullivan«, beruhigte ich sie. »Sagen sie Tommy einfach, dass ich angerufen habe. Dann kann er sich ja bei mir melden.«
»Das
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