Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer hustet da im Weihnachtsbaum? (German Edition)

Wer hustet da im Weihnachtsbaum? (German Edition)

Titel: Wer hustet da im Weihnachtsbaum? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwig
Vom Netzwerk:
lasst den Baum mal liegen, der ist doch viel zu schwer für euch. Ich bring ihn euch gleich nach oben.»
    «Oh, Sie sind ja richtig nett, Herr Dobelmann, und dabei sagt Mama immer, Sie sind ein alter, ekelhaf…»
    Ich warf Luzie einen warnenden Blick zu und hustete laut.
    Der Dobelmann schüttelte den Kopf. «Also, dieser Husten ist wirklich nicht normal, Hannes. Deine Mutter sollte mit dir mal zum Arzt gehen.»
    «Ich werd’s ihr ausrichten.»
    «Na, dann seht mal zu, dass ihr wieder hoch und ins Warme kommt.»
    «Tschüs, Herr Dobelmann!», rief Luzie.

    Es dauerte nicht lange, da klingelte es bei uns an der Tür.
    «Wer ist das denn jetzt?», fragte Mama.
    «Das ist bestimmt Herr Dobelmann, der wollte uns doch den Baum hochbringen», sagte ich.
    Es war Herr Dobelmann. Er sagte: «Bitte schön, wie bestellt!», und drückte Mama einen großen blauen Müllsack in die Hand. Mama machte ein ziemlich dummes Gesicht.

    «Ich habe keinen Sack bestellt.»
    Herr Dobelmann lachte dröhnend. «Sie machen mir Spaß! Natürlich haben Sie keinen Sack bestellt, da sind doch die Zweige drin.»
    Mama kapierte noch immer nichts: «Zweige?»
    «Sie wollten doch die Zweige von meinem Baum für Ihre Balkonpflanzen. Echte Nobilistanne übrigens, dafür zahlen Sie im Laden eine schöne Stange Geld, und Sie kriegen sie frei Haus.»
    «Ach so, ja, natürlich … die Zweige … vielen Dank, Herr Dobelmann, das war doch nicht nötig, das sollten doch die Kinder …», stotterte Mama.
    Herr Dobelmann warf mir einen Blick zu, dann sagte er leise, aber nicht leise genug: «Sie sollten unbedingt mal mit Ihrem Hannes zum Arzt, Frau Trautwein. Diese ständige Husterei ist doch nicht mehr normal. Nachher wäre der mit dem Baum noch zusammengeklappt.»
    «Danke, Herr Dobelmann, danke, dass Sie so besorgt sind, aber ich kümmere mich schon um meine Kinder.»

    «Bei Kindern fällt mir was ein: Sie wissen nicht zufällig, wer mir Silvester den Kracher auf den Balkon geworfen hat?»
    «Kracher? Auf Ihren Balkon? Meine beiden können das wohl kaum gewesen sein, Herr Dobelmann. Ihr Balkon ist ja auf der anderen Seite.»
    «Unter der Wohnung von Frau Moll, genau.»
    «Mein ich doch, man kann ja schlecht um die Ecke werfen.»
    «Stimmt, aber Ihr Hannes hat doch den Schlüssel von der Moll’schen Wohnung, und ich hab ihn auch wieder husten hören, kurz danach landete der Kracher genau in meinem Schirmständer. Ich hab gedacht, mir fliegt das ganze Ding um die Ohren.»
    Ich machte das unschuldigste Gesicht von der Welt, und Mama sagte: «Hannes war es bestimmt nicht, Herr Dobelmann. Der hat den ganzen Abend mit uns vor dem Fernseher verbracht.»
    «Wer’s glaubt. Schönen Abend noch, Frau Trautwein.»
    Mama machte die Tür hinter Herrn Dobelmann zu und hielt vorwurfsvoll den Müllsack hoch.
    «Kann mir mal einer sagen, was wir mit einem Sack voller Tannenzweige machen sollen?»
    Luzie meinte, wir könnten ja einen Besenstiel nehmen, ihn grün anmalen, Löcher reinbohren und die Zweige reinstecken.
    «Das sieht sicher super aus», spottete ich. «Total echt.»
    «Und wie das super aussieht!», schrie Luzie.
    Papa hob beschwichtigend die Arme.
    «Vorschlag zur Güte: Ich gehe morgen Abend los und suche einen neuen Baum, einverstanden? Jetzt möchte ich gern Nachrichten sehen.»
    «Und ich geh rüber, Blumen gießen», sagte ich schnell. Ich hatte schon die Klinke in der Hand, da hielt Mama mich fest. Sie sah mich prüfend an. «Halt mich bitte nicht für blöd, Hannes. Ich weiß, dass du da drüben nicht nur die Blumen gießt.»
    Mir wurde erst heiß, dann kalt. Also hatte Luzie mich doch verpetzt.
    «Ja, weißt du … ich wollte nur …»
    Aber Mama ließ mich nicht ausreden.
    «Silvester warst du doch auch drüben … Da hast du nicht zufällig einen Kracher fallen lassen, der dann zufällig auf Herrn Dobelmanns Balkon gelandet ist?»
    Puh! Gerade noch einmal gutgegangen. Ich machte ein ganz unschuldiges Gesicht. «Manchmal gibt’s schon komische Zufälle.»
    Mama musste lachen. «Soso, und ich hab dir noch ein Alibi gegeben.»

    Bubi hatte fast keinen Platz mehr in seinem Käfig, alles war voll mit Knabbersticks und Hirsekolben und Multivitaminstangen. Ich war nämlich inzwischen ein paar Mal in einem Zoogeschäft gewesen und hatte da fast mein ganzes Weihnachtsgeld gelassen. Aber wenigstens konnte ich sicher sein, in diesem Laden nicht Herrn Dobelmann zu begegnen.
    «Achte darauf, dass dein Vogel immer Ansprache und Beschäftigung hat», hatte

Weitere Kostenlose Bücher