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Wer hustet da im Weihnachtsbaum? (German Edition)

Wer hustet da im Weihnachtsbaum? (German Edition)

Titel: Wer hustet da im Weihnachtsbaum? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwig
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versprochen.›»
    «Jaja, aber wer weiß schon, wann das sein wird?», sagte Mama. «Als ich sie heute Morgen angerufen habe, klang sie jedenfalls noch ziemlich krank. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie in diesem Zustand in einen Zug steigt, um zu uns zu fahren. Sie ist ja schließlich nicht mehr die Jüngste.»
    «Aber ziemlich fit für ihre 84», sagte Papa.
    «Ist 84 sehr alt?», fragte Luzie.
    «Wenn du rechnen könntest, dann wüsstest du, dass Tante Traudl genau zwölfmal so alt ist wie du», sagte ich.
    «Ich kann sehr wohl rechnen!», kreischte Luzie.
    «Haha, seit wann das denn? Du kannst doch noch nicht mal eins und eins zusammenzählen, wetten?»
    «Kann ich wohl, wetten?»
    «Ich hab einen Schokoladenweihnachtsmann bekommen, und du hast einen Schokoladenweihnachtsmann bekommen, wie viele Schokoladenweihnachtsmänner haben Papa und Mama also gekauft?», fragte ich.
    «Keinen», sagte Luzie. «Die hat der Weihnachtsmann unter den Baum gelegt.»
    «Okay, wie viele Schokoladenweihnachtsmänner haben wir also?»
    «Keinen.»
    «Haha, bist du blöd!»
    «Bin ich nicht, ich hab meinen bloß schon aufgegessen. Und von deinem ist der Kopf abgebrochen, und da hab ich an den Mann mit ohne Kopf im Fernsehen gedacht, und damit mir nicht wieder schlecht wird, hab ich ihn lieber aufgegessen.» Sie strahlte zufrieden.
    «Du hast meinen Weihnachtsmann gegessen? Na warte!» Ich wollte Luzie festhalten, sie lief um den Baum und ich hinterher.
    «Wehe, du haust mich!», schrie sie. «Dann verrate ich Mama und Papa, wen du drüben …»
    «Miststück!»
    Der Baum wackelte, die Kugeln klirrten.
    «Stopp!», rief Mama. «Lasst den Baum stehen. Helft mir lieber, ihn abzuschmücken.»
    Luzie fing an zu heulen. «Nein! Der Baum muss hierbleiben, der friert doch draußen!»
    «Luzie, du siehst doch selbst, dass der Baum total vertrocknet ist», sagte Mama. «Wenn wir ihn stehenlassen, können wir die Kerzen nicht mehr anzünden, und was ist ein Weihnachtsbaum ohne Kerzen?»
    «Der arme, arme Baum», schluchzte Luzie.
    «Sag mal, Gabi, wie willst du den denn aus der Wohnung kriegen, ohne dass er alles vollnadelt?», wollte Papa wissen.
    «Na, ganz einfach, wir warten, bis es dunkel ist, und werfen ihn dann vom Balkon.»
    «Da können wir nur hoffen, dass Herr Dobelmann das nicht sieht», sagte Papa. «Du weißt doch, was der letztes Jahr für einen Aufstand gemacht hat, dass wir seinen Vorgarten zerstört hätten und so.»
    Mama fing an, das Wachs aus den Kerzenhaltern zu kratzen, während Luzie und ich die Kugeln und Engel und Sterne aus den Zweigen fummelten, in Seidenpapier wickelten und in die Schachteln legten.
    «Den Dobelmann hab ich übrigens heute Morgen bei den Mülltonnen getroffen», sagte Mama. «Er hat gemeint, dass wir ihm ja wirklich leidtäten mit gleich zwei kranken Kindern.»
    «Wie bitte?», fragte Papa.
    «Ich hab’s ja auch nicht verstanden.» Mama drehte sich zu mir um. «Er meinte, du hättest gesagt, dass ihr beide krank wärt, Hannes.»
    Vor Schreck ließ ich eine große rote Kugel fallen. Sie zerbrach in tausend winzig kleine Stückchen.
    «O nein, die schöne Kugel! Die war noch von meiner Mutter. Pass doch auf, Hannes!»
    «Die ist mir aus der Hand gerutscht, tut mir leid, Mama.»
    Immerhin fragte sie jetzt nicht weiter. Außerdem war sie abgelenkt von Luzie, die den nackten Baum umarmte.
    «Luzie! Du schmierst dich ja mit Harz voll.»
    «Ich muss mich doch von ihm verabschieden», jammerte Luzie. «Auf Wiedersehen, lieber Baum.»
    «Von wegen lieber Baum, das ist doch bloß noch ein Gerippe», sagte ich, und Luzie trat mir mit voller Wucht gegen das Schienbein.
    «Du Ratte! Na warte!» Ich kniff sie in den Arm, und sie begann zu heulen.
    Mama hielt sich die Ohren zu. «Habt ihr schon mal was von friedlichen Weihnachten gehört? Am besten, ihr verschwindet und lasst Papa und mich allein hier weitermachen.»
    Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich verschwand. Und zwar in die Wohnung von Frau Moll.

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    5. Kapitel
    Einen Kracher in Ehren kann niemand verwehren

    I nzwischen war Silvester, und ich hatte noch immer keine Idee, wie ich meiner Mutter Bübchen unterjubeln konnte. Langsam wurde die Zeit knapp, bis Frau Moll wiederkam, außerdem fing Bubi an, sich die Federn auszurupfen. Es war sicher sehr langweilig für ihn so ganz allein. Vielleicht konnten ihn eine Runde Fußball und etwas Petersilie aufheitern.
    In der Küche war Mama gerade dabei, Heringe und Zwiebeln

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