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Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen

Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen

Titel: Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Baehr , Christian Boehm
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bin plötzlich hellwach. »Scheiße«, sage ich ganz unbräutlich.
    »Ja, ich weiß. Pass auf, ich wollte dir nur Bescheid sagen, damit du dein Handy in Hörweite behältst, während du deine Haare föhnst oder was weiß ich. Wir haben ja noch ein bisschen Zeit. Ich fahre jetzt erst mal auf die Baustelle und schaue, ob sie vielleicht dort eingeschlafen sind.«
    »Okay.« Ich werfe einen Blick auf mein Handy, auf dem zehn Anrufe in Abwesenheit von meiner Mutter angezeigt werden. »Falls dir diese Information weiterhilft, mein Vater ist offensichtlich auch nicht nach Hause gekommen.«
    Während ich Rührei mache, beruhigt Francesco am Telefon unsere Mutter. Nein, sie müsse sich gar keine Sorgen machen, Papa habe auch bei Barnie übernachtet, weil es so spät geworden sei. Er werde sicher bald nach Hause kommen. Meine Güte, mein Bruder ist ein versierter Schwindler. Die armen Schwedinnen.
    Ich behalte mein Handy die ganze Zeit im Auge, aber Mark ruft nicht an. Bilanz des Hochzeitsmorgens: kein Bräutigam, nur ein Trauzeuge und kein Brautvater. Dafür eine hysterische Brautmutter, die alle zehn Minuten anruft und nach dem Verbleib ihres Mannes fragt, und eine fuchsteufelswilde Braut. Was denkt der Sack sich eigentlich, mich am Tag der standesamtlichen Trauung sitzen zu lassen? Gab es günstige Flüge nach Las Vegas oder so? Als es anderthalb Stunden später an der Tür klingelt, bin ich immer noch außer mir vor Wut. Francesco öffnet und bekommt einen Lachanfall, den ich bis ins Badezimmer hören kann.
    »Luisa, ich hab hier einen Sträfling für dich!«, ruft er.
    Ich gehe dem Gelächter nach und sehe einen völlig fertigen Mark in einem uralten Jogginganzug vor mir, der tatsächlich ein bisschen nach Männerknast aussieht. Kurz erwäge ich, ihm eine runterzuhauen. Aber dann erzählt mir Mark in atemberaubendem Tempo die Geschichte von letzter Nacht, und ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten.
    »Na ja«, beginnt er. »Wir waren doch sehr verschwitzt von der Arbeit. Und es war noch so warm draußen. Und wir hatten ja auch ein bisschen was getrunken. Nicht viel. Zwei, drei Bierchen vielleicht. Aber Barnies Idee hat uns trotzdem irgendwie sehr gut gefallen. Also sind wir sofort los. Mit der Trambahn an den renaturierten Teil der Isar zwischen Wittelsbacher- und Reichenbachbrücke mit Sicht aufs Sendlinger Heizkraftwerk. Ein bisschen abkühlen, zur Weideninsel rüberschwimmen. Nackt natürlich, weil wir ja keine Badehosen dabeihatten. Und als wir dann wieder aus dem Wasser kamen, waren unsere Sachen weg. T-Shirt, Hose, Unterwäsche, Handy, Geldbeutel. Alles weg, bis auf Socken und Schuhe. Geklaut, versteckt, was weiß ich. Wahrscheinlich hat sich irgendein Spaßvogel einen Scherz erlaubt. Wir sind also, nur mit Socken und Schuhen bekleidet, zurück zur Straße, ein Taxi aufhalten. Aber leider hat uns die Polizei aufgehalten und gleich mitgenommen. Ich glaube, die haben uns für Perverse oder schlimmer gehalten. Papiere hatten wir ja auch keine mehr. Also, haben die Beamten gesagt, dass sie uns über Nacht dabehalten. Zum Ausnüchtern. Und dann …«
    »Aufhören«, japse ich kichernd und halte mir die Seiten.
    »So witzig war es gar nicht!«, sagt Mark anklagend und schaut zwischen meinem ebenso amüsierten Bruder und mir hin und her.
    »Sei froh, dass ich darüber lache, Mark. Und weißt du, worüber du noch froh sein solltest?«
    »Dass du mir meinen Personalausweis gestern abgeknöpft und zu den Hochzeitsunterlagen gelegt hast?«
    »Stimmt, darüber auch. Und über den Zeitpunkt der Trauung … ach, eigentlich hast du so viele Gründe, mir dankbar zu sein. Deshalb darf ich jetzt für eine Stunde ins Bad, und du musst dich im Schlafzimmer umziehen.«
    »Na gut«, murmelt Mark. »Aber glaub mir, du willst, dass ich vorher dusche.«
    Als ich mein sensationell schönes, kurzes weißes Spitzenkleid trage, mein Gesicht dezent geschminkt ist und meine Haare richtig liegen, bleiben noch ein paar Minuten, um die Heldin des Tages anzurufen.
    »Lilly, du bist ein Engel. Wie hast du sie gefunden?«
    »Ich habe alle Polizeidienststellen abtelefoniert, nachdem ich mit den Krankenhäusern durch war. Auf der Wache waren sie sehr freundlich, nachdem ich ihnen meine Visitenkarte in die Hand gedrückt hatte, und haben mir die Jungs anstandslos mitgegeben.«
    »Danke, das war großartig. Aber sag mal, warum hast du Mark mit seinem Hochzeitsanzug in der Hand nach Hause geschickt, statt ihn sich bei euch umziehen zu

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