Wer heimlich küsst, dem glaubt man nicht (German Edition)
meerblauen Augen spiegelte sich Verwirrung.
»Warte!«, sagte er leicht panisch. »Liegt es daran, dass ich dich nie zum Abendessen oder ins Kino eingeladen habe? Dafür kann ich nichts. Vergiss nicht, dass du nicht mit mir gesehen werden wolltest. Du hast die ganze Zeit gesagt, dass du Angst hast, jemand könnte es Seth sagen …«
»Nein«, sagte ich. »Daran liegt es nicht, Eric. Aber ich kann so nicht mehr weitermachen. Es ist zu kompliziert. Und es ist dir gegenüber nicht fair.«
»Das macht mir nichts«, beteuerte Eric und versuchte mich zu umarmen.
»Mir aber.« Ich trat schnell zur Seite. Mir wurde klar, dass ich meine Taktik ändern musste, weil ich so nicht weiterkommen würde. Eric ist einer der selbstverliebtesten Menschen, die ich kenne. Es musste um ihn gehen, nicht um mich. »Du brauchst eine Freundin, die wirklich für dich da ist, Eric. Die sich nur dir widmet«, sagte ich und dachte mit schlechtem Gewissen daran, dass ich mich ganz allein Seth hätte widmen sollen. »Was ist mit Morgan Castle? Sie hat dich gestern die ganze Zeit bewundernd angeschaut und ihr habt so viele Gemeinsamkeiten. Du stehst als Schauspieler und sie als Balletttänzerin auf der Bühne. Abgesehen davon wärt ihr ein total schönes Paar.«
Eric lächelte geschmeichelt. Er ließ die Arme wieder sinken und versuchte nicht mehr, mich an sich zu ziehen – obwohl er sicher genau so gut wie ich wusste, dass ich zu Wachs in seinen Händen zerschmelzen würde, wenn er mich küsste. »Wow«, sagte er. »Findest du echt?«
Ha. Ich hatte ja gewusst, dass es funktionieren würde!
»Aber ja!«, sagte ich. »Du wüsstest auch, wie du mit ihr umgehen musst. So eine Tänzerin ist natürlich ein wahnsinnig zartes und empfindsames Geschöpf, das jemanden braucht, der wirklich Einfühlungsvermögen hat. Am besten jemanden wie dich.«
Eric nickte nachdenklich. Wie alle Schauspieler war er davon überzeugt, etwas ganz Besonderes zu sein und nicht bloß ein Typ, der rumsteht und Sätze sagt, die ein anderer für ihn geschrieben hat, ohne jemals einen eigenen Gedanken zu entwickeln.
Oops. Vielleicht konnte er ja doch selbstständig denken, denn ein paar Sekunden später verengte er plötzlich die Augen und sagte misstrauisch: »Moment mal. Worum geht es hier eigentlich wirklich, Katie? Hat das etwas mit Tommy Sullivan zu tun?«
Ich sah ihn mit Unschuldsmiene an. »Mit Tommy? Nein! Wie kommst du denn darauf?« Wusste er etwas, was ich nicht wusste? Zum Beispiel, was Tommy vorhatte?
»Keine Ahnung«, sagte Eric. »Ich frage nur, weil doch zwischen uns alles total gut lief, bevor er aufgetaucht ist.«
Ich war stark versucht zu lachen. Allerdings nicht fröhlich, sondern hysterisch. Denn was Eric da gerade gesagt hatte, war die Untertreibung des Jahres: Mein Leben war mir perfekt erschienen, bevor Tommy Sullivan aufgetaucht war!
»Es hat nicht das Geringste mit Tommy zu tun«, behauptete ich.
Was, wie üblich, gelogen war.
Aber ich lüge ja sowieso die ganze Zeit. Was machte eine Lüge mehr oder weniger da noch für einen Unterschied?
»Tja, dann«, sagte Eric. Er sah ziemlich überfordert aus und schien nicht zu wissen, wie er sich jetzt verhalten sollte. Wahrscheinlich hatte in seinem ganzen Leben noch nie ein Mädchen mit ihm Schluss gemacht. »Puh.«
Zu meinem Glück entschied er sich, großherzig zu sein. Ich hatte ein bisschen Angst gehabt, er könnte beschließen, sich an mir zu rächen und Seth alles zu erzählen. Andererseits liebte Eric sein gut geschnittenes Gesicht viel zu sehr, als dass er eine Deckenparty durch die Quahogs riskiert hätte.
»Wenn du dir sicher bist, kann ich wohl nicht viel dagegen machen«, meinte er schließlich.
»Oh ja«, sagte ich. »Ich bin mir ganz sicher. Mach’s gut, Eric. Wir sehen uns.«
»Ja.« Er setzte seine Sonnenbrille wieder auf. »Morgen. Bei der Wahl zur Quahog-Prinzessin.«
»Ja, genau.« Ich nickte. »Morgen. Tja, äh … dann. Danke.«
Okay, irgendwie ziemlich bescheuert, sich bei einem Typen dafür zu bedanken, dass er einen auf dem Mitarbeiterparkplatz hinter einem Restaurant geküsst hat. Aber was hätte ich sonst sagen sollen? Quahog-Prinzessinnen müssen in allen Lebenslagen höflich bleiben.
Und Eric schien es auch nicht bescheuert zu finden. Er lächelte großzügig, hob die Hand zum Abschied und schlenderte dann auf das BMW -Cabrio seines Vaters zu.
Ich rannte durch den Hintereingang ins Gull’n’Gulp und stellte mit Erleichterung fest, dass mir sogar noch dreißig
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