Wer heimlich küsst, dem glaubt man nicht (German Edition)
das letzte Wochenende, bevor die Schule wieder anfängt. Ich weiß, du warst lange weg, aber du erinnerst dich doch sicher noch daran, was an diesem Wochenende immer los ist, oder?«
Tommy sah fragend auf meine Hände. Wobei ich vielleicht erwähnen sollte, dass ich so dicht vor ihm stand, dass meine Brüste ganz in der Nähe meiner Hände waren, sodass er vielleicht auch nicht auf meine Hände sah.
»Äh …«, sagte er.
»Es ist das Wochenende, an dem die Quahogs traditionell Dampf ablassen, bevor die harte Trainingsphase beginnt«, rief ich ihm ins Gedächtnis. »Letztes Jahr mussten nur ein paar Briefkästen dran glauben, weil die Jungs sie im Vorüberfahren mit Baseballschlägern von den Pfosten geschlagen haben. Aber dieses Jahr, Tommy, könntest du derjenige sein, den sie mit ihren Baseballschlägern attackieren.«
Sein Blick wanderte langsam von meinem Oberkörper zu meinen Augen hoch, und ich fragte mich, ob er bemerkt hatte, dass ich inzwischen noch ein bisschen näher an ihn herangetreten war. Unsere Gesichter waren nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt und mein rechtes Knie berührte sein linkes.
»Deine Sorge um mein Wohlergehen«, sagte er, »ist wirklich rührend.«
»Ich meine es ernst, Tommy«, beteuerte ich. »Glaub mir, ich fühle mich wirklich mies, weil … weil es damals vor vier Jahren zwischen uns irgendwie nicht so gut gelaufen ist.«
»Du fühlst dich also mies, ja?«, wiederholte er. Ich nehme an, dass sein Mund plötzlich trocken war, denn jetzt war er derjenige, der sich über die Lippen leckte.
»Mhm-mhm«, murmelte ich und bemerkte die vielen feinen, von der Sonne gebleichten Härchen auf seinen Armen. Ich konnte nicht anders – ich musste einfach darüberstreicheln, auch wenn ich mich selbst dafür verachtete. Wirklich zutiefst verachtete. »Weil ich dich so schlecht behandelt habe, meine ich.«
»Bist du sicher, dass dein mieses Gefühl etwas damit zu tun hat, wie du mich behandelt hast?«, fragte Tommy, dessen Stimme immer noch leicht sarkastisch klang, aber gleichzeitig auch ein bisschen neugierig. »Oder hat dieses Gefühl nicht vielleicht doch eher etwas damit zu tun, dass ich gesehen habe, wie du deinen Freund betrogen hast und du Angst hast, ich könnte es ihm erzählen?«
»Von mir aus kannst du ihm erzählen, was du willst«, sagte ich achselzuckend. »Eric und ich haben uns heute Nachmittag getrennt.«
Ein kurzer Blick nach oben zeigte mir, dass Tommys Augenbrauen überrascht hochgeschossen waren. Ich sah schnell weg und blickte stattdessen wieder auf die seidigen Härchen auf seinen Armen, über die ich immer noch streichelte.
»Im Ernst?« Auch wenn Tommys Stimme nicht mehr so selbstsicher klang wie vorher, hatte sie den sarkastischen Unterton nicht ganz verloren. »Oje, ich hoffe, das war nicht meinetwegen. Ich möchte auf gar keinen Fall der Grund dafür sein, dass du dich von dem Typen trennst, mit dem du deinen Freund betrügst.«
Ich war zutiefst verletzt. (Wie konnte er in einem Moment, in dem ich in seinen Armen lag – na ja, mehr oder weniger – solche Witze machen?) Ich hörte auf, ihn zu streicheln, und sagte steif: »Bilde dir bloß nichts ein, Tommy. Mit dir hatte das rein gar nichts zu tun. Und weißt du was? Ich bereue es, dass ich dich heute angerufen habe. Lass uns einfach so tun, als hätte es dieses Gespräch nie gegeben, okay? Ehrlich gesagt hoffe ich fast, dass Seth und seine Kumpels wirklich eine Deckenparty veranstalten. Vielleicht nimmst du dann das, was andere Leute sagen, zur Abwechslung mal ernst und bildest dir nicht immer ein, alles zu wissen.«
Mit stolz erhobenem Kopf wirbelte ich herum, um davonzugehen.
Plötzlich passierte genau das, was ich mir insgeheim erhofft hatte: Tommy packte mich nämlich am Handgelenk und hielt mich fest. Und dann griff er auch noch nach meinem anderen Handgelenk, drückte mich (sanft) gegen seinen Jeep und stellte sich dicht vor mich.
Er ließ mich los, stemmte beide Hände rechts und links von mir auf die Motorhaube und beugte sich so weit vor, dass unsere Gesichter nur noch Zentimeter voneinander entfernt waren.
»Ich bilde mir nicht ein, alles zu wissen«, sagte er leise, und sein Blick war so durchdringend, dass er mein Herz zum Rasen brachte. Auf eine sehr angenehme Art, wie ich betonen möchte.
»Nicht?« Ich hatte keine Ahnung, was ich da überhaupt sagte. Alles was ich denken konnte, war: Gleich küsst er mich. Ich weiß es genau, gleich küsst er mich. Gleichzeitig fragte sich
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