Wer heimlich küsst, dem glaubt man nicht (German Edition)
harmloses kleines Lied auf dem Klavier gespielt. Der wahre Star des Abends war Morgan mit ihrer Darbietung von Laureys Traumsequenz aus »Oklahoma!«. Damit will ich nicht sagen, dass Sidneys Darbietung des Kelly-Clarkson-Songs nicht auch gut war. Aber gegen Morgan kam sie damit nicht an.
Kurz darauf lauschten wir vom Zelt aus dem leisen Tapsen von Morgans Spitzenschuhen (die Musik, zu der sie tanzte, war im Zelt kaum zu hören, weil die Lautsprecher alle zum Publikum ausgerichtet waren). Da sagte Eric, der durch einen Spalt in der Zeltplane spähte, obwohl Ms Hayes es ihm – sogar mehrmals – verboten hatte, plötzlich: »Ach, das ist ja interessant! Ich hätte nicht gedacht, dass der sich hertraut.«
Mein Blut gefror zu Eis, denn ich wusste natürlich sofort, von wem er sprach.
Aber Sidney, Seth und die anderen wussten es nicht. Deshalb fragte Sidney: »Dass wer sich hertraut?«
Sie hatte sich bereits hinter ein paar Laken, aus denen Ms Hayes in einer Ecke des Zelts eine improvisierte Umkleidekabine gebastelt hatte, ihr Kostüm angezogen und strich zerstreut die Fransen an ihrem Minikleid glatt.
»Tommy Sullivan«, erklärte Eric. »Er sitzt in der letzten Reihe direkt neben Mr Gatch von der Gazette .«
Sofort liefen alle schnell zu ihm hin, um Tommy Sullivan mit eigenen Augen zu sehen.
Außer mir natürlich.
»Das ist nicht Tommy Sullivan!«, rief Sidney, als sie durch den Schlitz spähte. (Es durfte immer nur einer rausgucken, sonst hätte Ms Hayes uns bemerkt.)
»Aber sicher ist er das«, sagte Seth. »Ich würde diese irren Augen überall erkennen. Könnt ihr euch noch dran erinnern, dass sie die ganze Zeit die Farbe gewechselt haben … voll gruselig.«
»Aber …« Sidney drehte sich verwirrt zu mir um. »Das ist doch der Typ, der vor ein paar Tagen auch am Strand im Yachtclub war. Der, von dem du gesagt hast …«
Ich schüttelte unmerklich den Kopf.
Keine Ahnung, ob sie die Panik in meinen Augen las oder sah, wie mein Herz gegen den dünnen Stoff meiner Bluse schlug.
Jedenfalls schloss sie abrupt den Mund und trat zur Seite, damit Jenna Hicks durch den Spalt schauen konnte
» Das ist Tommy Sullivan?« Jenna pfiff durch die Zähne. »Wow. Heiß.«
»Wie bitte?« Seth klang geradezu beleidigt. »Ist er nicht.«
»Und ob.« Jenna richtete sich wieder auf und sah Sidney und mich an. »Findet ihr nicht auch?«
»Äh …« Mehr brachte ich nicht raus. Mein Mund war plötzlich staubtrocken.
»Ich kann dazu nichts sagen, weil ich nur für einen einzigen Jungen Augen habe!«, flötete Sidney und schlang die Arme um ihren Freund. Dave strahlte und Sidney warf mir über die Schulter seines babyblauen Smokingjacketts hinweg einen bitterbösen Blick zu.
»Ja, äh …«, krächzte ich. »Geht mir genauso.«
Ich wollte Seth umarmen, aber der schüttelte meine Hand ab und lief wie ein Tiger im Käfig unruhig auf und ab.
»Ich kann nicht glauben, dass er wirklich wieder in der Stadt ist«, stieß er wütend hervor. »Und dass er es auch noch wagt, hier aufzutauchen. Was bildet der Typ sich ein? Er muss doch wissen, dass er Prügel bekommt.«
»Hey, hey …«, versuchte ich ihn zu beschwichtigen.
Genau in diesem Moment kam Morgan ins Zelt zurück und rief Sidney zu: »Du bist dran!«
Sidney straffte die Schultern.
»Viel Glück, Sid!« Dave küsste sie vorsichtig auf die Wange, um ihr Make-up nicht zu ruinieren. »Du wirst das toll machen.«
»Hä? Natürlich«, sagte Sidney fast beleidigt, als wäre ihr der Gedanke, sie könne es nicht toll machen, noch nie gekommen (was wahrscheinlich auch der Fall war).
»Dave?«, sagte Seth, sobald Sidney hinter dem Vorhang verschwunden war. »Ich schlage vor, dass wir sofort die anderen Jungs zusammentrommeln. Sie sollen herkommen und dann veranstalten wir gleich nachher eine kleine Willkommensparty für das Arschloch.«
»Was? Heute? Das können wir nicht machen«, protestierte Dave. »Wir haben Sidney und Katie doch versprochen, dass wir abends mit ihnen feiern, wenn sie gewonnen haben.« Er warf Jenna einen entschuldigenden Blick zu. »Sorry, das ist nicht persönlich gemeint.«
»Keine Sorge«, sagte Jenna. »Ich weiß doch, dass ich gegen die beiden keine Chance habe.«
»Mit den Mädchen können wir danach noch feiern.« Seth sah mich an. »Stimmt’s, Süße?«
Ich erwiderte seinen Blick stumm. Aus irgendeinem Grund war ich nicht in der Lage, auch nur ein einziges Wort zu sagen.
»Lasst Tommy Sullivan in Ruhe!«, ertönte plötzlich Morgans
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