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Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen

Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen

Titel: Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Baehr , Christian Boehm
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Deo von Hugo Boss unter die Achseln. Der Typ im Spiegel sieht aus, als ob er heute seiner Braut das Ja-Wort geben würde. Er lacht. Er ist glücklich. Nichts kann ihn mehr aufhalten.
    »Maaark!«
    Mir schwant Übles. Kurz denke ich an Flucht. Aber Barnie fährt das Fluchtfahrzeug. Er ist der Driver, ich bin ihm hilflos ausgeliefert. Langsam öffne ich die Badezimmertür. Im Flur steht ein der Verzweiflung naher Bernhard von Denkwitz. In seiner rechten Hand hält er einen Fetzen, der entfernt an ein Hemd erinnert. Die Löcher darin sind faustgroß. Ich will gar nicht wissen, wie er das geschafft hat.
    »Du bist nackt«, stellt er verblüfft fest.
    »Äh, ja. Ich dusche immer nackt. Du nicht?«
    »Weiß nicht. Doch.« Barnie ist verwirrt. »Hast du zufällig noch ein weißes Hemd da?«
    Nach kurzer Suche und einem langen Entscheidungsprozess, der Luisa zur Ehre gereicht hätte, ist für Barnie eine halbe Stunde später endlich ein passendes Ersatzhemd gefunden. Ein Geschenk von Franziska – ungetragen. Aus der Karl-Lagerfeld-für-H&M-Kollektion. Mir war es immer zu rüschig und verspielt. Ich mag klare Kante. Aber Barnie sieht darin gar nicht schlecht aus. Die schmale Krawatte, die ich auch noch nie getragen habe, ist mein Hochzeitsgeschenk für ihn.
    »Wie viel Zeit haben wir noch?«, frage ich sicherheitshalber, nachdem wir doch einige Minuten mit unvorhersehbaren Ereignissen verplempert haben und ich immer noch in Boxershorts herumlaufe.
    »Zeit ist nicht unser Problem.« Barnie, der Philosoph. »Trotzdem solltest du dir langsam etwas anziehen.«
    Folgsam schlüpfe ich in die Anzughose. Sie passt perfekt. Es gibt nichts Schlimmeres als Hosen, die an den Oberschenkeln zu eng sind und dann auch noch am Bund spannen. Für den Alltag ist der Anzug zu fein. Aber es werden ja hoffentlich noch Gelegenheiten kommen, bei denen ich ihn wieder aus dem Schrank holen kann. Ist ja kein Brautkleid, das man nur ein Mal im Leben trägt. Obwohl – meine Großtante wurde in ihrem Brautkleid beerdigt. Ist bestimmt nicht einfach gewesen, die Tante da reinzuquetschen.
    Wie Luisa wohl aussieht in ihrem Kleid? Wie Uma Thurman in Kill Bill , hoffe ich. Vor dem Hochzeitsmassaker natürlich. Ich schlüpfe in mein blütenweißes Hemd, stopfe es in die Hose und halte Ausschau nach schwarzen Socken.
    »Hast du die Ringe?«
    Mein Trauzeuge klopft sich sämtliche Taschen ab. »Hm, was?«
    »Barnie!« Ich sehe meinen Kumpel böse an. Es gibt Dinge, über die macht man keine Witze. Nicht am Hochzeitstag. Nicht über die Eheringe.
    Grinsend zieht er die handgeschmiedeten Trauringe aus der Innentasche seines Jacketts und hält sie mir unter die Nase.
    »Bitte nicht verlieren, Barnie. Meinst du, das ist möglich?«
    »I’ll do my very best.«
    »Was sagt die Uhr?«
    »Willst du mich jetzt alle fünf Minuten nach der Zeit fragen? Mach dich locker, Mark. Ist doch nur ein Ja-Wort. Du schaffst das.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr.«
    Wider Erwarten pünktlich verlassen wir die Wohnung. Meine Kopfhaut juckt. Vielleicht habe ich zu viel von dem Surferwachs aufgetragen. Immerhin ziert meinen Kopf nun ein perfekter Seitenscheitel nach Don-Draper-Art. Barnie ist der Fahrer, ich nehme neben ihm Platz. »Du weißt, wo’s hingeht?«
    »Ich hatte ungefähr zehn Briefings von deiner Schwiegermutter. Glaub mir, Mark, ich kenne den Weg besser als mich selbst.«
    Die Kirche, in der Luisa und ich uns Gottes Segen abholen werden, liegt etwas außerhalb. Der Pfarrer und Carlo kennen sich von früher. Ein frommer Theologe, wie man hört. Ich hoffe, der gute Mann neigt nicht zur großen Geste. Sonst könnte meine Hochzeit eine wirklich komische Inszenierung werden. Oder, was noch schlimmer wäre: absurdes Theater.
    »Hast du echt kein Navi?« Ich weiß, dass ich Barnie mit meiner ewigen Fragerei nerve, aber ich glaube, wir sind schon mindestens zweimal falsch abgebogen.
    »Zum hundertsten Mal: Nein!«
    »Wenigstens eine Landkarte?«
    »Schau doch mal ins Handschuhfach, wenn’s dich beruhigt.«
    Dort finde ich tatsächlich allerlei ADAC-Material. Von Süditalien bis zu den griechischen Inseln ist so ziemlich alles dabei. Aber im Moment hilft uns das nicht weiter. Dafür beginnt leider schon in zehn Minuten die Vorstellung, und ich bin mir sicher, dass wir im Kreis fahren. Und zwar seit mindestens zwanzig Minuten. Nur Barnie beteuert, dass das ganz andere Bäume sind als vorhin. Vielleicht bin ich jetzt doch nervös.
    Endlich die Kirche. Sie steht auf einem Hügel, einsam

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