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Wer hustet da im Weihnachtsbaum? (German Edition)

Wer hustet da im Weihnachtsbaum? (German Edition)

Titel: Wer hustet da im Weihnachtsbaum? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwig
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kleinzuschnippeln.
    Silvester gibt es bei uns immer Heringssalat mit Roter Bete. Der Hering ist okay, aber auf die roten Rüben könnte ich gut verzichten.
    Luzie saß auf dem Küchentisch und bohrte ihren Finger in einen Berliner.
    Ich öffnete den Kühlschrank und tat so, als wollte ich mir nur etwas zu trinken holen.
    «Was willst du denn mit der Petersilie, Hannes?»
    Meine Mutter hat ihre Augen überall, sogar im Rücken.
    «Äh … ich, ich hab mal gehört, dass die ganz viel Vitamin C hat, und mich kratzt es so im Hals und …»
    «Sag mal A.»
    Ich machte den Mund auf, und Mama spähte hinein. «Ich kann nichts sehen.»
    Ich hustete laut, um zu zeigen, dass ich dringend Vitamin C brauchte, aber das war ein Fehler.
    «Das mit dem Husten ist wirklich komisch», sagte Mama. «Vorhin hab ich Herrn Dobelmann auf der Treppe getroffen, und der meinte auch, es wäre nicht normal, dass Kinder so viel husten. Ob wir in der Wohnung rauchen würden. Unverschämtheit!»
    «Ich huste ja gar nicht», sagte Luzie und schleckte sich das Pflaumenmus vom Finger.
    Mama nahm mir die Petersilie weg. «Lass mal, die brauche ich für den Heringssalat. Du bekommst Hustensaft.»
    «Ich will auch welchen!», plärrte Luzie.
    «Ich denke, du hast keinen Husten», sagte Mama.
    «Aber Hannes hat doch auch keinen Husten, der hat nur einen Vogel, der immer –»
    Nun bekam ich einen echten Hustenanfall.
    «Luzie, lässt du wohl die Füllung in den Berlinern! Und Hannes, mit dir gehe ich im neuen Jahr gleich zum Arzt. Vielleicht hast du ja eine Allergie, da hustet man auch, ohne erkältet zu sein.»
    «Gegen was soll ich denn allergisch sein?», sagte ich. «Wir haben ja keine Tiere in der Wohnung.»
    «Allergisch kann man gegen alles sein, gegen Hausstaub, Nüsse, Blumen …»
    «Und gegen Schokolade?», fragte Luzie.
    «Auch gegen Schokolade», sagte Mama.
    Jetzt war die Gelegenheit.
    «Bist du eigentlich schlimm allergisch, Mama?»
    Mama wischte sich die Tränen aus den Augen. Sie weint immer beim Zwiebelschneiden. «Allergisch, ich? Wieso?»
    «Na, weil du immer sagst, wir könnten kein Haustier haben, weil du allergisch bist gegen Fell und –»
    «Federn und gegen Fischschuppen wahrscheinlich auch.» Mama lachte.
    «Hast du es denn schon mal versucht?»
    «Was soll ich versucht haben?»
    «Na, wie allergisch du bist, wenn … na, wenn zum Beispiel ein Vogel in der Nähe ist.»
    Mama lachte nicht mehr. «Hannes! Das Thema hatten wir schon hundertmal. Ich möchte kein Tier in der Wohnung. Du und Luzie macht schon Unordnung genug.»
    «Aber so ein kleiner Vogel, das ist doch ganz was anderes als ein Hund oder eine Katze, ich meine, den merkt man ja gar nicht, mit dem muss man nicht Gassi gehen oder so.»
    «Genau, und der frisst auch nicht viel, weil er nämlich ganz klein ist, und blau ist er auch», meinte Luzie.
    Ich warf ihr einen warnenden Blick zu, aber Mama hatte uns gar nicht zugehört. Sie öffnete den Speiseschrank und wühlte darin herum.
    «Apropos Gassi, die Geschäfte machen gleich zu. Holst du mir schnell noch zwei, drei Zwiebeln und ein Glas Mayonnaise aus dem Supermarkt, Hannes?»

    Ich hatte schon Zwiebeln, Mayonnaise und Petersilie in meinem Korb und stand vor dem Regal mit dem Tierfutter. Welches mochte wohl das richtige für Bubi sein: das Mauser-Menü oder die Knabbersticks mit Ei und Blütenpollen für Großsittiche? Gehörte Bubi überhaupt zu den Großsittichen? Ein Sittich war er, aber groß eher nicht.
    «Hier bist du falsch!», dröhnte es da hinter mir. Ich fuhr herum. Herr Dobelmann! Verfolgte der einen jetzt schon bis in den Supermarkt?
    «Wieso falsch?», fragte ich.
    «Wenn du Vogelfutter für dein Vogelhaus suchst, dann musst du Meisenknödel nehmen oder Sonnenblumenkerne», erklärte er. «Das hier ist für Exoten.»
    «Exoten?», wiederholte ich.
    Herr Dobelmann sah mich an, als hätte ich sie nicht mehr alle. «Papageien, Wellensittiche, so was eben.»
    Dann ging er weiter zum Regal mit den Fertiggerichten, und ich versteckte mich hinter einer Pyramide aus Katzenfutterdosen – Nehmen Sie drei und Sie bekommen eine gratis! – und hoffte, er würde endlich verschwinden.
    «Wir schließen in fünf Minuten!», rief die Verkäuferin. Herr Dobelmann war nicht mehr zu sehen. Endlich! Ich wollte gerade einen Multivitaminstick mit Nüssen in meinen Korb legen, da baumelte plötzlich ein Meisenknödel vor meiner Nase. Ich stolperte, fiel in den Dosenstapel, und dann passierte das, was man immer nur in

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